
Im Moment wähnt sich die Bayernpartei landesweit im Aufwind. So wirbt sie mit steigenden Mitgliedszahlen und vermeldete kürzlich die Aufnahme ihres 6500. Mitgliedes. Zum Vergleich: Die CSU hat in Bayern gut 120.000 Mitglieder.
Im Wahlkreis 603 ist vom proklamierten Mitgliederschub der Bayernpartei bisher wenig angekommen, konstatiert Franz Sadlo, der als Direktkandidat zur Landtagswahl antritt. Der 75-Jährige ist wie bereits bei der Wahl 2018 weitgehend Einzelkämpfer.
Franz Sadlo wünscht sich mehr Austausch mit Gleichgesinnten in Bad Kissingen
Gleich geblieben ist auch ein Wunsch Sadlos: Dass sich mehr Menschen gemeinsam engagieren, mit einer verjüngten Bayernpartei aussichtsreiche politische Alternativen anzubieten. Bisher fährt er zum Schulterschluss mit Gleichgesinnten meistens zum monatlichen Stammtisch nach Kitzingen, wo Bezirksvorsitzender Uwe Hartmann beheimatet ist.
Keineswegs entmutigt hat es ihn nach seinen Worten, dass er bei der vergangenen Wahl 612 Stimmen (0,9 Prozent) eingefahren hat. Auch dieses Mal setzt der politische Einzelkämpfer seine Erwartungen nicht allzu hoch an. "Allenfalls zwei Prozent der Stimmen sind drin", sagt er.
Bayernpartei-Kandidat Franz Sadlo hält sich nicht wirklich für einen Politiker
"Ich bin kein Politiker", stellt der Kandidat klar. Zur Bayernpartei sei er vor über 25 Jahren gestoßen, weil er dieser zu mehr Mitgliedern verhelfen wollte. Während er für seine Partei bayernweit sechs Prozent der Stimmen für möglich hält, gibt er sich bescheidener.
Auch mit großen politischen Versprechungen hält er sich zurück. Dennoch erhofft er sich mit der kommenden Wahl mehr Spielraum für die Ziele der Bayernpartei. Sadlo sieht die Dominanz der CSU in Bayern als gesetzt an, auch wenn er der Staatsregierung fehlende Initiativen bei der Schul- und Wirtschaftspolitik, Gesundheitsversorgung oder Förderung der ländlichen Gebiete vorwirft.
Gleichzeit hält er es für erstrebenswert, dass es der Bayernpartei gelingt, sich gegen die Freien Wähler zu positionieren und auf diese Weise Einfluss auf eine Regierungskoalition zu gewinnen.
Die Rückkehr zur Kernenergie hält Franz Sadlo in Bayern für vorstellbar
"Die Entscheidungen von Rot-Grün sind fürchterlich für Bayern", sagt Sadlo mit Blick auf hohe Energiekosten. Auch wegen seiner beruflichen Erfahrungen mit Kernenergie hat er Windkraft und Kernenergie im Blick. "Wir müssen weg von den Rotorblättern mit ihren Schattenspielen", sagt er zu den Auswirkungen von Windparks in der Landschaft. Für sinnvoller hält er sogenannte Flettner-Rotoren, bei denen, vereinfacht gesagt, der Luftstrom in einer Säule eine Spirale bewegt. Das funktioniere schon im Kleinen bei der Versorgung einzelner Haushalte, aber auch im großen Maßstab mit hohen Türmen.
Zudem könne er sich in die Rückkehr zur Kernenergie speziell in Bayern vorstellen . "In Norddeutschland hätte das wohl wenig Akzeptanz", ist Sadlo überzeugt. Aber in Bayern hält er zur Abdeckung der Grundlast drei Kernkraftwerke für möglich. Wenn, dann aber Druckwasserreaktoren, weil dort die sensible Technik geschützter positioniert sei.
Bayern muss seinen Bildungsvorsprung behaupten, findet Franz Sadlo
Auf jeden Fall müsse Bayern mehr daran arbeiten, seinen Bildungsvorsprung gegenüber den anderen Bundesländern zu halten. Denn er habe in seinem Berufsleben erhebliche Wissenslücken bei Ingenieurskollegen aus anderen Bundesländern allein schon beim mathematischen Grundwissen festgestellt.
Separist sei er keiner, verrät Sadlo. "Die Bayernpartei steht für Europa", plädiert er für eine internationale Ausrichtung. Allerdings sollten aus München über den Finanzausgleich weniger Mittel nach Berlin fließen. Solange der Freistaat aber "weiter Riesensummen" abführen müsse, würden wirtschaftlich schwächere Bundesländer "sich nicht bemühen, ins Plus zu kommen". 150 Plakate möchte Sadlo vor der Wahlentscheidung kleben, um auf sich aufmerksam zu machen.
Beruflich ist der 75-Jährige durchaus in der Welt herumgekommen. Durch seinen früheren Beruf als Werkstoffprüfer sei er viel unterwegs gewesen. Unter anderem habe er einige Jahre in Brasilien gelebt.