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Heiligkreuz
Tief verbunden mit der Heimat: Wie sich Norbert und Anita Henning für ihr 63-Seelen-Örtchen Heiligkreuz engagieren
Seit 50 Jahren ist der 75-Jährige Kassier im Heimatverein des Wartmannsrother Ortsteils. Welche Veränderungen er über die Jahre beobachtet und was er sich wünschen würde.
Anita und Norbert Henning wohnen direkt am Dorfplatz in Heiligkreuz.
Foto: Wolfgang Dünnebier | Anita und Norbert Henning wohnen direkt am Dorfplatz in Heiligkreuz.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:12 Uhr

Selbst für viele Einwohnerinnen und Einwohner des Landkreises Bad Kissingen dürfte das beschauliche Heiligkreuz gewissermaßen etwas unter dem Radar fliegen. Der Wartmannsrother Ortsteil schrumpft schon seit Jahren und zählt heute ganze 63 Einheimische.

Viele der Verbliebenen schätzen die Abgelegenheit des Örtchens inmitten großer Wälder. Es gibt seit jeher einen gewissen Zusammenhalt unter den Menschen. Aber angesichts des Bevölkerungsschwundes braucht es Ehrenamtliche, die den Gemeinschaftsgeist hochhalten.

Das beschauliche Heiligkreuz ist bekannt für die idyllischen Wanderwege rund um den Wartmannsrother Ortsteil.
Foto: Thomas Pfeuffer | Das beschauliche Heiligkreuz ist bekannt für die idyllischen Wanderwege rund um den Wartmannsrother Ortsteil.

Zwei davon sind Norbert und Anita Henning. Das Ehepaar steht nicht so gerne im Rampenlicht, versichern beide im Gespräch mit dieser Redaktion. Doch nun naht ein Jubiläum, bei dem eine Würdigung unausweichlich scheint, heißt es beim "Feuerwehrverein & Brauchtumspflege Heiligkreuz e.V.". Denn beim einzigen Verein im Ort ist Norbert Henning bald seit 50 Jahren Kassier. Zusammen mit seiner Frau und einem harten Kern von Helferinnen und Helfern versucht der 75-Jährige, die Dorfgemeinschaft am Leben zu erhalten.

Für die Zukunft des Heimatvereins in Heiligkreuz braucht es ehrenamtliches Engagement

Das wird zunehmend schwerer. Die Zahl der Vereinsmitglieder ist auf 31 geschrumpft. Dem Verein eine Zukunft zu geben, ist bei diesen Rahmenbedingungen kein Selbstläufer, erzählt Henning. Zumal immer neue Herausforderungen auftauchen: Als die Gemeinde 2018 die beiden Feuerwehren von Heiligkreuz und Völkersleier aus Kostengründen fusionierte, blieb einzig der auf Geselligkeit ausgelegte Feuerwehrverein übrig. Im Vereinsregister wurde er 2020 um das Thema Brauchtumspflege erweitert.

Für Norbert Henning war dieser juristische Schritt eher Formsache. Mit seiner 73-jährigen Ehefrau Anita und weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern haben sie die Anliegen des Vereins sowieso schon länger im Blick. Bereits 1973 hatte Henning das Amt des Kassierers in der noch selbstständigen Feuerwehr Heiligkreuz übernommen. Mehr noch: Weil die Ehrenamtlichen in seinem kleinen Heimatort seit jeher knapp sind, sprang er parallel dazu bis 2018 auch als Schriftführer ein.

Heiligkreuz ist für Norbert Henning "der schönste Ortsteil von Wartmannsroth"

Die Ortsgeschichte schrieb er schon lange vorher mit. In jungen Jahren führte er als Bankkaufmann  und Gemeindeschreiber in den Gemeinderatssitzungen Protokoll. "Es war schon spannend", erinnert er sich an die einstige Dorfpolitik. Manches davon hat er in einer Ortschronik festgehalten. Seit der Gebietsreform spiele Heiligkreuz in der Wahrnehmung der Großgemeinde eher eine Nebenrolle, bedauert Henning heute.

Und dies, obwohl Heiligkreuz der "schönste Ortsteil von Wartmannroth ist", so Henning selbstbewusst. Deswegen blieb er seinem Geburtsort selbst während seiner weltweiten Geschäftsreisen als Geschäftsführer in der Holzindustrie treu. Bestätigt sieht er seine Heimatliebe durch das seit Jahren steigende Interesse von Ausflügern auf den Wanderwegen rings um den Ort. "Das hat auch was mit Corona  zu tun", so Henning. Mit dem Trend zu mehr Reisen im eigenen Land entdecken immer mehr Menschen das Schondratal für sich.

Heiligkreuz war lange ein beliebtes Reiseziel für Gäste aus ganz Deutschland

Henning weiß, wovon er spricht. Er wohnt mit seiner Frau mit direktem Blick auf den Dorfplatz. Die Zahl der Gäste, die von dort beim Wandern oder Radfahren freundlich grüßen, habe deutlich zugenommen. Das erinnert an vergangene Zeiten. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts war Heiligkreuz von Gästen aus ganz Deutschland als Sommerfrische geschätzt. Zwei Gasthäuser im Ort freuten sich über viele Übernachtungsgäste.   

Dieser Tage geht es deutlich ruhiger zu. Dennoch empfindet Henning einen kleinen Boom an Tagesgästen. Da sei es förderlich, wenn der Ort die Besucherinnen und Besucher freundlich empfängt.

Die Aufwertung des Dorfes liegt in Heiligkreuz in den Händen der Ehrenamtlichen

Zur Ortsverschönerung hat der Feuerwehrverein am Dorfplatz ein Backhaus errichtet und davor das Umfeld gepflastert, Sitzgruppen aufgestellt sowie als Wahrzeichen ein großes Holzkreuz aufgestellt. Der Verein kümmert sich darüber hinaus auch um Blumenschmuck und etliches mehr. Und wenn es gewünscht wird, legt Henning aus seinem Anwesen übernachtenden Wohnmobilisten schon mal ein Stromkabel nach gegenüber auf den Stellplatz am Backhaus.

2018 stellte der Feuerehrverein ein Holzkreuz als Wahrzeichen in Heiligkreuz aufgestellt.
Foto: Gerd Schaar | 2018 stellte der Feuerehrverein ein Holzkreuz als Wahrzeichen in Heiligkreuz aufgestellt.

Ohne solches Engagement sähe es in Heiligkreuz eher mau aus, findet Henning. Denn: "Von Mitteln zur Dorferneuerung haben wir hier noch nichts gesehen".

Legendäres Vatertagsfest in Heiligkreuz schafft Spielraum für andere Projekte

Zur Finanzierung der Ortsverschönerung übernimmt der Feuerwehrverein seit 2oo7 die Ausrichtung des Vatertagsfestes. Dessen Organisation und Abrechnung fordert Kassier Henning durch immer mehr Vorschriften und Auflagen zunehmend. 2022 knüpfte das Fest nach zwei Jahren Coronapause an die Erfolge der Vorjahre an, zumal es mittlerweile einen legendären Ruf in der ganzen Region hat. Derartige Feste mit mit bis zu 1000 Gästen sind inzwischen rar geworden. Die Einnahmen daraus gaben in den zurückliegenden Jahren den Spielraum für die Sanierung des Schulsaales mit 70 Plätzen samt Einbau einer Küche für Veranstaltungen.

In Heiligkreuz treffen sich am Vatertag traditionell Wandersleute aus der Umgebung.
Foto: Daniel Niebusch | In Heiligkreuz treffen sich am Vatertag traditionell Wandersleute aus der Umgebung.

Engagiert sind Anita und Norbert Henning auch in der Kirche. Norbert Henning war über 20 Jahre Kirchenvorstand. Seit acht Jahren hat seine Frau dieses Amt inne. Vor der Installation des elektrischen Läutwerks läutete sie die Glocken am Kirchturm zu Gottesdiensten und anderen Anlässen per Hand.

Die Hennings wünschen sich mehr Anteilnahme am Dorfleben von Heiligkreuz

Ohne eine lebendige Gemeinschaft der Einheimischen seien die Aktionen nur halb so viel wert, findet Henning, der sich etwas mehr Teilnahme am Vereinsleben wünscht. Gerne wirbt er mit seiner Frau dafür, den Zusammenhalt zu vertiefen, auch wenn beiden dies mit höherem Alter zunehmend schwerer falle. "Es kommt auf jeden Einzelnen an", ermuntert Henning zum Mitmachen.

So auch an den selbst organisierten Busausflügen, wie zuletzt im Juli 2022 für drei Tage an den Bodensee. Erst kürzlich richtete Anita Henning ein Schäufele-Essen im Schulsaal aus. Und alle vier Wochen wird der Dorfplatz zum angesagten Treff, wenn Norbert Henning den Dorfbackofen anschürt. 50 Brote finden dann reißenden Absatz. Im Zuge der Dorferneuerung Dittlofsroda entsteht gerade auch so ein Ofen, freut sich Henning.

Das Zelt für das Vatertagsfest 2023 ist wieder bestellt, trotzdem gibt es Fragezeichen

Viel näher liegt ihm jedoch der eigene Feuerwehrverein mit seinen Nachwuchssorgen. Zwar will Henning trotz gesundheitlicher Sorgen als Kassier eventuell noch eine Weile weiter machen. "Schön wäre es, wenn im Verein mehr junge Kräfte anpacken würden", mahnt er. Denn wegen "Personalnotstandes" stehen laut Henning noch Fragezeichen über der Ausrichtung des Vatertagsfestes 2023. Abschreiben will er das Fest aber keineswegs: "Das Zelt ist sicherheitshalber schon mal bestellt", gibt sich der nimmermüde Vereinskassier halbwegs optimistisch, das in Heiligkreuz einmal mehr die große Sause steigen wird.

 
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