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Obererthal
Obererthal: Warum die Landtagskandidaten bei den Bauern ziemlich blass wirkten 
Bauernverband und Maschinenring hatten die Landtagskandidaten eingeladen, um zu erfahren, für welche Politik sie stehen. Schnell gerieten die Bewerber in die Defensive.
Fünf Landtagskandidaten diskutierten auf Einladung des bayerischen Bauerverbands und des Maschinenrings in Obererthal. Von links: René van Eckert (SPD), Mark Decker (Bündnis 90/Die Grünen), Max Hümmer (FDP), Sandro Kirchner (CSU) und Matthias Kleren (Freie Wähler).
Foto: Wolfgang Dünnebier | Fünf Landtagskandidaten diskutierten auf Einladung des bayerischen Bauerverbands und des Maschinenrings in Obererthal.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:26 Uhr

"Die Stimmung unter den Landwirten ist hundsmiserabel", machte ein Diskussionsteilnehmer im Saal des Gasthaus Brust am Donnerstagabend, 31. August, seinem Unmut Luft. Rund 70 Landwirte waren gekommen, um mit den Landtagskandidaten ins Gespräch zu kommen.          

Damit blieb die Teilnehmerzahl hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Kreisobmann Edgar Thomas wertete dies bei der Begrüßung auch als Ausdruck einer gewissen Resignation.

Keine ausgewiesenen Experten

Dennoch herrschte  bei aller Enttäuschung  eine wohlwollende Atmosphäre vor. Ein Manko der dreistündigen Aussprache war schnell ausgemacht: Bei den Kandidaten handelt es sich nicht um ausgewiesene Landwirtschaftspolitiker, wie sie selbst einräumten.  Bei der Einladung zu kommenden Veranstaltungen werde man das berücksichtigen, sagte Thomas.

So blieb es in der sachlichen Aussprache, bei der sich die Kandidaten auf dem Podium kaum gegeneinander in Stellung brachten, überwiegend bei Allgemeinplätzen. Schnell fokussierte sich die Aussprache auf die überbordende staatliche Bürokratie.

"Das wird ja immer mehr", wetterte ein Redner. Inzwischen bestehe die landwirtschaftliche Arbeit zu 60 Prozent aus der Erfüllung bürokratischer Pflichten. Ein Kritiker legte nach: "Wenn das so weitergeht, sind es in zehn Jahren 90 Prozent".

Sandro Kirchner stellte Bayern bundesweit als führend bei der Förderung der Landwirtschaft mit familiären Strukturen dar,  kassierte aber Gelächter, als er als eines seiner Ziele den Bürokratieabbau umriss. "Sie haben ja Recht", räumte Kirchner später ein.  

Bürokratie nimmt weiter zu

Ursache hierfür sei aber auch, dass sich alle beteiligten Behörden mehrfach absichern und mit Fördergeldern verantwortungsvoll umgehen wollen, so Kirchner weiter. Dass Bayern in Sachen Bürokratie besonders schlimm sei, wollte er so nicht stehen lassen. "Das möchte ich erst einmal verifizieren."  

Für Missmut sorgt bei den Landwirten offenbar vor allem, dass bei Anträgen für gleiche Projekte für unterschiedliche Behörden mehrfach Formulare ausgefüllt werden müssen. Doch der verschiedentlich vom Podium geäußerte Vorschlag zur Zusammenlegung von Meldevorgängen  ging den Landwirten nicht weit genug. Max Hümmer sieht eine große Vereinfachung durch die Digitalisierung, weil einmal eingestellte Daten dann stets beibehalten werden könnten.                     

"Zunehmend gegängelt"

"Das ist noch keine Lösung", so eine Rednerin, der die Wendung der Debatte in Richtung Digitalisierung nicht gefiel, zumal viele Ältere mit der Technik überfordert seien.  Grundsätzlich würden die Landwirte zunehmend gegängelt, hieß es auf breiter Front aus dem Publikum mit Blick auf den künftigen Einsatz von Tierwohlbetreuern und zunehmenden Dokumentationspflichten bei Medikamenten über eine Tierarzneimitteldatenbank.  

Besorgniserregend sei, dass selbst Landwirte unmittelbar nach der Ausbildung nicht alleine mit ihren Dokumentationen zurechtkommen, schilderte eine Landwirtin.  Dazu schreite die "Enteignung" über die Flächenstilllegung voran. 

"Keine Planungssicherheit mehr"

"Es gibt keine Planungssicherheit mehr", so ein Landwirt. So sei es kaum möglich, Investitionen über fünf Jahre hinaus zu planen, weil danach vielleicht schon wieder andere Gesetze gelten würden. Große Verunsicherung herrscht unter den Landwirten auch über das jüngst von der EU verabschiedete Naturwiederherstellungsgesetz, laut dem 20 Prozent der Natur wieder hergestellt werden müssen.

Nach ihrer Position zu diesem Gesetz befragt, mussten die Landtagskandidaten passen. "Da müssen wir erst unsere Hausaufgaben machen", räumte Matthias Kleren, zu möglichen Auswirkungen in der Region befragt, ein. "Die Politik hat vor allem auch ein Vermittlungsproblem, folgerte Kreisobmann Edgar Thomas zur Gesetzgebung auf höheren Ebenen.

Kritik an Bioquote

Als weiteres Aufregerthema entpuppte sich die angekündigte Quote von 30 Prozent für den Biolandbau ab 2030. Das könne Marktstrukturen zerstören, weil viele Menschen nicht in der Lage seien, die erforderlichen Mehrpreise zu bezahlen. Keine Pluspunkte sammelte Mark Decker mit dem Vorschlag, Bioprodukte auch steuerlich zu fördern. "Das führt zu neuer Bürokratie", lautete ein Einwand.

Auf wenig Resonanz stieß der Vorschlag von René van Eckert, auch in Bayern, nach dem Vorbild von Nordrhein-Westfalen, eine Enquete-Kommission zur Landwirtschaft mit Vertretern aller gesellschaftlichen Gruppen einzurichten. Zu wenig greifbar erschien den Landwirten angesichts ihrer Sorgen ein anderer Vorschlag von Mark Decker, die Ämter für Landwirtschaft zu lokalen Kompetenzzentren auszubauen. Sandro Kirchner räumte ein, dass dort in den vergangenen Jahren zu viel Personal abgebaut worden sei.

Es gab auch Einigkeit bei den Kandidaten

Einig schienen sich die Kandidaten am Podium, die Politik nicht für alles verantwortlich zu machen. Es gelte, die Vorwürfe jeweils punktgenauer in Richtung Land, Bund oder EU zu adressieren, appellierte Kirchner. Er warb bei den Landwirten dafür, sich stärker politisch zu engagieren. Kreisobmann Thomas wandte ein, dass es immer schwerer zu erkennen ist, welche Ebene für was Verantwortung trägt. Auf jeden Fall wolle man mit der Politik im Gespräch bleiben.

Nicht eingeladen war, wie es hieß, mit Blick auf mögliche Unstimmigkeiten bei den Kandidaten-Nominierungen, der Landtagskandidat der AfD, Holger Engel. Rechtsextremisten sollten sich ein anderes Forum suchen, sagte Thomas.               

 
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Kommentare
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  • Bernd Schuhmann
    Schade Herr Thomas wieder eine Chance für den Berufsstand vertan . Sie sollten einmal unser Landtagswahlprogramm durchlesen .
    Ich werde es Ihnen zu schicken lassen.
    Mit freundlichem Gruß
    Bernd Schuhmann
    Stellvertreter Vorsitzender
    Landesfachausschuss 7
    ( Umweltschutz, Verbraucherschutz und Landwirtschaft
    Mitglied der Landesprogrammkommision der AfD Bayern
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  • Roland Albert
    Naja, keine Ahnung…
    Das von jemandem,der alles und jedes aggressiv kommentiert.
    Seit 40 Jahren erfolgreich selbstständig und dann kommt jemand, der nur anderer Meinung ist und dumme Unterstellungen macht. Den Ball kann ich zurückgeben, Frau Erhard.
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  • Hiltrud Erhard
    Was ist Ihrer Meinung denn nicht richtig! Ich würde mich über einen konstruktiven Beitrag freuen!
    Im Übrigen: Wir hatten bis vor einigen Jahren selbst Landwirtschaft, aber aufgrund des fehlenden Nachfolgers, der fehlenden Betriebsgröße und zu kleinem Hof gab es keine Perspektive!
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  • Hiltrud Erhard
    Ich würde mich freuen, wenn Sie sich doch mit Sachargumenten rühren würden!
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  • Roland Albert
    Digitalisieren schaffen die Bauern nicht…
    Aber das GPS in den großen Traktoren können Sie bedienen.
    Altes Bauerngejammer, hat schon immer funktioniert.
    Wie lange noch?
    Die Jungbauern machen vieles anders, aber das Gejammer haben sie definitiv von den alten klar übernommen.
    Sicher ist die Bürokratie ein Megathema.
    Aber in allen Branchen!!
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  • Hiltrud Erhard
    Ihr Beitrag zeigt, dass sie - einfach gesagt - keine Ahnung haben!
    Die Landwirte sind wahrscheinlich die Berufsgruppe mit dem höchsten Grad der Digitalisierung in der Produktion!
    Das Problem liegt in Berlin wo eine Ideologisierte Landwirtschaftspolitik von einen Vegetarier gemacht wird, der mehr Verbote und Umbaumassnahmen, hin zu seinem Gusto betreibt, anstatt zu verstehen was das eigentliche Thema ist.
    Wären Sie dort gewesen wären Ihnen bei den Ausführungen des Grünen Decker die Gesichtszüge entglitten!
    Genauso verteuert man ins unendliche, hat nicht mal mehr einen Markt für Bio und man richtet einen lebensnotwendigen Berufsstand zu Grunde!
    Aber die Produkte werden trotzdem gebraucht! Daher importiert man lieber den größten Mist aus dem Ausland!
    Hoffentlich halten noch viele Landwirte bis zur nächsten Wahl durch!
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  • Reinhard Rauch
    @Frau Erhard, meine Fragen an Sie sind rein interessehalber: welche ideologischen Gesetze oder Verordungen wurden in den letzten beiden Jahren unter Landwirtschaftsminister Özdemir erlassen, die den Landwirten das Leben schwer machen?
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  • Hiltrud Erhard
    nur Beispiele:
    https://www.agrarheute.com/politik/cem-oezdemir-bislang-so-gut-nichts-fuer-landwirte-erreicht-hat-601305
    Ersten Verordnung zur Änderung der GAP-Direktzahlungen-Verordnung und der Ersten Verordnung zur Änderung der GAP-Konditionalitäten-Verordnung–viel zu spät und keine Planungssicherheit
    Tierhaltungskennzeichnung: Wegen der Probleme wird die Umsetzung auf die nächste Legislaturperiode verschoben! Warum geben jetzt viele Halter auf?
    Düngeverordnung: Sippenhaft statt Verursacherprinzip
    Unfallversicherung: Bauern zahlen dauerhaft mehr
    Aussetzen von Fruchtwechsel und Stilllegung unattraktiv
    Ziel 30-Prozent-Ökolandbau ist pure grüne Ideologie. Verstärkt wird die Problematik durch Absatzschwierigkeiten mancher Bio-Bauern, angesichts hoher Lebensmittelpreise. Wo sind die restlichen 70% Bauer?
    Der Minister bereitet sich doch vor allem auf einen nächsten Karriereschritt in Baden-Württemberg vor!
    Wünschen Sie noch mehr? Würden Sie ihm die Führung Ihres Betriebs anvertrauen?
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  • Sebastian Büchs
    Wie kann Herr Özdemir, der seit 2 Jahren Minister ist , das große Problem
    sein? Bis 2021 mit schwarz besetzen Landwirtschafts-Ressort war alles in bester Ordnung für die Landwirte?

    Hier im Forum ist mir einfach zu viel Wahlkampf-Getöse. Hilft niemandem.
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  • Hiltrud Erhard
    Sehr geehrter Herr Dünnebier!
    Auf welcher Veranstaltung waren Sie? Sicher nicht in Obererthal!
    Ein einziger Kandidat war informiert/vorbereitet! Sandro Kirchner! Er war auskunftsfähig! Bei Bürokratiethemen (Adressat Bund oder EU) oder auch Fragen der Versorgung, des Alters und Anträge hatte er glaubhafte und pragmatische Antworten!
    Dem grünen Decker gehen die Verbote nicht weit genug! 7 zusätzliche Einschränkungen fordert er um grüne Programme und Ideologien durchzusetzen! Auf keine Frage eine Antwort!
    Von Eckert möchte eine Enquetekommission einsetzen, die alles noch mehr regelt!
    FDP... ich weiß gar nicht mehr ob er überhaupt was gesagt hat weil er fehl am Platz war und Kleren mühte sich an dich selbst ab, punktete aber Durch seine Wurzeln.
    Die Themen waren wichtig und richtig!
    Noch mehr Gängelei aus Berlin will die Landwirtschaft nicht! Bayern ist klar an der Seite der Landwirte!
    Glaubhaft war nur einer! Insofern eine eindeutige Empfehlung möglich!
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