Dem Boom auf dem Mountainbike-Sektor können sich die beiden Landkreise Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld nicht verschließen. Aus diesem Grund soll die Gesamtlänge der Mountainbike-Strecken in den beiden Kreisen nahezu verdoppelt werden. Doch bei der Ausweisung prallen die unterschiedlichsten Interessen aufeinander, erfuhren die Mitglieder des Vereins Naturpark & Biosphärenreservats Bayerische Rhön jetzt bei ihrer Zusammenkunft in Bad Neustadt.
Run auf E-Bikes
Ein Ausbau ist dem enormen Run auf das E-Bike geschuldet, erklärte Landrat und Vereinsvorsitzender Thomas Habermann eingangs. Darüber hinaus wird der Trend durch die Möglichkeiten der satellitengesteuerten Navigation verstärkt. Um eine unkontrollierte Nutzung der Landschaft zu vermeiden, sei eine Lenkung der Radler unabdingbar – wobei er Zweifel hegt, dass die Freaks sich lenken lassen.
Ansprüche sehr unterschiedlich
Da die Ansprüche der Radler teilweise weit auseinandergehen, sind bei den Planungen der Trails mehrere Spagate zu machen, fuhr Naturpark-Geschäftsführer Klaus Spitzl fort. So seien zum Beispiel derzeit viele Schotterstrecken vorhanden, die für den ambitionierten Mountainbiker wenig attraktiv sind, während der Freizeitradler durchaus zufrieden damit ist. Diese verschiedenen Belange sollten bei einer nachhaltigen Entwicklung berücksichtigt werden.
Bei einem Blick auf das vorhandene Gesamtnetz mit einem Bestand von 750 Kilometern falle das Defizit an Strecken im Vorland der Rhön auf, fuhr Spitzl fort. Darüber hinaus weisen die Strecken einen hohen Anteil von Schotter und Asphalt auf. Ebenso seien Rundstrecken Mangelware.
Erster Entwurf
Ein im Rahmen eines EU-Leader-Projekts erarbeiteter erster Entwurf berücksichtige diese Mängel und weise ein Netz von insgesamt fast 1400 Kilometer auf. Der Schwerpunkt liegt auf dem Landkreis Bad Kissingen, in dem die Mountainbike-Wege von 300 auf 780 Kilometer ausgeweitet werden sollen. Der Landkreis Rhön-Grabfeld ist mit 450 Kilometer schon etwas besser ausgestattet, die aber um ein Drittel verlängert werden sollen.
Nicht alle sind glücklich über die Pläne
Die ersten Reaktionen in den Gemeinden signalisierten aber nicht überall Verständnis, weil eine Beseitigung der letzten „weißen“ Flecken befürchtet wird. Die Vorgehensweise scheint auch nicht überall gut angekommen zu sein, wie aus einer Wortmeldungen eines Betroffenen aus Oberthulba hervorgeht. Dort sei dem Gemeinderat etwas sauer aufgestoßen, dass ihm ein fertiges Konzept ohne vorherige Absprache vorgelegt worden sei.
Auch ein Vertreter aus dem Jagdbereich mahnte, frühzeitig die Betroffenen aus den Revieren anzusprechen, wobei Landrat Thomas Habermann das bisherige Konzept in Hinsicht auf jagdliche Interessen als „verträglich“ einschätzte. Hubert Türich, Abteilungsleiter am Bad Neustädter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, erinnerte zudem an die Sicherungspflicht der Wegeeigentümer.
Abstimmung der Pläne läuft
Klaus Spitzl erklärte jedoch, man befinde sich derzeit noch im Entwurfsstadium. In den betroffenen Kommunen des Landkreises Bad Kissingen seien die Vorschläge bereits einsehbar, während die Gemeinden im Landkreis Rhön-Grabfeld voraussichtlich nächste oder übernächste Woche berücksichtigt werden.
Derzeit werden die Planungen mit den örtlichen und überörtlichen Interessen abgestimmt, um daraufhin die Strecken erneut in Karten darzustellen. Die Strecken müssen daraufhin noch von den beiden Landratsämtern abgesegnet werden. Dieser Prozess soll bis Februar 2019 abgeschlossen sein.