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Bad Kissingen
Stadt Bad Kissingen macht den Weg frei für Hotelprojekt
Ausschreibungen für ein privates Hotelprojekt an der Stelle des abgerissenen Kurhaushotels hat es schon einige gegeben. Jetzt könnte die Suche zum Abschluss kommen.
Wo früher das Steigenberger Kurhaushotel und das Kurgastzentrum standen. sollen ein Hotel und Angebote für betreutes Wohnen entstehen.
Foto: Siegfried Farkas | Wo früher das Steigenberger Kurhaushotel und das Kurgastzentrum standen. sollen ein Hotel und Angebote für betreutes Wohnen entstehen.
Siegfried Farkas
Siegfried Farkas
 |  aktualisiert: 04.05.2020 02:10 Uhr

Die Suche nach einer Nachfolgelösung für das vor zehn Jahren geschlossene und vor fünf Jahren abgerissene Steigenberger Kurhaushotel hat lange gedauert. Jetzt aber zeichnet sich eine tragfähige Lösung ab. Das Staatsunternehmen Freistaat Immobilien Bayern (Imby), das für das Land die betreffenden Fläche vermarktet, hat auf Anfrage bestätigt, dass es einen Investor gibt, der auf dem Areal des früheren Hotels am Kurgarten und des früheren Kurgastzentrums, "die Errichtung eines Hotels der 4-Sterne-Kategorie sowie die Realisierung von Appartements für Dauerwohnen" plant. Der Freistaat habe "großes Interesse an der Realisierung des Hotelprojekts" schreibt Imby-Geschäftsführer Dieter Knauer. Deshalb sollten Errichtung und Betrieb des Hotels "vertraglich sichergestellt werden".

Debatte um betreutes Wohnen

Die bauplanerischen Weichen für dieses Projekt will die Stadt stellen. Das beschloss der Stadtrat in der bisher ersten und einzigen Sitzung eines Ferienausschusses vergangene Woche mit klarer Mehrheit. Ganz unumstritten war die für das Projekt nötige Änderung des Bebauungsplans Sondergebiet Kurgebiet in der vorgestellten Form aber nicht. Bei dem Projekt geht es laut Tagesordnung um ein Hotel der Kategorie Vier-Sterne oder Vier-Sterne-plus sowie zusätzlich um betreutes Wohnen. Der Hotelanteil löste keine Diskussionen aus, wohl aber das Stichwort betreutes Wohnen.

Vorgesehen sind bei dem Projekt, das der Freistaat mit dem Interessenten wohl bereits seit einem Jahr erörtert, ein Hotel mit 120 bis 140 Zimmern "sowie eine ergänzende Wohnbebauung mit rund 50 barrierefreien Wohneinheiten für betreutes Wohnen" berichtete die städtische Bauverwaltung dem Ausschuss. Diese zusätzlichen Wohnungen würden in Ein-, Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen aufgeteilt. Dazu kämen "Einrichtungen der ambulanten und teilstationären Betreuung und Pflege von Senioren".

9500 Quadratmeter für Hotelnutzung

Als Geschossfläche für die Hotelnutzung gab die Stadtverwaltung 9500 Quadratmeter an. Die Geschossfläche für Dauerwohnen betrage rund 5500 Quadratmeter. Der davon für "Einrichtungen der ambulanten und teilstationären Betreuung von Senioren" vorgesehene Anteil beträgt laut Bebauungsplanentwurf 1500 Quadratmeter. Der Hotelbau soll nach den vorgelegten Plänen etwa dort entstehen, wo bis zum Abriss das Kurhaushotel stand. Der Anteil fürs Wohnen ist in dem Bereich geplant, den einst Kurverwaltung und Kurgastzentrum belegten.

Wirtschaftlich für den Investor darstellbar macht das Projekt wohl ein Rechenexempel: Der Freistaat verkauft die betroffenen Grundstücke nicht komplett und verpflichtet sich zudem, auf den grundsätzlichen Wohnanteil der bei ihm verbleibenden Flächen zu verzichten. Gleichzeitig darf der Investor aber die für die ganze Fläche zulässige Wohnnutzung auf seinem künftigen Anteil konzentrieren. So kommt der Investor auf einen höheren Anteil an Dauerwohnen, den er zur Finanzierung des Gesamtprojekts vermarkten kann, und hält dennoch die Obergrenze von 25 Prozent Dauerwohnanteil im Kurgebiet ein.

Serviced Apartments der bessere Begriff?

Die spannende Frage bei dem Projekt ist der Anteil des betreuten Wohnens und die Frage, was genau damit gemeint ist. In der zitierten Stellungnahme der Imby ist lediglich von Appartements für Dauerwohnen die Rede. Oberbürgermeister Kay Blankenburg und andere erklärten, ein Pflegeheim entstehe dort nicht. Es gehe um Luxuswohnungen. Serviced Apartments sei die treffendere Bezeichnung. Der Begriff "betreutes Wohnen", so der OB, sei irreführend.

Es handle sich um eine "Kollateralnutzung", die ein Luxushotel ermöglicht. Dabei werde das Hotel das Bild prägen. Seine äußere Gestaltung werde abgestimmt auf die Bedeutung dieses Bereichs für die Weltkulturerbebewerbung. Das geplante Hotel werde mehr Zimmer haben als das einstige Steigenberger dort.

Altenheim kaum vorstellbar

Bedenken gegen Aspekte des Vorhabens, vor allem gegen den Anteil des betreuten Wohnens und die Eile bei der bauplanerischen Weichenstellung, trug die CSU vor. Fraktionssprecher Steffen Hörtler begrüßte zwar die "Möglichkeit, dass ein Hotel entsteht". Er erinnerte sich aber auch an kritische Debatten über Seniorenheime im Kurgebiet. Bei dem Areal handle es sich noch dazu um ein Filetgrundstück. Ein Projekt dort müsse zur Belebung der Stadt beitragen. Ein Altenheim könne er sich da kaum vorstellen. Auch könne man den Investor noch nicht einschätzen.

Der Investor wurde im Ausschuss ausdrücklich nicht genannt. Es handelt sich aber um ein im Namen konkret auf das Projekt zugeschnittenes Unternehmen mit Sitz in Berlin. Der Architekt für das Projekt sitzt in Karlstadt.

Zulässige Mischform

Blankenburg erklärte, die Stadt habe noch Gelegenheit, die Sache zu stoppen, falls ihr die Entwicklung doch nicht gefalle. Zweiter Bürgermeister Toni Schick beschrieb das Projekt als "zulässige Mischform" aus den Möglichkeiten, die der Stadtrat bei der Anpassung der Kurgebietssatzung geschaffen habe. Und ob der Käufer tauglich sei, entscheide der Verkäufer des Objekts, also der Freistaat, der bereits ein Jahr mit dem Investor verhandle.

Alle Stadträte überzeugte das nicht. Dagegen stimmten am Ende Steffen Hörtler und Karin Renner (CSU).

 
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  • Atnerva
    Warum wird die Öffentlichkeit nicht über die Identität des potentiellen Investors und des Betreibers informiert.
    Meiner Ansicht nach eine gesetzwidrige Zensur.
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