Erwartet worden war die Entscheidung als Folge der verordneten Einschränkungen in der Corona-Krise eigentlich schon im April. Gefallen ist sie aber erst jetzt: Der Kissinger Sommer 2020 wird abgesagt. Und zwar komplett. Das beschloss am Mittwochabend der Stadtrat einstimmig.
Im April hatte ein Ferienausschuss des alten Stadtrats unter dem damaligen OB Kay Blankenburg noch gezögert und nur das abgesagt, was im Grunde durch die Vorgaben der Staatsregierung ohnehin untersagt gewesen wäre: die großen Konzerte im großen Saal des Regentenbaus. Die Pressemitteilung über die Gesamtabsage des Festivals soll damals schon vorbereitet gewesen sein. Doch die klare Entscheidung blieb aus. Die Sorge, so hieß es damals aus dem Stadtrat, der Stadt könnten bei Absagen kleinerer Konzerte, für die es keine klare staatliche Vorgabe gab, finanzielle Nachteile entstehen, war einfach zu groß.
Rechtliches Risiko durch Fachanwalt geprüft?
Die klaren staatlichen Vorgaben sind auch danach nicht gekommen. Offenbar hat die Stadt deshalb das rechtliche Risiko von einem Fachanwalt prüfen lassen. Welches Ergebnis diese Prüfung hatte, wurde im öffentlichen Teil der Ratssitzung nicht erklärt. Oberbürgermeister Dirk Vogel verwies am Anfang der Diskussion lediglich darauf, dass der rechtliche Hintergrund in einem vorangegangenen nichtöffentlichen Teil erörtert worden sei.
Aus einzelnen Redebeiträgen lässt sich aber ableiten, dass die Komplettabsage positiv beurteilt worden sein dürfte. Steffen Hörtler von der CSU etwa sagte, wenn die Stadt zum damaligen Zeitpunkt abgesagt hätte, "wären alle Kosten vielleicht bei uns gewesen. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt."
Rumpf-Festival hat keinen Sinn
Zweiter Bürgermeister Anton Schick (DBK) hatte zuvor erklärt, das Abwarten des alten Stadtrats sei bewusst und richtig gewesen. Weil die erhoffte Klärung durch die große Politik nicht gekommen sei, sei es die Stadt als Veranstalter Künstlern, Besuchern, Freunden und Beteiligten vier Wochen vor dem geplanten Beginn des Festivals schuldig, "Farbe zu bekennen". Ohne die großen Konzerte kann der Kissinger Sommer die ihm zugedachte Rolle nicht ausfüllen. Ein Rumpf-Festival aufzuführen, sagt Schick, habe keinen Sinn.
Ob auch andere Überlegungen für die Absage Bedeutung hatten, wurde nicht klar. Im April hatten manche überlegt, kleinere Veranstaltungen per Livestream im Internet zu übertragen. Offenbar war das letztlich aber keine Option. Am Mittwoch war jedenfalls kein Wort dazu zu hören. Vermutlich hielten die Organisatoren es auch nicht für eine sinnvolle Option, kleinere Konzerte in größere Räume zu verlegen, um dort Abstandsregeln einhalten zu können. Der Aufwand wäre hoch gewesen. Die Aussicht auf ausreichende Einnahmen dagegen eher gering.
Kritik an langer Dauer
Kritik gab es am Mittwochabend im Stadtrat, dass es von der ersten Beratung über eine Absage im April bis jetzt so lange gedauert habe. Martha Müller, die nicht nur dem Stadtrat angehört, sondern auch dem Vorstand des Fördervereins Kissinger Sommer, beklagte zudem, dass der Verein oftmals nicht richtig eingebunden werde, wenn es um dieses Highlight im Angebot der Stadt gehe.