CSU-Vertreterinnen und-Vertreter im Landkreis waren dieser Tage relativ kurzatmig, wenn man sie auf das Wahlkampfgetöse in der bayerischen "Heimatkoalition" ansprach und sie nach einer Prognose für den Wahlsonntag fragte.
Doch für die CSU ist es, auch im Stimmkreis 603, gar nicht so schlimm gekommen. Die Christsozialen haben ihr Ergebnis von 2018 mit geringem Verlust halten können. Sie bleiben stärkste Kraft und haben sogar rund zehn Prozent mehr Stimmen einfahren können als bayernweit.
Insofern ist auch Sandro Kirchners Ergebnis keine Überraschung. Er kann mit 51,1 Prozent der Erststimmen sehr zufrieden sein, denn er gewann sogar leicht hinzu. Kirchner kennt man seit Oktober 2013 als Mitglied im Landtag. Dass er seit Februar 2022 Mitglied der Staatsregierung ist und sich um zusätzliche politische Themen kümmern kann, hat ihm sicher nochmals Bonuspunkte bei den Bürgerinnen und Bürgern im Stimmkreis 603 beschert.
Auch neun Kommunen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld zählen zum Stimmkreis
Zu diesem Stimmkreis gehören seit der Reform 2003 auch neun Kommunen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld - einer Region, die bei Wahlen traditionell ebenfalls mit einem Spitzenergebnis der Christsozialen aufwartet.
Die SPD kam im Stimmkreis auf 6,1 Prozent und büßte stärker an Stimmen ein als vermutet. Sie gehört, zusammen mit den Grünen, im Stimmkreis 603 zu den Verlierern dieser Landtagswahl. Was das Stimmenergebnis der Sozialdemokraten angeht, machte sich wohl auch hierzulande die vielzitierte kritische Haltung der Bürgerinnen und Bürger zur Politik der Ampelkoalition im Bund bemerkbar.
SPD-Kandidat René van Eckert erreichte nur 5,5 Prozent. Das hätte mehr sein können, denn den Mellrichstädter müsste man eigentlich von seiner Kandidatur im Jahr 2018 her im Stimmkreis Rhön-Grabfeld-Haßberge (604) kennen. Vielleicht konnte er in der Vergangenheit auch als SPD-Kreisvorsitzender in Rhön-Grabfeld nicht ausreichend punkten, um den Wählerinnen in Rhön-Grabfeld in Erinnerung zu bleiben? Oder er ist eben im Landkreis Bad Kissingen nicht bekannt genug.
Höhenflug der Grünen stark abgebremst
Eingebüßt haben auch die Grünen im Stimmkreis 603. Der Höhenflug der Partei von 2018 (11,4 Prozent im Stimmkreis) ist mit aktuell nur 8,5 Prozent der Gesamtstimmen stark abgebremst worden. Mark Decker (Bad Brückenau) fuhr lediglich 8 Prozent der Erststimmen ein. Dafür, dass er ein Neuling ist – Bad Brückenau wurde auch erst vor wenigen Jahren seine Heimat - ist dieses Ergebnis recht annehmbar.
Die Freien Wähler haben – wen wundert’s nach den jüngsten Hochrechnungen in Bayern – auch im Stimmkreis 603 etwa 3,4 Prozent hinzugewonnen. Sicher sind die meisten, die sich für die Freien Wähler entscheiden, Stammwählerinnen und Stammwähler. Aber das Ergebnis ist auch ein Zeichen, dass der Populismus eines Hubert Aiwanger offenbar auch in diesem Stimmkreis verfing.
Dass Matthias Kleren (Althausen) mit 11,6 Prozent so gut abschnitt, hat vielleicht auch damit zu tun, dass man den Kandidaten schon bei der Wahl 2018 näher kennenlernen konnte und er als Polizist und Verkehrserzieher vielen ohnehin kein Unbekannter ist.
Auch die FDP büßte im Stimmkreis 603 stark ein
Verlierer der Wahl ist auch die FDP, die diesmal im Stimmkreis lediglich auf 2,1 Prozent kam. Der 27-jährige Geschäftsmann Maximilian Hümmer (Geroda) konnte ebenfalls nur 2 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen.
Das gefällt vielen nicht: Zu den Gewinnern dieser Wahl zählt im Stimmkreis 603 auch die AfD. Schon 2018 verzeichnete die Partei, die seinerzeit erstmals antrat, einen Höhenflug. Jetzt legte sie bei den Gesamtstimmen weiter zu. Kandidat Holger Engel (Bad Kissingen) vereinte 17,2 Prozent der Stimmen auf sich – das ist höchst verwunderlich, weil ihn bis dato niemand kannte.