
In den stillen, magischen Stunden der Vorweihnachtszeit, wenn die Abende dunkel sind und die Herzen sich nach Licht sehnen, denke ich als Feuerwehrmann und ehemaliger Leitstellendisponent oft an schicksalhafte Momente. Diese sind nicht nur Einsätze, sondern Geschichten, die zu Herzen gehen und zeigen, wie wichtig Zusammenhalt und Wärme, gerade in der kältesten Zeit des Jahres, wirklich sind.
Besonders in der Integrierten Leitstelle hatte ich mit vielen Menschen Kontakt, die in dieser Jahreszeit Trost suchen. Es gibt Anrufer, die einfach jemanden brauchen, der ihnen zuhört, weil sie sich einsam fühlen. Sie wählen aus Verzweiflung, weil sie niemanden haben, der ihnen Mut zuspricht, die 112. Oft bin ich dann als Zuhörer ein Retter gewesen, fast wie ein Freund am anderen Ende der Leitung. Wenn ich nicht direkt helfen konnte, vermittelte ich an die Telefonseelsorge. Für einige war das ein kleiner Hoffnungsschimmer, der ihnen zeigte, dass sie in ihrer Not nicht allein sind.
Aber es gibt auch die Einsätze, die mein Herz lange begleiten. Einmal wurden wir Feuerwehr gerufen, weil in einer leeren Wohnung eine Kerze auf dem Adventskranz unbeaufsichtigt brannte. Aufmerksame Nachbarn hatten uns alarmiert. Mit geübtem Handgriff öffneten wir das Fenster und löschten die Flamme. Es war ein kleiner Einsatz, und doch sorgten wir so für den Frieden und die Sicherheit in diesem Zuhause. Solche Momente zeigen mir, wie wichtig es ist, dass wir aufeinander achten.
Ein anderer Einsatz bei einem schweren Unfall in der Vorweihnachtszeit bleibt mir besonders nah. Ein Lkw-Fahrer war eingeklemmt und während wir versuchten, ihn zu befreien, sprach ich ihm Mut zu, erzählte ihm von seinen Liebsten und half ihm, stark zu bleiben. Leider verlor er dennoch den Kampf. Einige Tage später besuchte mich seine Familie – Frau und Kinder – um sich zu bedanken. Der kleine Sohn brachte mir ein Bild, das er für mich gemalt hatte. Dieser Moment, die Wärme und das Band, das durch Worte und Hoffnung entstand, berührten mich tief.
Diese Momente erinnern mich und hoffentlich auch andere daran, dass Weihnachten das Fest der Herzen ist. Ein Fest, das uns daran erinnert, dass jeder Mensch jemanden braucht. Ich wünsche mir, dass wir alle etwas mehr Licht in die Welt tragen, mit einem Lächeln, mit Mitgefühl und dem Mut, auf andere zuzugehen – sei es auf die Familie, die Freunde oder auch den Menschen, der gerade alleine ist.
Möge dieses Weihnachtsfest voller Wärme, Frieden und Menschlichkeit sein – eine Zeit, in der wir alle, ob als Teil der Blaulichtorganisationen, im THW, Rettungsdienst, bei Feuerwehr oder Polizei, zusammenstehen und einander nah sind, nicht nur in unseren Einsätzen, sondern vor allem als Menschen.
Text: Markus Ullrich
Foto: Rainer Krapf / Montage: Marina Burger
Markus Ullrich (39) ist Kreisbrandrat im Landkreis Bad Kissingen.
In der Kolumne "Kissinger Adventskalender" schreiben Menschen aus dem Landkreis Bad Kissingen Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.