
Einen dritten Nationalpark in Bayern wird es wohl so schnell nicht geben – schon gar nicht in der Rhön. Der Auftritt des designierten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder in Bad Kissingen lässt keine andere Interpretation zu als diese: Spätestens wenn der Kronprinz das Zepter von Horst Seehofer übernommen hat, wird er das konfliktbeladene Thema beerdigen. Am Rande des CSU-Neujahrsempfangs klang das so: Das Thema Nationalpark „kann man nicht ewig hinziehen. So etwas verschleppt man nicht, so etwas entscheidet man, weil das die Leute irgendwann verrückt macht“.
150 Nationalpark-Gegner in Bad Kissingen
Söder sprach zu rund 150 Nationalpark-Gegnern, die vor dem Regentenbau der Kurstadt auf ihn gewartet und rund 11.000 Unterschriften übergeben hatten. Der Finanzminister kündigte eine Entscheidung innerhalb der nächsten zwei Monate an. Diese dürfe nicht gegen die Bevölkerung in der Rhön getroffen werden, „denn prioritär geht es um die Menschen, die dort leben. Ich bin skeptisch ob dieser Nationalparksidee“.
Bei einem Ja müssten alle dafür sein, „und das sehe ich im Moment eher schwierig“. Sollte die Entscheidung gegen die Rhön ausfallen, „muss das Biosphärenreservat dort gestärkt werden“, so Söder.
Söder: Große Skepsis
Bereits zum Abschluss der Klausur der Landtags-CSU im Kloster Banz hatte Söder seine große Skepsis gegen „aufgestülpte Entscheidungen“ der betroffenen Bürger vor Ort deutlich gemacht. Die konkrete Umsetzung eines Nationalparks in den beiden verbliebenen möglichen Regionen hält Söder offenbar für schwierig: An der Donau ist von problematischen Eigentumsverhältnissen die Rede – große, für ein Schutzgebiet notwendige Waldflächen, gehören dort dem Wittelsbacher Ausgleichfonds. Und in der Rhön gibt es zwischen dem federführenden Umweltministerium und dem für die Staatsforsten zuständigen Landwirtschaftsministerium noch immer keine Einigung auf eine mögliche Gebietskulisse.
Umweltministerin Scharf will Bedenken ausräumen
Intern soll Söder vor der CSU-Fraktion in Banz nach Angaben von Diskussionsteilnehmern seine Bedenken gegen einen dritten Nationalpark aber auch wahltaktisch begründet haben: Es fehle schlicht die Akzeptanz bei wichtigen Wähler-Gruppen des bürgerlichen Lagers. Zudem sei in bestehenden Nationalparks wie im Bayerischen Wald die regionale Kritik an dem Großschutzgebiet auch nach Jahrzehnten noch nicht verstummt, soll Söder gewarnt haben.
Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) verweist dagegen auf Nachfrage dieser Redaktion auf eine sehr große regionale Zustimmung gerade im Nationalpark Bayerischer Wald: Dieser sei ein „Erfolgsprojekt“ und ein gutes Beispiel „welche Potenziale für die Region ein Nationalpark entfalten kann“. Mit Bezug auf die Rhön sieht Scharf zudem „ermutigende Signale aus Hessen“ für ein länderübergreifendes Projekt. Sie werde deshalb „den Dialog vor Ort mit großem Engagement weiterführen und Bedenken ausräumen“, so Scharf.
Landrat Habermann: Noch ist nichts entschieden
Für Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann wäre ein Nationalpark in der Rhön eine große Chance für die Entwicklung der Region. „Ich glaube nicht, dass das Thema für Markus Söder endgültig entschieden ist. Da wird er sicherlich noch einige Gespräche führen. Söder weiß, wie wichtig Naturschutz und Umweltschutz den Menschen sind“, so Habermann. Sein Kissinger Kollege Thomas Bold sei weder Befürworter noch Gegner eines Nationalparks. Ihm liege daran, die Bevölkerung bei diesem Thema nicht „auseinander zu dividieren“.
Bündnis-Sprecher für einen Nationalpark setzt auf Seehofer
Claus Schenk, Sprecher des „Bündnis Nationalpark Rhön“, ist der Ansicht, dass die propagierte dritte Schutzzone für Bayern „ganz klar“ weiter Thema ist. Wie er seit Söders Besuch in Bad Kissingen weiß, soll die Entscheidung in München bis Ende März fallen, sagt er auf Anfrage. Da sei Ministerpräsident Horst Seehofer, der den Nationalpark befürwortet, noch im Amt, so Schenk weiter. Seiner Ansicht nach müsse „mindestens ein Gebietsvorschlag“ zur Rhön auf den Tisch, denn die Mehrheit in der Bevölkerung wolle den Nationalpark.
Mitarbeit: Isolde Krapf, Thomas Pfeuffer
Derweil schreitet die Entvölkerung der Rhön nun mit großen Schritten voran. Die Babyboomer (Jahrgang 1955-1969) gehen in den nächsten 15 Jahren in Rente und die jungen Jahrgänge, die deutlich kleiner ausgefallen sind, können die Anzahl der bestehenden Arbeitsplätze bei weiter anhaltender Landflucht nur zu einem kleinen Teil besetzen.
Zurück bleibt eine Rentnerparadies ohne Infrastruktur mit ausreichend Möglichkeit zum Brennholzmachen, solange sie es noch können. Dann werden aus vielen Häusern Ruinen.
Politiker mit Realitätsverlust verschärfen nur die Situation und vertun Chancen.
In all den Diskussionen wird sofort vom Tourismus geredet. Ja glaubt denn wirklich einer, dass dvon die Menschen hier leben könnten?
Auf der anderen Seite macht man durch die weiteren Auflagen den Menschen hier das Leben noch schwerer, abgesehen davon, dass Gewerbe quasi total verschwinden wird, weil die Auflagen und Abstände zu Gwerbeimmobilien immer größer werden.
Sind wir Nürnberger?
Ich bin ein Europäer aus der Oberpfalz. Was seid Ihr?