Nach dem plötzlichen Tod von Dr. Harald Huber im März 2018 war zunächst unklar, wie es mit dessen Hausarztpraxis weitergeht. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) genehmigte schließlich eine Vertreterregelung. Mehrere Ärzte halfen quartalsweise dort aus. Ab Juli 2018 übernahm Michael Brendler die Vertretung. Der hochqualifizierte Anästhesist hatte gerade seine Zusatzausbildung zum Allgemeinmediziner abgeschlossen, aber es fehlte noch die Zulassung. Seit Dezember 2018 ist Brendler nun offiziell als Allgemeinmediziner tätig.
Der 48-jährige Oberfranke kam 2009 als Oberarzt ans St.-Elisabeth-Krankenhaus nach Bad Kissingen, um dort die organisatorische Leitung der Intensivstation zu übernehmen. Zuvor war er zehn Jahre in der Anästhesieabteilung des Klinikums Nürnberg tätig gewesen. Vom St.-Elisabeth-Krankenhaus aus wechselte er später in die Anästhesie-Abteilung des Hammelburger Krankenhauses über.
Die Prüfung war im Mai
Seit Oktober 2014 arbeitete Brendler schließlich als Leitender Anästhesist im Thoraxzentrum in Münnerstadt. Allerdings war er dort nur zu 50 Prozent tätig, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Denn er wollte parallel die Facharztausbildung für Allgemeinmedizin machen. Ein Förderprogramm machte es möglich, dass er zusätzlich zu 50 Prozent in der Bad Kissinger Hausarztpraxis von Dr. Ralph Brath mitarbeitete. „Im Mai 2018 bestand ich die Prüfung zum Allgemeinarzt und konnte Dr. Hubers frühere Praxis dann übernehmen.“
Der ein oder andere kennt Brendler vielleicht auch von einem Notfalleinsatz. 2004 hatte er sich nämlich, damals noch in Nürnberg, zum Notarzt qualifiziert und ist deshalb auch in der Kurstadt in dieser Funktion tätig. Von 2011 bis 2016 war der 48-Jährige zudem Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes in Schweinfurt. Darüber hinaus ist Brendler seit 2010 für die Atemschutz-Untersuchungen der Feuerwehrleute zuständig.
Mehrere Angebote
Interessante Angebote, sich beruflich zu verändern, habe er in jüngster Zeit genug bekommen, sagt Brendler. So habe man ihm unter anderem eine Chefarztstelle in der Notaufnahme einer größeren Klinik in Hessen angeboten. Dass er nun doch lieber als Allgemeinmediziner in Bad Kissingen bleibt, dafür nennt er gute Gründe. Zum einen sei die Familie hier bestens integriert. Seit 2010 wohnen die Brendlers in Reiterswiesen und fühlen sich dort ziemlich wohl. Die Kurstadt biete zudem eigentlich alles, was man so zum Leben braucht, resümiert der Mediziner. „Hier findet man die passende Mischung zwischen gutem Angebot und Geborgenheit.“
Der Patientenstamm, den Brendler übernahm, ist seinen Angaben zufolge sehr groß. Momentan sei er in der Praxis an der Obergrenze angekommen und könne erst mal niemanden neu in die Kartei aufnehmen. Zudem habe er gerade Ärger mit einer Gesundheitskasse, die ein paar seiner Patienten anschreibt und sie dazu auffordert, sich einen anderen Arzt zu suchen. Dabei handelt es sich um Patienten, für die beim Arzt in chronischen Fällen ein bestimmtes Behandlungsprogramm – das Disease Management Programm (DMP) – greift. Brendler ist sauer, weil besagte Gesundheitskasse nicht bei ihm nachgefragt hat, denn sonst hätte er darauf hinweisen können, dass er den Spezialkurs DMP gerade absolviert.
Umzug im Mai
Manchmal kann sich der frischgebackene Allgemeinmediziner aber auch so richtig freuen: Wenn er zum Beispiel sein neues Computerprogramm vorführt, mit dem die Patientenakten jetzt elektronisch geführt werden. Oder wenn er darüber spricht, dass er am 1. Mai mit seinem Team in modernere Räume in der Kapellenstraße 3 umzieht. Apropos Praxis-Team: Mit den fünf Damen im Empfangsbereich seiner Praxis ist Brendler hochzufrieden. „Denn sie wissen einfach alles. Ohne dieses Team hätte ich mich nicht getraut hier einzusteigen.“
Das war ein richtig guter Arzt.