Für die einen oder anderen Festivalgänger, die außerhalb Bayerns sozialisiert wurden, ist der kultige Festival-Frühschoppen beim "Ab geht die Lutzi" in Rottershausen (Lkr. Bad Kissingen) womöglich ein kleiner Kulturschock. Doch auf der "Lutzi" gehört Blasmusik fest zum Programm. Die Redaktion war dabei, als Trachtenträger beim Frühschoppen auf tätowierte Festivalfans stoßen.
Die ersten Camper, die noch etwas zerknautscht vom Vorabend dreinblicken, genehmigen sich zur Abwechslung zum gängigen Festivalfrühstück - wie etwa kalte Ravioli aus der Dose oder dem obligatorischen Toastbrot - ein paar Weißwürste und Brezen. Und natürlich urige Blasmusik. So zünftig kann der dritte Festivaltag beginnen.
Der Marktplatz ist bereits gut gefüllt für 10 Uhr in der Früh, als die Spirkenländer Bläser zum Instrument greifen. Ihr Programm umfasst unter anderem die Blasmusik-Evergreens wie "Auf der Vogelwiese ging der Franz" oder den "Böhmischen Traum", erzählt Günther Seufert, der Musikalische Leiter der Blaskapelle. Heuer wird dazu noch gesungen.
Zünftiger Start in den Festivaltag: Weißwurst, Brezel und der Böhmische Traum
Der Auftritt auf der "Lutzi" gehört zu den größten der Blaskapelle, berichtet Stefanie Werner, die Vorsitzende des Musikvereins. "Es werden immer mehr Zuschauerinnen und Zuschauer, je größer das Festival wird". Es gehe bei dieser Veranstaltung vor allem um den Spaß, so Werner, die an der Trompete ihr Bestes gibt.
Die Freude am Spielen merkt man den Blasmusikerinnen und -musikern an. Doch auch beim Publikum, welches sonst eher zu Gitarrenrock oder wummernden Bässen feiert, kommt das Konzert ziemlich gut an.
Für Magdalena und Manuela Krapf aus Hammelburg gehört Blasmusik zur Kultur, sagen sie. Die zwei Schwestern genehmigen sich ein Weißwurstfrühstück auf zwei Bierbänken und lauschen der Musik. Das zünftige Frühstück hat sie vor allem gelockt, gestehen sie. Mal was Gescheites, anstatt wieder die 5-Minuten-Terrine, wie in den letzten zwei Tagen.
Anna Kirchner aus Herbststadt ist mit ihren Freunden zum Frühschoppen gekommen. Sie unterstützen Annas Mutter Regina, die bei den "Spirken" das Tenorsaxofon spielt. "Wir sind da, um sie zu unterstützen", erzählt die junge Frau.
Blasmusik begeistert Festivalfans und Dorfbewohner Rottershausen gleichermaßen
Ein weiterer Frühaufsteher auf dem Frühschoppen ist Hannes Kaplick aus dem brandenburgischen Nuthetal, der ein Bärenkostüm trägt. Er genießt seine Weißwurst auf dem Wiesenboden. Denn die Bierbänke sind bereits besetzt. Auch für ihn ist Blasmusik ein Kulturgut, welches er wertschätzt.
Doch nicht nur die Camper lockt es frühmorgendlich auf den Marktplatz. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner Rottershausens mischen sich bereits unter das Festivalvolk. Gemeinsam genießen sie eines der heimlichen Highlights des "Ab geht die Lutzi"-Festivals.