Die Bühne am Anger in der Altstadt ist aufgebaut, die Proben laufen auf Hochtouren – es ist alles gerichtet für die Heimatspielsaison 2022, die am Sonntag, 28. August, mit dem ersten Heimatspiel ab 14.30 Uhr beginnt. "Wir freuen uns schon sehr auf die neue Saison", ist Claudia Kind, Vorsitzende der Heimatspiel-Gemeinde, froh, dass es nun endlich wieder losgeht mit der für Münnerstadt besonderen Zeit im Spätsommer, in der bis zu 200 Mitwirkende "ihr" Heimatspiel in der Stadt aufführen.
Das wurde in diesem Jahr gemeinsam mit der Schwedenprozession auch in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes des Freistaates Bayern eingetragen. Mit ein Grund für Museumsleiter Nicolas Zenzen, sich auch auf der Bühne als Schauspieler zu engagieren. Der gebürtige Schwarzwälder ist seit 2018 als Leiter des Henneberg-Museums und Kulturmanager in der Lauerstadt und war maßgeblich an der erfolgreichen Bewerbung für den Eintrag in die Weltkulturerbe-Liste beteiligt.
Als er das Heimatspiel 2021 sah – damals das erste nach der Corona-Zwangspause 2020 – "hat es mich einfach gepackt", erzählt der 45-Jährige. "Die Schutzfrau von Münnerstadt", geschrieben 1927 von Pfarrer Ludwig Nüdling, ist eines der ältesten Volksschauspiele in Franken, es wurde ab 1949 durchgehend jedes Jahr gespielt, bis die Corona-Pandemie kam. Doch die Münnerstädter ließen sich nicht unterkriegen, der Drang, "ihr" Heimatspiel wieder auf die Bühne zu bringen, war zu groß. "Es ist wirklich eine tolle Tradition", ist Zenzen beeindruckt und fügt an: "Das gehört einfach unterstützt."
Perspektive als Schauspieler von der Bühne interessant
Als er sich nun intensiver mit dem Heimatspiel beschäftigte, reifte auch der Gedanke, dort als Schauspieler mitzuspielen. Zuletzt zu Schulzeiten war Zenzen in einer Theatergruppe, nun steigt er als einer der Senatoren im Stück mit einer Sprechrolle ein. Er kann sogar zwei Rollen, nämlich die des Senators Deichmann und des Senators Gessner, was auch für die Heimatspieler wichtig ist, um entsprechend viele Zweitbesetzungen zu haben.
"Natürlich ist es auch erstmal eine interessante Erfahrung, die Perspektive als Schauspieler von der Bühne zu haben", erzählt Zenzen, der bei den Proben wie seine Kollegen bereits sehr textsicher ist. Richtig viel Text haben die Senatoren im Vergleich zu den Hauptrollen wie Bürgermeister, Ottilie oder Michel Stapf zwar nicht. Konzentriert bleiben muss man auf der Bühne aber schon, um den Einsatz nicht zu verpassen.
Wie alle, die beim Heimatspiel auf oder hinter der Bühne mitwirken, wurde auch Nicolas Zenzen herzlich aufgenommen von der Heimatspiel-Gemeinde, "und das als Nicht-Franke", wie er schmunzelnd feststellt. Sein erster Einsatz als Senator ist übrigens erst beim zweiten Heimatspiel am 4. September. Am 28. August ist er dennoch auf der Bühne zu sehen, in einer Statistenrolle als Stadtbürger. Neben Nicolas Zenzen gibt es auch weitere neue Schauspieler. Christian Richter spielt die Rolle des Pfarrers und war bei den Proben gemeinsam mit Zenzen gleich in seinem Element. Wolfgang Wagner tritt als Mönch aus Maria Bildhausen auf.
Wo bekommt man Karten für die Heimatspiel-Aufführungen?
Am 28. August beginnt das Programm um 13 Uhr mit dem Einholen der Feldkasse am Rathaus, ab 13.45 Uhr ist der Festzug durch die Straßen der Stadt. Das Heimatspiel am Anger beginnt um 14.30 Uhr. Nach dem Heimatspiel gibt es ab circa 16 Uhr einen Stadtrundgang mit dem Titel "Heimatspiel – Dichtung, Wahrheit und Legende" (Treffpunkt: Anger). Weitere Vorstellungen sind am 4. und 11. September.
Karten für die Aufführungen können über die Website der Heimatspielgemeinde (www.heimatspiel-muennerstadt.de) oder telefonisch, Telefon (09733) 33 30, vorbestellt und an den Tageskassen bis kurz vor Beginn des Stücks abgeholt werden. Bezahlt werden muss erst vor Ort. Für Kurzentschlossene gibt es die Karten auch direkt an den Tageskassen. Ein Ticket kostet je nach Sitzplatz 15 oder 13 Euro.
