Der Beruf des Försters war länger als andere eine Männerdomäne. Inzwischen holen aber auch hier die Frauen auf. Seit Anfang September, als Johanna Fikar das Forstrevier Bad Kissingen übernommen hat, sind auch im Zuständigkeitsbereich des Forstbetriebs Bad Brückenau der Bayerischen Staatsforsten immerhin zwei von insgesamt acht Revieren in der Hand von Frauen.
Ein bisschen herumgekommen
Die 34-Jährige ist schon ein bisschen herumgekommen im deutschen Wald. Geboren in Kassel, hat sie in Baden-Württemberg studiert, hatte ein Revier in Rüdesheim und lebte zuletzt in Oberbayern. Nun wechselte sie mit ihrem Mann nach Unterfranken. Der übernahm das Staatswaldrevier Schwärzelbach des Forstbetriebs Hammelburg.
Reich an Laubholz
Das Revier Bad Kissingen ist mit 1965 Hektar Holzbodenfläche eines der größten im Zuständigkeitsbereich des Forstbetriebs Bad Brückenau, erklärt dessen Leiter Wolfram Zeller bei der Vorstellung von Johanna Fikar. Laubhölzer stehen mit einem Anteil von 70 Prozent im laubholzreichsten Revier des Forstbetriebs im Vordergrund.
Buchen machen 36 Prozent aus, sie dominieren, wie Zeller sagt. Eichen kommen immerhin auch auf 24 Prozent. Häufigste Nadelholzart sei die Kiefer mit 13 Prozent vor Fichte, Lärche und Douglasie. Die Tanne habe nur geringe Bedeutung.
Insgesamt beschreibt Zeller das Forstrevier Bad Kissingen als sehr anspruchsvoll. In Bezug auf Klimadaten und Bodenverhältnisse unterscheide es sich deutlich von den anderen Revieren im Forstbetrieb. Die Jahresniederschlagsmenge sei geringer, die Jahresdurchschnittstemperatur höher. Die Eichenvorräte seien groß.
Eichen als Besonderheit
Geografisch erstreckt sich Johanna Fikars Zuständigkeitsbereich im Staatswald, der nicht mit dem von Axel Maunz betreuten städtischen Forst zu verwechseln ist, vom Saaletal im Bereich der Wichtelhöhlen im Süden bis fast nach Premich im Norden. Westlich reiche das Revier bis Wittershausen und Albertshausen und im Osten bilde die Saale bei Hausen/Kleinbrach die Grenze.
Aufwendige Bestände
Ein gewisser Stolz ist herauszuhören, wenn Zeller über die besondere Bedeutung der Eichenbestände im Revier spricht. Die seien zwar aufwendig. Viele Generationen von Förstern seien damit befasst, stets die besten Eichen zu fördern, bis sie hiebreif sind. Dafür sei es dann aber auch „die Krönung, wenn man so wertvolle Eichen ernten“ dürfe.
Johanna Fikar ist nach eigenen Worten „fasziniert“ von der Vielfalt ihres Berufes. Es sei wichtig, „den Wald nicht unter einer Käseglocke“ zu bewahren. „Wald schützen durch Wald nutzen“, das sieht sie als ihre Aufgabe.
15 000 Festmeter Jahreseinschlag
So wie Zeller die Anforderungen beschreibt, dürfte ihr dabei die Arbeit nie ausgehen. Im Revier Bad Kissingen gehe es um durchschnittlich 15 000 Festmeter Jahreseinschlag. Die Bestände müssten vorbereitet werden, der Einsatz der Waldarbeiter und Unternehmer sei zu planen. Dazu kämen Aufgaben in Waldbau, Naturschutz und Erholung, Wegeunterhalt, Verkehrssicherung und Öffentlichkeitsarbeit, berichtet Zeller: „Es gibt viel zu organisieren und zu managen in so einem Revier.“ Außerhalb der Dienstzeiten komme noch die Jagd dazu.
Büroarbeiten sind sogar für Förster unvermeidlich. Deren Anteil ist, wie in anderen Berufen auch, sogar gewachsen. Dennoch verbringt Johanna Fikar ihre Arbeitszeit wie all die Männer, die vor ihr im Revier für die Entwicklung von Eichen, Buchen, Kiefern und all den anderen Baumarten verantwortlich waren, überwiegend draußen.