Vor 95 Jahren standen rund 200 Laiendarsteller erstmal auf der Bühne, um die Geschichte von der wundersamen Errettung der Stadt Münnerstadt vor den Schweden zu erzählen, die Pfarrer Ludwig Nüdling geschrieben hatte. Das Heimatspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt " war geboren. Die Schwedenprozession an Mariä Geburt am 8. September ist noch viel älter und geht ebenfalls auf eine Belagerung der Stadt durch die Schweden im Jahr 1641 zurück.
Drei Aunahmen in Nürnberg
Ludwig Nüdling hat den Schwur, fortan die Errettung mit einem Feiertag und einer Prozession zu danken, ans Ende des Heimatspiels gesetzt. Beides gehört also zusammen und so sind die Schwedenprozession und das Heimatspiel "Die Schutzfrau von Münnerstadt " auch gemeinsam in das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
"Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes ist seit März um zehn kulturelle Ausdrucksformen reicher. Unsere Bräuche, Feste, Musik, Naturwissen und traditionellen Handwerkstechniken sind wichtiger Bestandteil unserer Heimat. Die besondere Atmosphäre der Kaiserburg bietet daher auch den perfekten Rahmen, um drei der diesjährigen Neuaufnahmen zu würdigen und auszuzeichnen", betonte Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei der Urkundenübergabe am Montag im Rittersaal auf der Kaiserburg in Nürnberg. Mit aufgenommen wurden auch der Betrieb der Mainfähren in Franken und das Coburger Friedensfest in Meeder.
Die Pflege und der Erhalt der Traditionen genießen in Bayern einen sehr hohen Stellenwert. Bayern habe die Bedeutung des Immateriellen Kulturerbes früh erkannt und neben dem Bundesverzeichnis 2013 als erstes Bundesland ein eigenes Landesverzeichnis eingerichtet. "Das Verzeichnis dokumentiert mit bereits 66 Einträgen den kulturellen Reichtum Bayerns und macht das persönliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger sichtbar."
Der Mensch steht im Mittelpunkt
"Das ist nicht irgendeine Auszeichnung, da muss man schon etwas vorweisen können" betonte der Minister. Es gehe um überliefertes Wissen und Können und traditionelle Handwerkskunst. "Was steht im Mittelpunkt? Der Mensch." Heimat sei nicht nur statisch. "Heimat gibt Sicherheit und Gefühle, Heimat ist etwas ganz Besonderes", so Albert Füracker . Die Bewerbung für die Aufnahme in die Landeslist sei mit ganz viel Arbeit verbunden. "Die Arbeit hat sich gelohnt", betonte er. "Sie setzen sich mit viel Herzblut, mit persönlichem Zeitaufwand für ihre Tradition ein. So halten Sie Ihre Bräuche lebendig", sagte Traudi Siferlinger, die die Moderation übernommen hatte. "Sie und wir alle können stolz sein."
Spannende Aufgabe
Professor Dr. Daniel Drascek, Vorsitzender des Expertengremiums, stellte das neunköpfige Gremium vor, das die Entscheidung gefällt hatte. Das sei eine spannende Aufgabe gewesen.
Anschließend ging Daniel Drascek auf die drei Neuaufnahmen ein, Traudi Siferlinger interviewte die jeweiligen Akteure, am Ende überreichte Albert Füracker die Urkunden. Ganz besonders die Münnerstädter nutzten die Gelegenheit, sich als Preisträger ins rechte Licht zu setzen. Sie zeigten Szenen aus dem Heimatspiel und beantworteten Fragen rund um die Geschichte und die Schwedenprozession zu den Stadttoren .
