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Bad Kissingen
Landkreis Bad Kissingen will 99 Schulräume mit Luftfiltergeräten ausstatten
Die Schulen sind zu, doch die Sachaufwandsträger wollen vorsorgen und Klassenzimmer eventuell mit Luftreinigern ausstatten. Warum der Markt Maßbach dabei die Nase vorn hat.
Ein Luftreiniger (vorn) soll im Klassenzimmer die Aerosol-Konzentration gering halten. Unser Bild zeigt eine Schulklasse in Oldenburg.
Foto: Archiv dpa/Hauke-Christian Dittrich | Ein Luftreiniger (vorn) soll im Klassenzimmer die Aerosol-Konzentration gering halten. Unser Bild zeigt eine Schulklasse in Oldenburg.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:40 Uhr

Bis zur Schulschließung vor den Weihnachtsferien saßen auch im Landkreis überall Schüler*innen mit Jacken, Schals, Mützen und in Decken gehüllt in ihren Klassenzimmern. Denn um die Aerosol-Belastung in den Räumen zu senken, muss regelmäßig gelüftet werden. Diese Situation könnte sich in absehbarer Zeit, wenn der Präsenzunterricht wieder beginnt, in etlichen Schulhäusern verbessern, weil dann dort Luftfilteranlagen stehen, die die Raumluft reinigen.

Der Landkreis zum Beispiel hat an seinen Schulen den Bedarf schon abgefragt und ein Konzept zur Anschaffung von mobilen Luftreinigern in Angriff genommen. Auch in den Kommunen gibt es, was die eigenen Schulhäuser angeht, bereits Überlegungen in dieser Richtung.

Unterricht war bis zu den Ferien oft eine zugige Angelegenheit. Weil sehr oft gelüftet werden musste, hatten zahlreiche Schüler auch beim Lernen die Anoraks an.
Foto: Archiv Matthias Balk | Unterricht war bis zu den Ferien oft eine zugige Angelegenheit. Weil sehr oft gelüftet werden musste, hatten zahlreiche Schüler auch beim Lernen die Anoraks an.

Dringlichkeitsantrag der SPD

Im September 2020 hatte die SPD-Landtagsfraktion die Staatsregierung in einem Dringlichkeitsantrag aufgefordert, zur Sicherstellung des Präsenzunterrichts den Kommunen und Schulaufwandsträgern die Kosten für Kauf und Installation von Luftfilteranlagen zu erstatten. Anfang Oktober verkündete der Freistaat schließlich, Luftfilteranlagen für Schulen und Kitas mit 50 Millionen Euro zu fördern – und zwar zu 100 Prozent, aber maximal mit 3500 Euro pro Klassenzimmer.

Allerdings wies man darauf hin, dass diese Förderung nur für Räume gilt, in denen Fenster nicht zum Lüften geöffnet werden können. Die Förderanträge mussten bis 31. Dezember 2020 eingereicht sein. Die Landtags-SPD machte Ende November erneut Druck und forderte in einem offenen Brief an Ministerpräsident Söder, dass auch Luftfilteranlagen für Klassenzimmer mit Fenstern, die geöffnet werden können, gefördert werden müssten.

Diese Woche hat der Freistaat nachgebessert. Bis 31. März 2021 können Schulen nun Luftfilteranlagen für alle Räume – also auch für solche, in denen Luftaustausch durch Fenster erfolgt - beantragen. Diesmal werden die mobilen Geräte zu 50 Prozent und mit maximal 1750 Euro pro Klassenzimmer gefördert.

Lüften ist auch in den kalten Monaten im Klassenzimmer oberste Pflicht, damit die Aerosol-Belastung gering bleibt.
Foto: Christin Klose | Lüften ist auch in den kalten Monaten im Klassenzimmer oberste Pflicht, damit die Aerosol-Belastung gering bleibt.

Beschaffungsstau bei den Geräten

Im November hatte SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Menz einen Antrag an den Bad Kissinger Kreistag gestellt und die Anschaffung von Luftreinigern für die Klassenzimmer in den Kreisschulen gefordert. In der Kreistagssitzung im Dezember sagte Landrat Thomas Bold, dass man bereits ein Ingenieurbüro an der Hand habe, das diese Geräte installieren würde. "Problematisch ist allerdings die Beschaffung, denn es gibt gerade einen Stau, weil alle diese Geräte kaufen wollen", so Bold damals.

Alle Schulen in Trägerschaft des Kreises wurden angeschrieben, um den Bedarf zu ermitteln, war auf Nachfrage dieser Redaktion am 22. Januar  vom Landratsamt zu erfahren. Vier hatten geantwortet, das sind die Berufsschule Bad Kissingen, die Realschule in Hammelburg und die beiden Gymnasien in Bad Kissingen und Bad Brückenau.

Eine Fachfirma überprüfte daraufhin die Räume dort und stellte fest, dass in 99 Räumen Luftfilteranlagen aufgestellt werden müssen, sagte Pressesprecherin Nathalie Bachmann und fügte hinzu: "Auch in diesen Schulen können die Fenster geöffnet werden, aber eine für den Luftaustausch ausreichende Lüftung ist nicht möglich." Bei den Räumen handelt es sich um Klassenzimmer und Fachräume sowie um ein Lehrerzimmer.

Bescheid des Freistaats Ende Januar?

Der Förderantrag für die mobilen Luftreiniger wurde, laut Landratsamt, im Dezember 2020 gestellt. Abhängig von der Raumgröße sollen die Geräte 3300 bis 3500 Euro netto kosten, hieß es weiter. Allerdings müssten sie ja auch installiert werden, was zusätzliche Kosten von etwa 1000 Euro pro Gerät verursacht. Der Landkreis rechnet mit dem Bescheid aus München Ende Januar. Pressesprecherin Bachmann: "Man muss erst sehen, welche Mittel in der ersten Förderrunde bewilligt werden. Dann wird entschieden, welche weiteren Gelder beantragt werden."

Der Markt Maßbach hat schon Luftreiniger angeschafft (im Bild Bürgermeister Matthias Klement).
Foto: M. Klement | Der Markt Maßbach hat schon Luftreiniger angeschafft (im Bild Bürgermeister Matthias Klement).

Auch in den Kommunen werde das Thema rege diskutiert, sagt der Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags, Matthias Klement, auf Anfrage. Allerdings habe er in jüngster Zeit wenig Kontakt zu Bürgermeisterkollegen gehabt. Klement weiß aber, dass beispielsweise sein Oberleichtersbacher Kollege Dieter Muth und der Nüdlinger Bürgermeister Harald Hofmann sich mit dem Thema beschäftigen.

Im Maßbacher Gemeinderat wurden die Luftfilteranlagen für die Grund- und Mittelschule Poppenlauer schon im November 2020 abgehandelt. Anfangs sei man sich im Gremium nicht über die Anschaffung solcher Geräte einig gewesen, sagt Klement. Doch dann wurde mehrheitlich beschlossen, 45 kleine mobile Anlagen anzuschaffen, von denen jeweils zwei pro Raum aufgestellt wurden.

"Auch wir haben in den Klassenzimmern Fenster, die man öffnen kann. Aber es ist hirnrissig, dort keine Luftreiniger aufzustellen", sagt Klement. Weil die Förderung aber für solche Räume nicht angelegt war, hatte die Kommune keinen Förderantrag gestellt und die Geräte auf komplizierte Art und Weise in Geschäften und im Versandhandel erstanden. Denn die Nachfrage ist derzeit groß. 20.000 Euro muss die Marktgemeinde nun selbst tragen. Jetzt will der Bürgermeister aber versuchen, in der zweiten Antragsrunde beim Freistaat auch für Maßbach Fördermittel anzumelden.

 
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  • R. A.
    Typisches politischesMachmermalwasjetztgleich, egal was es kostet. Die Dinger sind Keimschleudern, die bei unfachgemässer oder fehlender Wartung mehr schaden als nützen.
    Wer soll die in dieser kurzen Zeit liefern und einbauen, überwachen und den Verschmutzungsgrad kontrollieren? Die Hausmeister oder die Putzkolonnen, die da durch die Häuser schleichen? Was für ein monetärer Irrsinn.
    Vor zwei Jahren hat die Politik uns glauben lassen, dass unser Staat kein Geld hat und jetzt kann man die Nullen nicht zählen, die sie durch die Gegend schleudern.
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  • f. p.
    Zusatz zu meinem Kommentar. Da ja die Chance besteht, werden bis zum Sommer doch schon viele geimpft, was auch die Coronazahlen nach unten drückt. Im Sommer braucht man die Geräte fur Luftreinigung nicht mehr. Fakt: Rausgeschmissene Steuergelder ❗
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  • f. p.
    Hat man keine Fenster in Maßbach? Die reichen bis zu Frühling aus und dann können die Fenster immer gekippt oder aufbleiben. Solche Anlagen sind nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Auf der Seite des Umweltbundesamtes kann man lesen, dass man einem generellen Einsatz mobiler Luftreinigungsgeräte kritisch gegenüber und hält diese nur in Ausnahmefällen als zusätzliche Maßnahme für gerechtfertigt.

    Die Wirksamkeit der mobilen Luftreinigungsgeräte in Hinblick auf die Reduzierung von SARS-CoV-2-Viren ist in vielen Fällen bislang nicht eindeutig nachgewiesen. Zudem beseitigen mobile Luftreiniger nicht die in Unterrichtsräumen übliche Anreicherung von Kohlendioxid (CO2), Luftfeuchte und diversen chemischen, teils geruchsaktiven Substanzen. Also lieber bei den Fenster bleiben. Kommt es damit zu Erkrankungen, nicht nur durch Corona, sondern durch das Gerät ausgelöste Infekte, möchte ich nicht in der Haut der Gemeinderäte und Bürgermeister stecken. Da könnten Klagen bei den Gemeinden eingehen.
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  • F. S.
    Mich würde es interessieren, wie es mit Wartung der Geräte und die damit verbundenen Kosten aussieht?
    Sowie es geregelt wird, sobald der CO2 Wert erhöht ist und hierdurch gelüftet werden muss? Die Luftfiltergeräte filtern zwar die Luft, aber Frischluft muss doch zwanfsläufig trotzdem zugeführt werden.
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  • E. B.
    Ja, Maßbach ist da wieder top, hat halt einen sehr guten Bürgermeister und die Gde. räte haben mitgezogen.
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