
Arbeiter waren am Donnerstag auf dem Gelände des seit Jahren leerstehenden ehemaligen Luxushotels Fürstenhof an der Saale-Promenade in der Bismarckstraße zugange. Ihr Job: großflächige Gartenarbeiten samt Rodungen. Die Straße war halbseitig gesperrt. Die Arbeiter holzten ab und befreiten die Mauer an der Straße vollständig von Grünzeug. Zu dem Areal gehört auch das nebenan liegende ehemals sehr beliebte Café Schweizerhaus, das ebenfalls seit vielen Jahren leersteht.

Ein Hinweis darauf, dass sich dort etwas tut?
Die Stadt hält sich bedeckt
"Uns ist darüber nichts offiziell bekannt“, heißt es auf Anfrage aus dem Bad Kissinger Rathaus. Mehr Informationen kann die Schweizerin Anne Cheseaux geben. Sie vertritt seit dem Verkauf des riesigen Areals und der Gebäude 2008 die Firma Fürstenhof SA als Geschäftsführerin. Dahinter verbirgt sich ein in der Schweiz angesiedeltes Unternehmen von Investoren aus Russland, die Fürstenhof und Schweizerhaus gekauft hatten und dort ursprünglich ambitionierte Pläne für ein Luxushotel verfolgten.
Cheseaux sagt: "Ich kann den Verkauf des Schweizerhauses an einen neuen Eigentümer bestätigen.“ Bestätigen kann sie auch, dass das Areal nicht mehr – wie ursprünglich geplant – zusammen, sondern getrennt angeboten wird. Das heißt: Während Fürstenhof und Schweizerhaus gemeinsam vermarktet werden sollten, um dort ein neues Luxushotel zu errichten, sollen die Areale und Gebäude nun getrennt verkauft werden.
Dazu Cheseaux: "Wir haben uns diese Trennung lang überlegt und sind zu dem Schluss gekommen, dass das Schweizerhaus nicht unbedingt notwendig ist für das Gesamtprojekt, zumal es auch nicht mit dem Haupthaus (Fürstenhof, Anm. d. Red.) verbunden ist.“
Schweizerhaus soll wieder Restaurant oder Café werden
Bei dem neuen Besitzer des Schweizerhauses handelt es sich um eine familiengeführte GmbH aus dem Raum Bad Kissingen. Der Käufer möchte zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht namentlich genannt werden, da der Verkauf formell noch nicht vollständig abgewickelt ist. Er ist der Redaktion bekannt.
"Das Schweizerhaus ist ein Großprojekt und für Bad Kissingen sehr wichtig. Die Lage ist natürlich sehr prominent", sagt er. Geplant ist, das Gebäude wieder herzurichten. Der Gastronomiebereich im Erdgeschoss soll wieder gastronomisch genutzt werden, entweder als Café oder Restaurant.
Dafür werde man nun Pächter suchen. Zur Gastronomie gehört eine große Außenterrasse, die Waliser-Stube – ein Café im Wiener Stil – sowie ein Festsaal. Der neue Besitzer gerät ins Schwärmen: "Es ist ein Traumplatz mit Blick auf den Rosengarten, den Regentenbau und die Bootsanlegestelle. Das wollen wir wieder gastronomisch herrichten".
Arztpraxen oder Ferienwohnungen in den Obergeschossen
In den beiden Obergeschossen plant er entweder eine Nutzung im Gesundheitsbereich, etwa für Arztpraxen. "Wir wollen gern etwas für den Gesundheitsbereich in Bad Kissingen tun", betont der neue Besitzer. Sollte sich dafür kein Mieter finden, seien auch Ferienapartments oder eine Penthousewohnung denkbar. 400 Quadratmeter stehen dafür in den Obergeschossen zur Verfügung.
Das Schweizerhaus verfügt über 1200 Quadratmeter Gesamtfläche, verteil auf einen Keller, Erdgeschoss sowie zwei Obergeschosse.
Das Gebäude befinde sich baulich in einem ordentlichen Zustand – auch wenn zwölf Jahre Leerstand Spuren hinterlassen haben. "Es ist kein katastrophaler, sondern ein ungenutzter Zustand", berichtet der Käufer. Das Haus sei immer geheizt worden. Insgesamt müsse die Immobilie aber den modernen Ansprüchen angepasst werden, etwa bei den Elektroinstallationen und dem Brandschutz.
Und was ist mit dem Fürstenhof?
Am Verkauf des Fürstenhofs "arbeiten wir weiter mit großer Energie“, betont Anne Cheseaux. Auf dem Gelände sollen ein Hotel sowie Wohnungen entstehen. Derzeit gebe es aber noch keine Informationen zu einem bevorstehenden Verkauf.
Die Rodungsarbeiten hatten nach Informationen der Redaktion nichts mit den Entwicklungen auf dem Areal zu tun.
von: Benedikt Borst, Karl Kovacs und Sigismund von Dobschütz
Der Fürstenhof
Fürstenhof: Die Anfänge des Hotels reichen ins Jahr 1856 zurück. Im Lauf seiner Geschichte wurde die Anlage sowohl als Hotel, als auch als Sanatorium betrieben. Von 1988 bis 2004 betrieb die AWO den Fürstenhof als Diabetes-Reha-Zentrum. 2008 wurde die Immobilie an russische Investoren veräußert, die über die eigens gegründete Fürstenhof SA den Fürstenhof für 80 Millionen Euro zu einem Fünf-Sterne-Hotel umbauen wollten. Gebaut wurde nie, die Baugenehmigung ist 2019 erloschen. 2023 wurden Pläne für einen erneuten Anlauf bekannt, jetzt das Schweizerhaus verkauft.