
Erfolg, künstlerisch, beim Publikum und in der Kasse, fällt einem Festival wie dem Kissinger Sommer nicht einfach so zu. Wer die sommerliche Reihe mit klassischer Musik vom Publikum her jünger, aber gleichzeitig wirtschaftlich effektiver machen will, der muss heutzutage eine Menge dafür tun. Wie viel Intendant Tilman Schlömp und Thomas Lutz, der Leiter des Büros Kissinger Sommer, dafür tun, stellten sie jetzt dem Stadtrat vor.
Unter anderem berichteten sie von Highlightflyern und Verkaufsflyern, jeweils in fünfstelliger Auflage, dazu kamen Flyer für eine Weihnachtsaktion. Lutz berichtete von zwei direkten Prospektverteilungen, von Anzeigen in verschiedenen Medien, von 5000 Plakaten sowie von einem Leporello und anderen Werbemitteln für die Bad Kissinger Geschäftswelt. Nach außen gerichtet ist die Telefonakquise für das Festival, die Veranstalter schnüren Hotelpackages für potenzielle Gäste. Und sie schalten ein Werbe-Video mit Terminen des Kissinger Sommers in rheinmain TV.
Geld für Extra-Marketing
Bei der Haushaltsberatung Anfang des Jahres hat der Stadtrat offenbar auch 50 000 Euro für Extra-Marketing spendiert. Dafür, berichteten Schlömp und Lutz, gibt es zusätzliche Beilagen und Social Media Auftritte, Radio-Spots in BR-Klassik kommen ebenfalls dazu. Bei Facebook wollen sie eine Konzertbegleiterbörse einrichten.
Entscheidende Veränderungen für den Absatz der Karten im Vorverkauf sind allerdings bislang nicht abzusehen. Im Vergleich des aktuellen Vorverkaufs mit 2017 und 2018, den ersten beiden Jahren mit Tilman Schlömp als Intendant, haben sich die Quoten nicht groß verändert. Nach Lutz' Angaben waren zu den Vergleichsterminen jeweils gut 36 Prozent der verfügbaren Plätze verkauft.
32 500 verkaufbare Plätze
Insgesamt setzt der Kissinger Sommer für die Veranstaltungen in diesem Jahr 32 500 verkaufbare Plätze an. Die erwarteten Einnahmen aus dem Ticketverkauf geben sie mit 1,1 Millionen Euro an. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr hatten die Macher des Festivals mit 1,3 Millionen Euro Einnahmen gerechnet und offenbar 1,1 Millionen realisiert. 2017 hatte man 1,15 Millionen Euro angesetzt und 1,07 Millionen erzielt.
Bei den Ausgaben hält der Kissinger Sommer die angesteuerten Marken ein, erklärte Lutz. Da gebe es keine Überraschungen. Unterm Strich erwartet die Stadt für das Festival in diesem Jahr ein Defizit zwischen 700 000 und 800 000 Euro. Das war schon höher. Die Hoffnung, es deutlicher senken zu können, war aber auch schon größer.
Freundlicher Schlussapplaus
Bei der Vorstellung der Zahlen auf der einen und des betriebenen Aufwands auf der anderen Seite im Stadtrat, kreidete man das den Machern nicht an. Ratsmitglied Sigismund von Dobschütz lobte das Festival. Es sei "jünger, spritziger und offener" geworden. Man habe da rechtzeitig die Notbremse gezogen und sich auf jüngere Gäste umgestellt. Die Reaktion darauf war fast wie bei einem Konzert. Es gab freundlichen Schlussapplaus.