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BAD KISSINGEN
Leitartikel: Dritter Nationalpark in der Sackgasse
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 26.01.2018 02:48 Uhr

Man muss kein Kaffeesatzleser sein, um nach den jüngsten Äußerungen des künftigen Ministerpräsidenten Markus Söder zu dem Schluss zu kommen: Die Idee, einen dritten Nationalpark in Bayern zu gründen, steht endgültig vor dem Aus. Offen bleiben wohl lediglich noch der genaue Zeitpunkt und die Umstände des offiziellen Endes.

Dieses Ergebnis einer nun schon fast zweijährigen, oft hitzigen Diskussion, hat nur bedingt mit dem anstehenden Machtwechsel an der bayerischen Regierungsspitze zu tun. Zwar war es Horst Seehofer, der im Sommer 2016 mehr oder weniger im Alleingang die Idee eines neuen Nationalparks ausgebrütet hatte. Söders nun geäußerte „Skepsis“ hat aber wenig mit dem noch immer schwierigen Verhältnis der beiden CSU-Alphatiere zu tun. Sie ist vielmehr die logische Konsequenz eines Diskussionsprozesses, der für die CSU zunehmend in eine politische Sackgasse führte.

Seehofers Grundidee: Wahltaktik statt Naturschutz

Wie aber kann es sein, dass eine im Grundsatz gute Idee mit breiter öffentlicher Unterstützung, ein neues Naturschutzgebiet, derart gegen die Wand gefahren wird? Der Hauptgrund des Scheiterns der Nationalparkpläne dürfte wohl darin liegen, dass das Pferd von Anfang an von hinten aufgezäumt wurde.

So war schon Seehofers Grundüberlegung weniger dem dauerhaften Schutz einzigartiger Naturräume in Bayern geschuldet, sondern vielmehr der schnöden Erkenntnis, dass die CSU bei dem auch bei konservativen Wählern sehr populären Thema Naturschutz ausgesprochen schwach auf der Brust ist.

Das Bild der Regierungspartei prägten hier in den letzten Jahren das hartnäckige Eintreten für den Ausbau des Münchner Flughafens oder das brachiale Schleifen eines Schutzgebietes in den Allgäuer Alpen zugunsten neuer Ski-Lifte. Dieses Defizit hoffte Seehofer mit einem Nationalpark auszugleichen – verkannte dabei aber die ablehnende Stimmungslage einflussreicher Bevölkerungsgruppen in den betroffenen Regionen.

Wettkampf nur um die Nationalpark-Verhinderung

Statt des erhofften Wettbewerbs um den prestigeträchtigen Titel, schien es deshalb im folgenden Auswahlprozess in vielen Regionen nur noch darum zu gehen, wie man den Nationalpark am besten verhindern kann. Dass dabei vor allem die Nationalpark-Gegner oft nicht sehr sachlich kämpften, kann man mit gutem Grund kritisch sehen. Zumal die hitzige Stimmung ausgerechnet von führenden CSU-Politikern auch noch angefacht wurde.

Dies ändert aber nichts an der Erkenntnis, dass zunächst im Steigerwald und im Spessart, später auch in der Rhön, ein Nationalpark trotz großer Akzeptanz im weiteren Umfeld nur gegen massive Widerstände in den betroffenen Regionen möglich gewesen wäre – was für eine Regierungspartei wohl politischem Selbstmord nahe käme.

Mit dem Ausschluss von Steigerwald und Spessart und ihren einzigartigen Buchenwäldern verlor die Nationalpark-Idee zudem einen großen Teil ihrer naturschutzfachlichen Begründung. Weder die Donauauen noch die Rhön konnten hier bislang eine wirklich überzeugende Alternative bieten.

Was nun bleibt vom Nationalpark-Streit in Bayern, ist die ernüchternde Erkenntnis, dass eine sachlich-rationale Diskussion um ein emotionales Thema im Zeitalter sozialer Medien offenbar extrem schwierig ist. Und dass auch eine Demokratisierung der Entscheidung keine Befriedung bringt, wenn dabei offen bleibt, wer genau die relevante Bevölkerung ist, deren Willen am Ende maßgeblich sein soll.

Statt den regionalen Zusammenhalt zu stärken, hat die Nationalpark-Debatte zudem gerade in Unterfranken tiefe Risse hinterlassen. Vielleicht können sich Befürworter wie Gegner ja nun in der Erkenntnis treffen, dass die wunderschönen Wälder der Region auch ohne Nationalpark einen besonderen Reiz behalten werden.

 
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  • H. H.
    ...und noch was...
    Zum Thema Naturschutz und Nationalpark Rhön führt Kirchner aus, dass zwei Drittel der Landkreisfläche durch Naturschutz, Landschaftsschutz, Naturpark, Flora-Fauna-Habitat (FFH)und Biosphärenreservat geschützt seien.

    Quelle: http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/lebendige-streitkultur;art433641,9857163
    © Main-Post 2018
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Sie sind meinen Fragen wieder einmal ausgewichen und haben sich erneut entlarvt.
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  • H. H.
    meine Antworten gefallen jetzt gar nicht, oder?
    ..mit Quellenangabe...für jeden Bürger nachzulesen...

    Haben Sie etwas vergleichbares anzubieten?
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    Lieber HeilHK,
    der Verweis auf Kirchner und Bold, beides Nationalparkgegner, warum auch immer, soll Antwort auf meine Fragen an Sie sein?

    So, so zwei Drittel der gesamten Landkreisfläche stehen also derart unter Schutz, dass die Region sich jetzt schon nicht mehr weiterentwickeln kann? Selten so gelacht.
    Ratschlag von mir, nicht jeden Quatsch gedankenlos nachplappern. Einfach einmal eigenes Gehirn verwenden.
    Und dass Bold sich mehr Geld wünscht, okay.
    Im übrigen widersprechen Sie sich andauernd beim Thema Steuergelder, die in die Region fließen sollen. Noch nicht aufgefallen?
    Auf der einen Seite beklagen Sie sich, daß angeblich zugesagte Mittel nicht geflossen sind, auf der anderen Seite möchten Sie die versprochenen 10 Mio€ für den Nationalpark nicht haben. Was denn nun, wollen Sie Geld für die Region haben oder nicht? Oder weiter argumentieren wie es gerade paßt?
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  • H. H.
    Soso...derBold ist gegen NP3! Aha!!
    Daran sieht man ja sehr genau wie gut Sie die Lage einschätzen können..

    Schlaf weiter..
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    Sie sehen Bold als Befürworter, interessant.
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  • H. H.
    Allerdings!
    Und er verkauft die Rhön nochmal...wie schon beim Biosphärenreservat!
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    Im Gegensatz zu seinem Amtskollegen aus dem Rhön-Grabfeld hat es sich doch wohl nicht eindeutig positioniert. Oder ist mir da etwas entgangen?
    Aber gut, ich habe verstanden, daß Sie ihn nicht zu ihren Kreisen zählen.

    Das Biosphärenreservat war aus ihrer Sicht dann wohl auch ein Fehler?
    Welche Nachteile hat dies in ihren Augen gebracht? Für Sie persönlich?
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  • S. S.
    Vielleicht ist Söder tatsächlich mal ein Politiker der vorausschauend agiert und nicht wieder längst überkommenen Ansichten nachhängt. Wer heute noch glaubt, ein Schutzgebiet mit einem Nutzungsverbot für den ökologischten Rohstoff überhaupt, trage zur Lösung der heftig zunehmenden Umweltprobleme bei, der ist absolut von gestern. Wir haben solche Politiker dringend nötig, die nicht versuchen mit Rezepten von gestern, die Probleme von morgen zu lösen.
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    Es geht hier nicht nur um die Lösung von Umweltproblemen, es geht um die Zukunft einer Region.

    Die Lösung von Umweltproblemen liegt aber sicher auch nicht im Abholzen von Wäldern aus Profitgründen.
    Oder glauben Sie, dass bei der Waldnutzung Umweltaspekte im Vordergrund stehen. Dann gehen Sie bitte in den Wald und schauen sich die Rückegassen und den Zustand des Waldes an, nachdem die Holzerntemaschinen zu Gange waren.
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  • S. S.
    Verschwörungstheoretiker und Pessimisten retten die Welt sicher auch nicht.
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    Da haben Sie recht.
    Verweigerer und Oberbedenkenträger aber auch nicht.
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  • H. H.
    Und gerade weil es um die Zukunft der Rhön geht, brauchen wir kein weiteres Schutzgebiet, das unsere Möglichkeiten noch mehr einschränkt!
    Wir haben schon so viele Schutzgebiete zu allerlei Zweck. Auch dafür gibt es Millionenzusagen....nur kommt die Kohle irgendwie hier nicht an!
    Macht doch bitte erst mal ein Projekt fertig, bevor etwas Neues begonnen wird.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Liebe HeilHK,
    werden Sie doch bitte mal konkret.
    Warum brauchen wir kein "weiteres Schutzgebit" (Sie meinen einen Nationalpark)? Welche negativen Folgen befürchten Sie? Welche Möglichkeiten werden eingeschränkt? Und wer hat wann was genau an Geld zugesagt, das Ihrer Meinung nach nicht eingehalten wurde? Sie behaupten immer, da wären Zusagen seitens der Staatsregierung nicht eingehalten worden. Welche Zusagen, für was?
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  • H. H.
    Kuckst Du...
    "Unabhängig davon, wie es mit dem Nationalpark weitergeht, brauchen wir die fachliche Aufwertung des Biosphärenreservats", forderte Bold Unterstützung aus München. Der Freistaat müsse nach der Erweiterung des Biosphärenreservats in der bayerischen Rhön nun Farbe bekennen. Das Umweltministerium habe bereits 2013 eine weitere Einrichtung versprochen, aber bis heute keine Mittel zur Verfügung gestellt: "Wir leisten unseren Beitrag, um voran zu kommen, das muss der Freistaat nun auch tun", betonte Bold.

    Quelle: http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/haus-der-schwarzen-berge-baustart-mitte-januar;art433647,9825685
    © Main-Post 2018
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  • g. r.
    Auf Dauer wird Söder seinen Jagdfreunden diesen Gefallen nicht tun können. Zwar sitzt der Landtag voll davon (z.B. Eck,Vogel, Kirchner), aber die Mehrheit der Bevölkerung geht nicht zur Jagd, sondern fordert fast unisono dringend mehr Naturschutz von einer Regierung und wird deswegen noch mindestens einen Nationalpark in Bayern durchsetzen, auch wenn es der Politikerkaste bislang geschafft hat Teile der Bevölkerung vor Ort mit alternativen Fakten lautstark gegen die Idee zu mobilisieren, ohne den Schrumpfdörfern eine bessere Alternative aufzuzeigen.

    Wen Söder glaubt mit einem "Basta" Ruhe im Volk zu erreichen, wird er ganz sicher vom Gegenteil überzeugt.
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  • H. H.
    Nur mal so zum Nachdenken:
    Hier in der Rhön war in der Bevölkerung Ruhe,
    bis eben diese Schnapsidee auf kam, dass hier NP3 entstehen soll!
    Streicht die Pläne...und es ist wieder Ruhe!
    Reicht den das Reservat nicht? Macht doch erst mal alle Versprechungen wahr!
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  • g. r.
    Wer bitte hat denn was versprochen und gehört der Staatswald denn den Rhönern alleine?

    Blos weil es bestimmten Politikern in den Kram passt, durften die von der Hiebruhe so arg betroffenen Anwohner ihre Meinung und Lügen kund tun, wo sie doch noch nie Wünsche zu dem was im Staatswald passiert anzumelden hatten.

    Die Radaumacher liesen sich leicht mobilisieren, fühlen sich ungemein stark und einig mit Motorsäge in der Hand oder hoch auf Traktor.

    Am Ende dankt ihnen aber niemand, wenn das letzte Gasthaus (siehe Stangenroth), Ruine Aura, Berghaus Rhön oder die Kissinger Hütte, die auch ums Überleben kämpft geschlossen wird und weitere Kindergärten, Schulen, Schwimmbäder folgen. Von Arztpraxen und Geschäften für den täglichen Bedarf ganz zu schweigen.

    Fragt doch mal die Herren Kirchner und Co worauf die Rhöner sonst hoffen dürfen!
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  • H. H.
    Ja.. ich verstehe Sie! Aber ich sehe absolut kein Vorteil, wenn es NP3 heisst und die Geschäfte erst rescht zu machen...
    Und beim Berghaus Rhön??
    Wenn man so mit einem Aushängeschild umgeht wie der Landkreis Bad Kissingen, dann hilft gar nichts mehr und NP3 schon gar nicht1
    Das ist von "amtswegen" aber total versaut worden!
    Vielleicht kommt doch noch ein Pächter,,,hoffentlich!
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  • f. p.
    Das Beste was Markus Söder hätte machen können, wäre das Ende des Nationalparks zu verkünden. Hat er nicht, darf er nicht. Noch ist Seehofer dran. Aber spätestens nach Amtsantritt wird es denn machen. Gott sei Dank, kann ich dann nur sagen. Der größte Mist aller Zeiten den hier diese grün verpflichteten Demonstranten fordern.

    Es ist nachgewiesen, dass in den bisher geschaffenen Nationalparks nicht der große Boom eingesetzt hat, denn in erster Linie will man tourismusmäßig damit Geld verdient und man darf nicht vergessen, kommt ein neuer Nationalpark hinzu, werden bereits bestehenden erheblich Einbußen haben. da kann ich die beiden Punkte nicht unterstützen. Unsere Waldumgebung ist wunderschön und braucht diesen Kaas nicht.
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