Erfunden, liebe Leserinnen und Leser, war das Gespräch mit Theodor Fontane, das wir Ihnen vor einigen Jahren in einer Serie zum Rakoczy-Fest vorsetzen. Die Antworten entstammten zwar Originalzitaten. Aber die Fragen hatten wir dazu gedichtet. Aus gegebenem Anlasshaben wir dieses erfundene Interview nun aus dem Archiv geholt und stellenweise aktualisiert. Wir finden, es ist auch diesmal wieder ein nettes Gespräch geworden. Ob Fontane das genauso sehen würde, können wir allerdings nicht garantieren. 121 Jahre nach seinem Tod kann man ihn leider nicht mehr fragen.
Theodor Fontane: Es ist möglich, dass ein Wink der Badedirektion im Hintergrunde stand. Das nächste Frühjahr wird aber wohl mit Mörtel und Farbe über die historischen Erinnerungen hinweggehen.
Fontane: Meine Frau fängt an, sich zu erholen, und so krepeln wir viele Stunden lang rum und sitzen halbe Nachmittage lang im Schweizerhaus wie auf der Brühlschen Terrasse und sehen auf den Dampfschiffverkehr nieder, froh, nicht auch mit nach der Saline hinaus zu müssen.
Fontane: Kissingen, für kurze Tage ein historischer Ort, ist wieder Kurort und nichts weiter.
Fontane: Max, Rakoczi und Pandur, thuen immer die Hälfte nur. Andre Sprossen auf der Leiter führen auf dem Heilsweg weiter.
Fontane: Lindesmühle, Bodenlaube, unentwegter Saalwein-Glaube.
Fontane: Memmel, Zoll und Messerschmitt, alles wirkt zum Siege mit.
Fontane: Und das fränkische freundliche Wesen, fügt den Schlussstein zum Genesen.
Fontane: In das hiesige Berühmtheitenbuch habe ich mich vor ein paar Tagen einschreiben müssen, erst Menzel mit einem Bild, dann ich mit einem Vers auf Kissingen. Das Menzelbild taxiere ich auf wenigstens 500 Mark, meinen Vers auf 50 Pfennige; das kennzeichnet die Stellung der Künste untereinander; die Reimerei, auch die gute, ist immer Aschenbrödel. Nun, es geht auch so.
Fontane: Wir haben es hier sehr gut getroffen, Hausaufenthalt vorzüglich, alles freundlich, nett und nicht zu teuer, dazu Bekannte verschiedenster Art.
Fontane: In Kissingen, um gerecht zu sein, war es ausgezeichnet, keine Prellerei, keine Unverschämtheit; aber drei Tage in Bayreuth, in jenen Gegenden also, wo Jean Paul die deutsche Gemütlichkeit beschrieb und verherrlichte - daran will ich denken. Die meisten Fremden kamen tatsächlich aus Nebraska, Minnesota, Dakota, Montana, Texas, und mit Rücksicht darauf, so nehm' ich an, traten die Hoteliers als Sioux auf, um die Reisenden möglichst schon auf der Bahnschiene zu überfallen.
Fontane: Im Sommer, wenn unter den Linden kein Lüftchen sich bewegt, da ist des Kaiserreichs Schwerpunkt nach Kissingen verlegt. Denn Bismarck ist auch im Bade ein Recke mit wuchtigem Schritt, und schreibt er nur eine Depesche, dann zittert das Nachbarland mit. Nun soll er dienstlich pausieren, wie's in Schweningers Bulletin heißt. Doch kommen die Diplomaten von überall angereist. Viel schöne Damenherzen erobert der Fürst im Sturm. Die Kurstadt ist ihm dankbar und baut ihm gewiss einen Turm.
Fontane: Über Plagiate sollte man sich nicht ärgern. Sie sind wahrscheinlich die aufrichtigsten aller Komplimente.
Quellen: Die meisten Zitate, die wir für unser fiktives Interview verwendeten, sind dem Fontane-Beitrag in Peter Zieglers für die Freunde des Weltbads Kissingen sehr ergiebigem Buch "Prominenz auf Promenadenwegen" entnommen. Fontanes Bonmot über Plagiate ziert zahlreiche Zitatesammlungen im Internet. Wahrscheinlich haben sie es alle voneinander abgeschrieben.