
Seit mehr als 20 Jahren ist für die Kleinbracher der starke Durchgangsverkehr auf der Staatsstraße 2292 Dauerthema in den jährlichen Bürgerversammlungen. Weil Fußgänger nur nach langem Warten über die Straße kommen, hatten die Bürger zum Beispiel in der Versammlung im Jahr 2008 von der Stadt einen Fußgängerüberweg gefordert. – allerdings ohne Erfolg. Immer wieder Thema war dabei auch, dass die Leute mit ihren Autos, von Bad Bocklet aus, an der Bushaltestelle vorbei in den Ort hinein brettern.
Auch die SPD-Stadtratsfraktion hakte mittels Anträgen an den Stadtrat zum Beispiel 2013, 2014 und 2015 zu diesem Thema nach. Es gab zwischendurch Besprechungen und Ortstermine mit dem Staatlichen Bauamt und der Stadtverwaltung, doch der entscheidende Durchbruch zu einer Entschleunigung auf dieser Straße wurde nicht erreicht. Doch jetzt ist eine Lösung in Sicht.
Mehrere Varianten im Gespräch
Seit 2016 hat sich der städtische Bauausschuss erneut mehrfach ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt, sagte Ordnungsamtsleiter Rainer Warzecha im Gespräch mit dieser Redaktion. Dabei seien mehrere Varianten im Gespräch gewesen, die jeweils diskutiert und dann auch wieder verworfen worden waren, weil sie den Verantwortlichen mehr oder weniger tauglich erschienen.
Man hatte beispielsweise überlegt, ob man die "Raser", die von Großenbrach kommen und den Standstreifen für den Bus sozusagen als Abbiegespur ansehen, durch das Aufstellen eines Pflanzkübels abbremsen könnte, sagte Warzecha. "Doch die Stadt darf auf öffentlichem Grund keine Hindernisse platzieren."

Überlegt wurde unter anderem auch, die Bushaltestelle der Staatsstraße mit der für die Stadtbuslinie, unmittelbar hinter der Kirche, zusammenzulegen. Doch das Staatliche Bauamt hatte Bedenken, weil die Überlandbusse oft länger als die Stadtbusse sind. Dann müsste die Grünfläche vor der Kirche umgebaut werden, hieß es damals.
Querungshilfe wurde verworfen
Diskutiert wurde seinerzeit zudem die Schaffung einer Möglichkeit für Fußgänger (Querungshilfe), sicher über die Straße zu kommen. Aber dazu hätte man eine Verkehrsinsel errichten müssen, was wegen der geringen Straßenbreite nicht möglich sei, hatte das Staatliche Bauamt seinerzeit argumentiert. Eine Ampellösung wurde ebenfalls angesprochen. Dann stellte sich jedoch heraus, so die Straßenbaubehörde damals, dass viel zu wenige Leute am Tag über die Straße wollen.
Der Umschwung im Bauausschuss kam schließlich im März 2019, als auf Vorschlag des Staatlichen Hochbauamts hin der Rückbau der bestehenden Bushaltestelle und deren Verlegung direkt an die Staatsstraße Thema wurde. Die Kosten für die Stadt waren mit 10 000 Euro veranschlagt worden. Die Ausschussmitglieder stimmten damals zu, die Schweinfurter Baubehörde mit der Planung zu beauftragen.
Vereinbarung jetzt unterschriftenreif
Im jüngsten Bauausschuss am 17. März 2021 war dies erneut Thema, denn zur Durchführung dieses Rück-, beziehungsweise Umbaus der Bushaltestelle muss, wie zu hören war, eine Vereinbarung zwischen Staatlichem Bauamt und der Stadt Bad Kissingen geschlossen werden. Aber es ging im Ausschuss auch um die Kosten für diese Maßnahme, die sich Hochbauamt und Stadt teilen.
Nach Warzechas Angaben war bislang bei der bisherigen Kostenschätzung nicht bedacht worden, dass auch die gegenüberliegende Bushaltestelle barrierefrei ausgebaut werden muss. Denn die beim Rückbau vorgesehenen abgesenkten Bordsteine seien ohne die entsprechenden Gegenstücke auf der gegenüberliegenden Seite nicht sinnvoll, so der Ordnungsamtsleiter. Der Kostenanteil der Stadt erhöhte sich daher auf 22 000 Euro.
Investition nicht im Etat 2021 vorgesehen
Der springende Punkt dabei: Der Rückbau der Bushaltestelle ist im aktuellen städtischen Etat 2021 nicht eingepreist. "Wir hatten nicht damit gerechnet", sagt Warzecha. Die Kosten müssen also außerplanmäßig genehmigt werden. Laut Geschäftsordnung kann der Oberbürgermeister aber Ausgaben bis zu 20 000 Euro in amtseigener Zuständigkeit regeln. Nach Warzechas Angaben entfällt nämlich nur ein Teil der genannten Summe auf investive Maßnahmen (unter 20 000 Euro), ein anderer auf den Bauunterhalt. Im Bauausschuss ging‘s daher nicht um eine Entscheidung. OB Dirk Vogel wollte die Ausschussmitglieder lediglich in Kenntnis setzen.
Die Vereinbarung muss jetzt noch von der Stadt unterschrieben werden, sagt Gebietsabteilungsleiter Konstantin Arnold vom Schweinfurter Straßenbauamt. Das Papier regelt genau, wer welche Kosten übernimmt. Allerdings seien die Gesamtkosten noch nicht präzise ermittelt, sagt Arnold. Aber er macht Hoffnung: Wenn die Vereinbarung steht, kann’s mit dem Rückbau noch 2021 losgehen.