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Bad Kissingen
Landkreis Bad Kissingen will Präsenzunterricht im Herbst sichern
108 mobile Luftreinigungsgeräte stehen bereits in Klassenzimmern von sieben kreiseigenen Schulen. Warum nun weitere 370 Räume mit dieser Technologie ausgestattet werden.
Auf ein Neues: Im Bad Kissinger Kreistag ging's noch einmal um infektionsschutzgerechtes Lüften in den Schulen.
Foto: Hauke-Christian Dittrich | Auf ein Neues: Im Bad Kissinger Kreistag ging's noch einmal um infektionsschutzgerechtes Lüften in den Schulen.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 14.02.2024 14:35 Uhr

"Wir müssen bis zum Herbst zügig handeln und die Schulen für den Präsenzunterricht ausstatten", sagte Landrat Thomas Bold am Montag im Kreistag. Der Freistaat hat nämlich im Juli ein drittes Förderprogramm aufgelegt, mit dem kommunale und private Schulaufwandsträger bei der "Umsetzung technischer Maßnahmen zum infektionsschutzgerechten Lüften in den Schulen" finanziell unterstützt werden.

Gefördert wird die Beschaffung von mobilen Luftreinigungsgeräten oder unter bestimmten Bedingungen auch dezentralen Lüftungsanlagen. Der staatliche Förderanteil liegt bei bis zu 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. Der Förderhöchtsbetrag pro Raum beträgt 1750 Euro. Bold warb dafür, diese Anlagen jetzt im Kreistag zu beschließen, "sonst heißt es vielleicht im Herbst, dass man nur Präsenzunterricht abhalten kann, wenn in den Klassenräumen Lüftungsanlagen stehen".

Bislang drei Förderrunden

108 Geräte hat der Kreis bereits in sieben seiner elf Schulhäuser stehen – mobile Luftreinigungsanlagen, die in zwei früheren Förderphasen angeschafft wurden, wie Diplom-Ingenieurin Birgit Zachmann vom Sachgebiet Hochbau im Landratsamt erläuterte. In der ersten Förderrunde ab Oktober 2020 hatte der Freistaat Luftfilteranlagen für Schulen und Kitas mit insgesamt 50 Millionen Euro gefördert – allerdings nur, wenn die Klassen- und Fachräume nicht ausreichend gelüftet werden konnten. Förderhöchtsbetrag: 3500 Euro.

Bei der Abfrage in den Kreisschulen hatten vier Schulen seinerzeit Bedarf angemeldet. Das Ingenieurbüro Helfrich (Bad Kissingen) hatte daraufhin 99 Klassen- und Fachräume ermittelt, für die solche mobilen Geräte beschafft wurden. Die Kosten je Raum wurden mit durchschnittlich 4265 Euro brutto pro Gerät beziffert. Damit ergaben sich damals Brutto-Gesamtkosten von 422 295 Euro.

Im neuen Berufsbildungszentrum Münnerstadt sind bereits dezentrale Lüftungsanlagen installiert. Geprüft wird nun, ob diese möglicherweise aufgerüstet werden müssen, hieß es im Kreistag.
Foto: Isolde Krapf | Im neuen Berufsbildungszentrum Münnerstadt sind bereits dezentrale Lüftungsanlagen installiert. Geprüft wird nun, ob diese möglicherweise aufgerüstet werden müssen, hieß es im Kreistag.

Anfang 2021 besserte der Freistaat nach: Schulen konnten nun mobile Luftfilteranlagen für alle Klassen- und Fachräume beantragen – also auch für solche, in denen Luftaustausch durch Fenster erfolgt. Diesmal wurden die Geräte zu 50 Prozent und mit maximal 1750 Euro pro Raum gefördert. Zusammen mit dem Ingenieurbüro Helfrich wurden neun Räume in drei weiteren Kreisschulen ermittelt und ausgestattet.

Lüftungsgeräte für weitere 370 Klassen- und Fachräume

Was die dritte Förderrunde angeht, sind jetzt weitere Lüftungsgeräte in 370 Räumen aller elf Kreisschulen im Gespräch, hieß es in der Sitzung des Kreistags. Alle Klassen- und Fachräume in diesen Schulen sollen nun, unabhängig von der Fensterlüftung, mit Luftreinigungsgeräten ausgerüstet werden. Die Verwaltung soll die Gerätetypen prüfen und den Bedarf ermitteln, damit die Geräte "frühestmöglich" beschafft werden können, war in der Sitzung zu hören.

Noch kein System auf dem Markt, das ein Allheilmittel darstellt.
Diplom-Ingenieurin Birgit Zachmann, Landratsamt

Zachmann stellte die verschiedenen Technologien zum mobilen oder dezentralen Lüften in Schulräumen vor. "Es ist allerdings noch kein System auf dem Markt, das ein Allheilmittel darstellt." Man müsse nun prüfen, was für die jeweilige Schule passt und welche Produkte in Frage kommen. Was dezentrale Lüftungsanlagen angeht, gelten teilweise andere als die gerade diskutierten Förderbedingungen, sagte Zachmann am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion.

Zudem erfordere diese Technologie einen gewissen baulichen Aufwand und sei nicht so schnell umsetzbar. Andererseits sind zum Beispiel im neuen Münnerstädter Berufsbildungszentrum schon dezentrale Lüftungsanlagen vorhanden, die man über andere Förderprogramme nachrüsten könne.

Die Maßnahmen zum infektionsschutzgerechten Lüften sollten aber "so schnell wie möglich" umgesetzt werden, sagte Zachmann. "Denn wir wollen ja, dass im Herbst weiter Präsenzunterricht möglich ist." Auch nach Ausschöpfen der staatlichen Fördermittel für mobile Geräte rechnet die Ingenieurin damit, dass der Landkreis noch rund eine Million Euro aus Eigenmitteln berappen muss.

Reinhard Schaupp (Freie Wähler) wollte, dass man auch die Möglichkeit prüft, stationäre oder teilstationäre Lüftungsanlagen in den Schulen einzubauen. Zachmann sagte, der Nachteil solcher Anlagen sei jedoch, dass sie nicht so schnell verfügbar sind und auch eher für Wohnräume mit wenigen anwesenden Personen angelegt sind. Thomas Menz (SPD) verwendete sich dafür, schnell etwas für die Kinder zu tun, die so lange im Homeschooling ausharren mussten und mobile Lüftungsgeräte für den Präsenzunterricht zu beschaffen, "sonst haben wir in den kommenden Jahren einen Rückstand in der Bildung".

Auch dezentrale Lüftungsanlagen angesprochen

Armin Warmuth (CSU) fand es wichtig, einen Fachplaner einzuschalten und das Vorgehen des Landkreises mit dem der Kommunen abzustimmen. Manuela Rottmann (B`90/Die Grünen) schlug vor, über zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmeaustauschpumpen nachzudenken. "Das wäre zukunftsfähig, auch im Hinblick auf den neuen Schulcampus in Hammelburg." Man müsse sofort handeln, bevor im Herbst womöglich eine weitere Corona-Welle kommt, setzte Bold dagegen. Auch Regierungsdirektor Thomas Schoenwald riet, schnell zu entscheiden, denn schließlich müssten 300 Klassenräume bestückt werden.

Nach Ansicht von Tobias Eichelbrönner (B`90/Die Grünen) könne man das Thema Schulcampus noch einmal unabhängig diskutieren. Die Virenlast, denen Kinder in Schulräumen lange Zeit ausgesetzt sind, sei für ihn entscheidend, schnell zu handeln. "Ich bitte jetzt mal zuzustimmen." 42 anwesende Kreistagsmitglieder sprachen sich per Handzeichen für die Prüfung und gegebenenfalls Anschaffung mobiler Geräte aus. Christian Fenn (B`90/Die Grünen) stimmte dagegen.

 
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Ich bin mir sicher, dass die guten Geräte auf dem Markt nicht verfügbar sind, da ausverkauft.
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