Widersprüchlich verhielten sich die Westheimer Kritiker zur Erweiterung des Gewerbegebietes bei der Bürgerversammlung. Teilnehmer beklagten fehlende Informationen, wollten aber gleichzeitig den Vortrag von Patrick Bindrum zum Thema abblocken. Dabei wird eine Totalverweigerung der Bewertung von Risiken und Chancen des Flächenfraßes am Längberg nicht gerecht.
Das Vorhaben kommt alles andere als überraschend. Schließlich bringt die Stadt die mögliche Erweiterungsfläche zur Gewerbeentwicklung mangels Alternativen seit Jahren selbst ins Spiel. So gilt es, zwischen den Rollen der Player auf der politischen Bühne zu unterscheiden.
Für sich selbst muss Stadt-und Kreisrat Patrick Bindrum in seiner Doppelrolle als Projektentwickler klare Linien ziehen, um Verwechslungen auszuschließen. Zumal er gerne groß denkt. Nach dem Gewerbegebiet Poppenlauer mit über 20 Hektar Fläche hat er nun mit den 17 Hektar des Gewerbeparks Saaletal ein weiteres Eisen im Feuer.
Klar: Regionale Arbeitsplätze sind wichtig und ersparen Fahrten in die Ballungszentren. Dass man in Westheim trotz dieses Arguments dem Hunger nach Industrieland kritisch gegenübersteht, kommt nicht von Ungefähr. Das Dorf mit den prägenden Industriehallen erweckt aus einzelnen Perspektiven den Eindruck, als sei dort die Seele der Landschaft verkauft worden.
Ob die Rechnung mit dem Tausch von Natur gegen Arbeitsplätze bei der neuerlichen Expansion besser aufgeht, ist eine Wette auf die Zukunft. Westheim darf bei diesem Poker nicht verlieren.
Darum geht es doch oder?
Würde es die Garantie geben, dass hochwertige Arbeitsplätze entstehen wäre es ein Argument für eine Ansiedlung.
Eine weitere Vielzahl von Arbeitsplätzen im Niedriglohnsektor braucht dagegen kaum jemand vor der Tür.
Ein zigtausende Quadratmeter großes Lager bei dem die Gewerbesteuer möglicherweise auch nicht vor Ort bleibt und nur wenige Arbeitsplätze entstehen braucht auch keiner.