
Am Mittwochmorgen war es so weit: Veranstalter des Heavy-Metal-Festivals im schleswig-holsteinischen Wacken stoppten den Einlass für Besucher. Wegen des vielen Regens können keine weiteren Fans mehr auf das Gelände, teilten Organisatoren am frühen Morgen mit – kurz vor Festival-Start.
Die "vernünftige Besucherkapazität" sei angesichts der Wetterlage erreicht. "Jede weitere Reise muss mit sofortiger Wirkung eingestellt und storniert werden", hieß es. Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals sei eine derartige Entscheidung gefallen.
Maximilian Förster aus Poppenlauer (Lkr. Bad Kissingen) war zu diesem Zeitpunkt längst vor Ort. Glücklicherweise, sagt er. "Die Anreise war ein Spektakel", erzählt Förster am Mittwochnachmittag telefonisch vom Festivalgelände aus. Der 21-Jährige, der als Chemielaborant bei Merck in Darmstadt arbeitet, hatte sich mit einigen Freunden Sonntag um Mitternacht in Darmstadt auf den Weg nach Schleswig-Holstein gemacht.

Ohne Stau erreichten sie nach sieben Stunden Fahrt am frühen Montagmorgen das Wackener Umland. "Im Umkreis standen wir dann noch einmal sieben Stunden, bis wir auf das Festivalgelände konnten." Als Kleingruppe sei ihnen zu diesem Zeitpunkt noch die Fahrt aufs Campinggelände erlaubt worden. Allerdings mit dem Hinweis, dass sie, sollten sie im Schlamm stecken bleiben, vom Traktor abgeschleppt würden.
Nach zwei Nächten auf dem Campingplatz in Wacken ist die Ausrüstung komplett durchnässt
Nötig wurde das nicht. "Ich weiß, wie ich fahren muss", sagt Maximilian Förster. Sein Skoda steht dort, wo er stehen soll. Vielen anderen aber ist der Schlamm zum Verhängnis geworden. Der Poppenläurer hat nicht wenige Allrad-Fahrzeuge gesehen, die abgeschleppt werden mussten.

Ein Freund, der mit dem Zug nachkam, habe das Festivalgelände nur noch betreten können, weil er die rund 16 Kilometer vom Bahnhof Itzehoe nach Wacken zu Fuß ging. Shuttlebusse hatten zu dem Zeitpunkt ihre Fahrt längst eingestellt.
Auf dem Campingplatz ist nach zwei Nächten inzwischen nichts mehr trocken: "Da ist wortwörtlich Land unter", lacht Maximilian Förster. "Es regnet einfach die ganze Zeit, eigentlich könnte ich in meinen Gummistiefeln schlafen."

Die Stimmung auf dem Festival-Gelände bezeichnete Förster am Mittwochmittag als durchaus "gedrückt". Die Veranstalter versuchten sie "hochzuhalten", aber die Umstände seien schwierig. Teils würden angekündigte Bands gar nicht spielen, teils würden Auftritte auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben. Die Kommunikation von Seiten des Orga-Teams bezeichnete Förster als "sehr dürftig". Letztlich wisse niemand nichts Genaues.
Maximilian Förster stören Regen und Matsch nur bedingt: "Wir sind sehr glücklich, da zu sein."
Dass er persönlich nicht auf den Auftritt einer großen Band hingefiebert habe, sondern sich auf die Konzerte der vielen Kleinen freute, helfe bei den aktuellen Umständen. Wer Musik hören will, suche derzeit einfach auf gut Glück die Bühnen auf. Planbar sei wenig.

Seine Freunde und er seien bislang guter Dinge. "Ab und an kippt die Stimmung kurz, aber wir haben coole Nachbarn." Dass alle auf das Orga-Team sauer seien, verbinde. Prinzipiell sagt Maximilian Förster: "Wir sind sehr glücklich, da zu sein." Vor dem Festivalgelände im Stau zu stehen, angereist sein und nicht eingelassen werden, das wäre viel schlimmer. Schließlich habe die Karte über 300 Euro gekostet. Seine Crew und er seien, Regen hin oder her, noch bis zum Wochenende am Start.
Es ist nicht besonders ratsam (besonders für die Bauern vor Ort und die Eigentümer der Flächen), so lange Autos, Kleinbusse und Camper auf´s Gelände zu schleppen, bis die Wiesen aufgewühlt sind und kein Durchkommen mehr ist. Denn damit ist´s nicht getan. Es regnet stetig weiter und dann müssen alle Autos etc. ja wieder weg.
Wie soll das dann aussehen?
Wie soll man die Wiesen wieder hin bekommen?
Und:
In Reportagen aus früheren Jahren hat man gesehen, wie viel Müll, verlorene/vergessene Gegenstände usw Helfer nach der Veranstaltung zusammensammeln müssen.
Ist es trocken, funktioniert das.
Im Schlamm eingemengt ist es unmöglich und all das Plastik/Glas/Dosen usw bleibt im Boden.
Wenn man so eine Großveranstaltung mit festem Termin bei jedem Wetter durchziehen will, muss man woanders hin.
Es gäbe große Sportstätten, Veranstaltungshallen, Rennstrecken usw, die auch bei nasser Witterung erlauben würden, auf festem Boden zu laufen und zu tanzen (sofern man das Tanzen nennen möchte).
Es gäbe richtige Campingplätze mit befestigten Wegen und (ohne tägliche Leerung) funktionierende Toiletten.
Klar ist´s dann nicht das Gleiche.
Will man es unbedingt im kleinen Wacken auf Wiesen ohne befestigte Infrastruktur (was wohlgemerkt gute Gründe hat und so bleiben sollte), muss man halt vernünftig sein und sich der Natur beugen. Also leider in einem solch völlig verregneten Jahr die Fete mal ausfallen lassen.
Feiern in der Natur geht halt nur, wenn die und das Wetter mitspielen. Tun sie es mal nicht, ist das zu akzeptieren.
Ich weiß, ist schwierig und für viele sehr enttäuschend.
Aber man kann halt nicht alles haben.
Vernunft und Verständnis wären zu wünschen
vielen Dank für Ihre Einschätzung. Super, dass Sie ein gutes Festival erleben! Auch unser Protagonist freut sich sehr, vor Ort sein zu können, hätte sich aber zwischenzeitlich eine klarere Kommunikation seitens des Veranstalters gewünscht. Ob das unter den schwierigen Wetterbedingungen möglich gewesen wäre? Schwer, aus dem trockenen Büro heraus zu beurteilen
Ines Renninger, Redakteurin Main-Post Bad Neustadt