Wer ihn nicht kennt, hat etwas verpasst. 1,86 groß, knappe 118 Kilo schwer, athletische Figur und flinkes Mundwerk. Peter Kleinhenz weiß, was er will. Schon damals als junger Fußballer in Hausen bei Bad Kissingen. Dort wurde er geboren, verbrachte mit der alleinerziehenden Mutter eine "spezielle, aber auch schöne Kindheit", spielte unter Trainer Morlock, wie das Hausener TSV-Urgestein noch heute genannt wird, B-Klassen-Fußball.
Verteidiger mit Offensivdrang
Das reichte ihm aber nicht. Über den Post SV in der A-Klasse erreichte er mit dem FC 06 Bad Kissingen und den FC Bad Brückenau Bezirksliga-Niveau. Schon eher die Kragenweite des linken Verteidigers mit Offensivdrang. Als Polizist versah er derweil Dienst in München, Bad Kissingen und an der Autobahn. Sein Haupt-Hobby Fußball ließ ihn aber überhaupt nicht los. Erst B-Schein-Trainer, dann die A-Lizenz. Kleinhenz holt schon immer mehr aus sich raus als das Normale. Mit 42 Jahren - er hatte mittlerweile die Beamten-Laufbahn samt Uniform an den Nagel gehängt und einen kleinen Elektro- und Piano-Vertrieb aufgebaut - übernahm er die DJK Waldberg, ein aufstrebendes Team im Rhöner Fußball.
"Das war meine erfolgreichste Zeit, alles intelligente Top-Spieler aus dem Dorf. Direktspiel, Raumdeckung, Angriffsdoppelpressing, absichtliches Freihalten von Spielräumen - da konnte ich meine Spiel-Philosophie, die ich vom englischen Nationalcoach Roy Hodgson gelernt habe, umsetzen", schwärmt Kleinhenz auch heute noch von den Jahren 1992 bis 94. Sie brachten die DJK in die Landesliga. Und damit in die Gunst der Rhöner Fußball-Fans. An den Spitzenbesuch von 2500 Zuschauern an einem Mittwochabend erinnert er sich gern. Denn damals hatte der umtriebige Kleinhenz zur Unterstützung der überlasteten Bratwurststände auf dem Sportplatz einen Döner-Verkäufer aus Bad Kissingen in die Rhön vermittelt, "auch Rhöner essen Döner", warb Kleinhenz damals in allen Zeitungen.
Vom kleinen Vertrieb zum stattlichen Unternehmen
Sein Sportler-Leben gab zeitweise den Takt für das Berufsleben vor. Aber auch in diesem Metier gab er sich nicht mit dem Normalen zufrieden. Als er für seine Mutter mal einen gebrauchten Fernseher von Frankfurt nach Bad Kissingen holen musste, sah Kleinhenz punktgenau eine Geschäfts-Idee. "Bei uns haben alle Häuser gebaut, da blieb nicht mehr viel Geld für einen neues TV-Gerät. Also bin ich nach Frankfurt, wo ein Fernseher schnell als gebraucht galt, hab die hergerichtet und bei uns verkauft", lacht der Selfmademan. Bei einer solchen Fahrt habe er auch mal eine Orgel mitgenommen, dann ein Piano. Aus diesem kleinen Piano-Vertrieb ist nach 38 Jahren ein stattliches Unternehmen geworden. Auch das Hotel seiner Schwiegereltern hat er mit seiner Frau Beatrix ("Sie ist die Chefin, ich der Manager!") wieder in bessere Zeiten geführt.
Nicht nur das. In Reith bei Oberthulba, unweit der Autobahn, treffen sich gerne Jazz- und Blues-Freunde auf und an der Piano-Bühne. Paul Kuhn, Helge Schneider, Axel Zwingenberger, Freddy Cole, Ingrid Arthur, Debora Woodson, George Green, Matthias Bublath und Martin Schmitt sind nur einige der Künstler, die Netzwerker Kleinhenz mit herzlichen Worten begrüßt. Im Schnitt pilgern 300 Jazz-Fans aus einem durchaus ansehnlichen Umkreis von 150 Kilometern zu den Sessions ins beschauliche Reith.
Musikalisch von der Mutter vorbelastet
Und Kleinhenz wäre nicht Kleinhenz, wenn er nicht persönlich auch mitjammen würde. "Mit acht Jahren hatte ich zwar meinen ersten Klavier-Unterricht, musste aber später noch viel hinzulernen", sagt er. Seine Mutter, die viele Instrumente spielte, habe ihn vorbelastet, sein Vater war gar Pianist. Aber erst durch Klavier-Lehrer wie Helmut Brändlein oder Eduard Mendelson bekam er auch hier die Spielreife, die ihn zufriedenstellte.
Seinen 70. Geburtstag wollte er natürlich groß in der Piano-Bühne - sie wird im nächsten Jahr 20 Jahre alt - feiern. Doch Corona lässt das so nicht zu. "Ich werde im Rahmen des Erlaubten Gäste zu mir einladen. Und volles Rohr Blues spielen!", lacht Kleinhenz voller Tatendrang. Und sein stattlicher Körper fängt an zu swingen.