Nach der Europameisterschaft ist vor der nächsten Saison, deshalb trafen sich bereits kurz nach der EM zahlreiche Trainergrößen auf dem Internationalen Trainer-Kongress (ITK) im osthessischen Fulda. Die Aufarbeitung der zurückliegenden Ereignisse in Frankreich mit Überraschungssieger Portugal bildete den Schwerpunkt der Veranstaltung. Aber auch praktisches und taktisches Arbeiten im Stadion von Borussia Fulda standen bei dem dreitägigen Event auf dem Programm. „Der Kongress ist eine zentrale Fortbildung für Trainer mit A-Lizenz oder dem Fußball-Lehrer“, sagt Peter Kleinhenz.
Der 66-Jährige war unter anderem lange Jahre Trainer der DJK Waldberg. In den erfolgreichen Zeiten der Jugendkraft-Kicker schaffte Kleinhenz sogar den Sprung in die Landesliga mit seinem damaligen Team. Die Ausbildung zur A-Lizenz absolvierte er bereits vor Jahren und nimmt seither an zahlreichen Fortbildungen und Kongressen teil. So auch beim ITK in Fulda. Neben Kleinhenz waren auch Thomas Lutz (FC 06 Bad Kissingen), Rüdiger Klug (SV Riedenberg), Stefan Greubel (TSV Arnshausen) und Alfred Kanz (FC Rottershausen) aus dem Landkreis Bad Kissingen vertreten. „Die A-Lizenz ist die Mindestvoraussetzung, um am Kongress überhaupt teilnehmen zu können“, berichtet Kleinhenz.
Fordernde Ausbildung
Eine anspruchsvolle Hürde, immerhin folgt nach der A-Lizenz nur noch der sogenannte „Fußball-Lehrer-Schein“, den alle Trainer von der Regional- bis in die Bundesliga vorweisen müssen. „Ich habe meinen Lehrgang noch zu Zeiten der Deutschen Mark absolviert, das ist schon lange her“, lacht Kleinhenz. Die Trainerausbildung ist fordernd und nicht jeder ist den Ansprüchen gewachsen. Neben der körperlichen Fitness wird auf Methodik, Trainingsaufbau und vor allem auf medizinisches Verständnis viel Wert gelegt. „Als ich meinen Schein gemacht habe, waren wir 20 Lehrgangsteilnehmer und am Ende haben gerade einmal sieben bestanden“, erzählt Kleinhenz.
In Fulda waren diesmal unter anderem Trainergrößen wie Christoph Daum, Dragoslav Stepanovic oder Ralf Rangnick anwesend. Aber auch ehemalige Fußballprofis wie Sebastian Kehl oder Stefan Reinartz, der über sein neuentwickeltes Analyse-Tool „Packing“ berichtete, gaben sich die Ehre. Rund 800 Elite-Trainer und Ausbilder waren der Einladung gefolgt und kamen nach Fulda.
Während des Kongresses berichtete unter anderem DFB-Sportlehrer Bernd Stöber zusammen mit Meikel Schönweitz über die zurückliegende Europameisterschaft und verglich die unterschiedlichen Spielauffassungen und Spielweisen mit denen der deutschen Nationalmannschaft. Über die verschiedenen Perspektiven zwischen Schiedsrichtern und Trainern berichtete Herbert Fandel, Vorsitzender des DFB-Schiedrichterausschusses. Aber auch das moderne Torwartspiel sowie die Anforderungen und Außendarstellung von Trainern waren Teil der Veranstaltung.
Heldt kritisiert Zorniger
Schalkes Ex-Manager Horst Heldt fand bei seinem Vortrag überraschend kritische Worte, als er die zurückliegende Arbeit vom ehemaligen VFB Stuttgart-Coach Alexander Zorninger in einem schonungslosen Rundumschlag als gescheitert betrachtete. Anschließend leitete Christoph Daum eine praktische Trainingseinheit auf dem Sportgelände von Borussia Fulda und verkündete dabei auch seine Ernennung zum Nationaltrainer Rumäniens. „Der Kongress war bestens organisiert und rundum gelungen. Zudem wurden uns zahlreiche Neuerungen mit auf den Weg gegeben“, resümiert Kleinhenz.