Vor gut einer Woche hatte Bauunternehmer und CSU-Stadtratsmitglied Patrick Bindrum den Hammelburger Stadtrat über sein Vorhaben zur Erweiterung des Gewerbegebietes in Westheim informiert. Danach war das Thema in den Stadtteil durchgesickert. Nun wollte Bindrum nach zwei von ihm anberaumten Sprechstunden mit über 100 Gegendemonstranten die örtliche Bürgerversammlung nutzen, um mehr zu dem Vorhaben zu verraten.
Doch das kam im Publikum nicht bei allen gut an. Einzelne wollten die Präsentation Bindrums unterbinden. Die Appelle von Bürgermeister Armin Warmuth (CSU) und Ortsbeauftragtem Norbert Schaub (SPD), sachlich zu bleiben, fruchteten nicht bei allen.
Ein Redner berief sich auf die Bayerische Gemeindeordnung, laut der bei einer Bürgerversammlung nur örtliche Bürgerinnen und Bürger ein Rederecht hätten. Nach einigem Wortgeplänkel brachte Bürgermeister Warmuth ein Ende der Veranstaltung ins Gespräch, um dann noch einmal an die Versammlung zu appellieren.
Ortsbeauftragter vermittelte
Zwischendurch vermittelte der Ortsbeauftrage und Stadtrat Schaub, der das Vorhaben aber ebenfalls kritisierte. Es sei ein Gebot der Fairness, Bindrum zuzuhören, so Schaub. Der Aufruf zeigte Wirkung. Bindrum übernahm das Wort. Bei Zwischenrufen brachen aber immer wieder Emotionen aus dem Publikum durch.
Laut wurde es vor allem, als eine Rednerin Bindrum einen Interessenskonflikt zwischen seiner Rolle als Stadtrat und Projektentwickler vorwarf. Gegen der Verdacht der "Vorteilsnahme" intervenierte Bürgermeister Warmuth. Solche persönlichen Anschuldigungen könne man nicht stehen lassen. Die allermeisten Entscheidungen im Stadtrat würden überparteilich fallen.
Warmuth: "Es ist noch nichts entschieden"
Bei der gut zweistündigen Diskussion schlug Bindrum geballte Ablehnung zur Erweiterung entgegen. "Es ist noch nichts entschieden", wiegelte Warmuth zwischenzeitlich mehrfach ab. Einer Abstimmung in der Bürgerversammlung erteilte er eine Absage. Zuständig sei der Stadtrat.
Das Gremium müsse auch die Arbeitsplätze und die Gewerbeentwicklung im Blick haben. Die Pläne kämen nicht überraschend. So habe sie der Stadtrat im aktuellen Entwicklungskonzept (ISEK) als Erweiterungsmöglichkeit ins Auge gefasst.
Gegen 22 Uhr lenkte Warmuth die Aussprache in Richtung Ende: "Ich denke, das Stimmungsbild ist klar." Anhaltenden Beifall gab es für das Schlusswort von Norbert Schaub. Er äußerte Sorgen um die Dorfgemeinschaft und endete mit dem persönlichen Appell: "Patrick, mach das nicht!"
Bindrum: "Wer sich ansiedelt ist offen"
Zuvor hatte Bindrum als Projektentwickler Eckpunkte für das Vorhaben dargelegt. Flächen in der gebotenen Größe von 170.000 Quadratmetern würden bundesweit vielleicht fünf bis sieben mal angeboten. Wer sich für eine Ansiedlung entscheide, sei offen. Bis auf eines habe er sich die Grundstücke notariell gesichert, mit einer Ausstiegsklausel, falls das Projekt nicht zustande komme.
Einen Interessenten gebe es für eine 310 mal 40 Meter große Halle, erläuterte Bindrum. Mit dem Baukörper soll etwa 450 Meter Abstand von der Kapelle gehalten werden. Vom Dorf aus werde das Gebäude nach einem Abtrag des Hanges kaum zu sehen sein, versuchte er mit Drohnenaufnahmen darzulegen.
Eher von Langendorf aus zu sehen
Eher von Langendorf werde das Gebäude sichtbar. Gedacht sei an einstöckige Bauweise, mit Blick auf die Bodenversiegelung könnte es jedoch Auflagen zur Doppelstockigkeit geben, so Bindrum. Der Weg an der Kapelle vorbei nach Osten werde weiter begehbar bleiben.
Als zentrales Thema beschrieb Bindrum die Verkehrsanbindung. Dazu plant er einen Kreisverkehr auf eigene Kosten als Knoten zwischen dem Gelände, dem Autobahnzubringer und der Kreisstraße von Hammelburg nach Elfershausen. Verbesserungsbedürftig sei ohnehin der Autobahnzubringer mit Kreisverkehr auf die B 287.
Zweckverband mit Elfershausen?
Eine Mitsprachemöglichkeit bei der Bauleitplanung könne die Gemeinde Elfershausen gewinnen, wenn sie einen Zipfel ihrer Gemarkung, angrenzend an die geplante Gewerbepark-Erweiterung, zur Verfügung stellt. Bindrum brachte die Gründung eines Zweckverbands ins Gespräch.
Etliche Redner äußerten ihre emotionale Verbundenheit zur Landschaft mit den Weinbergen. Sie seien aus dem Stadtteil schon jetzt kaum ungehindert zu erreichen. "Das ist nicht ein Berg, das ist unser Längberg", machte ein Redner geltend. Die Vorfahren hätten das mit dem Bau der Kapelle zum Ausdruck gebracht. "Sie wollen uns den Zugang zur Natur nehmen", monierte ein anderer Kritiker. Das dafür möglicherweise anderswo Ausgleichsflächen entstehen, bringe dem Ort nichts.
Bisher vergeblich Mülltonnen angemahnt
Jugendliche stellten ihre Ausbeute bei Müllsammelaktionen im Gewerbegebiet dar. Die nächtlichen Umladeaktionen von bis zu 40 gezählten Lastwagen samt zahlreichen "Wildpinklern" würden ihre Spuren hinterlassen. Schon lange würden dort vergeblich Mülltonnen angemahnt.
Überhaupt komme zu wenig der im Saalepark erzielten Gewerbesteuer im Stadtteil Westheim an, lautete ein Kritikpunkt. Zweifel äußerten Diskussionteilnehmer, dass Bindrum bei seinen angepeilten Investitionen wisse, wer sich letztlich ansiedele. "Wir brauchen keine Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor", so eine Jugendliche, die größtmögliche Transparenz forderte. Es mache keinen Sinn, weitere Kapazitäten im Logistikbereich zu schaffen, wenn gleichzeitig der lokale Einzelhandel sterbe.
Deutschland ist ein Riesenland, mit gigantischen Urwäldern, unendlichen Prärien und unerforschten Weiten. Da kann man noch viel asphaltieren und betonieren und Betonflächen schauen außerdem sauberer aus und sind leichter zu pflegen als botanischer Wildwuchs.
Waste is nu auch nicht der Nabel der Welt.
Das einzig interessante Objekt war die Mühle.
Seit die Wirtschaft zu ist und die Gärtnerei nicht nehr ist, ist es nicht mehr als ein Dorf hinter der Saale.
Zumindest von vorne gesehen…
Die haben und profitieren vom Gewerbegebiet, es geht nur persönlich an den Herrn Bindrum.
Nicht mehr und nicht weniger.
Neid muss man sich erarbeiten, Mitleid bekommt man eingetreten und geschenkt.
Die Gewerbesteueranteile wurden gerne genommen und reinvestiert.
Wäre es ein anderer als Hr Bindrum, gäb es kein Geschrei.