Als das Thema Jugendsozialarbeit vor einigen Jahren erstmals an die Stadt Bad Kissingen herangetragen wurde, war die Reaktion von OB und Stadtrat noch zweigeteilt. Den Nutzen dieser sozialpädagogischen Unterstützung schulischer Arbeit stellte die Kissinger Kommunalpolitik damals nicht in Frage. Wohl aber die Forderung, dass die Stadt sich an den Personalkosten beteiligen sollte.
Die praktischen Erfahrungen mit der schließlich doch auch unter städtischer Beteiligung eingeführten Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) haben die Einschätzung inzwischen aber auf einen einheitlichen Nenner gebracht. Das Angebot wird als sinnvoll und hilfreich eingeschätzt. Am Mittwoch unterstützte der städtische Finanzausschuss deshalb einstimmig den Antrag, die bisherige JaS-Halbtagsstelle an der Sinnbergschule zur Vollzeitstelle zu machen.
Gründe für den Ausbau
Karl-Heinz Deublein, der Rektor der Sinnbergschule, und Siegbert Goll, Jugendamtsleiter am Landratsamt, lieferten dem städtischen Finanzausschuss Argumente für den Ausbau zur Vollzeitstelle. An der Sinnbergschule, erklärte Deublein, habe sich seit der Einführung der Jugendsozialarbeit dort zum Schuljahr 2016/17 Vieles zum Positiven entwickelt. Dennoch gebe es gute Gründe, das für Schüler, Lehrer und Eltern hilfreiche Angebot weiter auszubauen.
Wie Deublein und auch Goll erklärten, haben sich die Schule und die Gesellschaft in den vergangenen Jahren ebenfalls verändert. Deublein erklärte, die Schule habe seit 2015 zum Teil eine ganz andere Klientel. Viele der neu hinzugekommenen Kinder brächten andere kulturelle Hintergründe mit. Die daraus entstehenden Anforderungen, seien nicht nebenbei zu bewältigen.
Sofortige Hilfe ist bessere Hilfe
Ein weiteres Argument ist für Deublein, dass die Hilfe der Jugendsozialarbeit zur Problembewältigung besonders erfolgreich sei, wenn sie bei Bedarf sofort und in der Folge konsequent weiter geleistet werden könne. Bei der bisherigen Halbtagsregelung war die Inhaberin aber nur zwei oder drei Tage pro Woche an der Schule.
Im Augenblick verfügt die Sinnbergschule allerdings gerade über gar keine Jugendsozialarbeiterin. Die bisher dafür eingesetzte Kraft ist zum Jugendamt gewechselt. Nach Deubleins Worten gelinge es zwar, „die akutesten Fälle“ mit Hilfe der anderen staatlichen Unterstützungsstellen aufzufangen. Ein Dauerzustand sei das aber nicht.
Die vom städtischen Finanzausschuss abgesegnete Erweiterung auf eine ganze Stelle an der Schule gilt voraussichtlich ab Anfang 2019. Der Landkreis muss für seinen Anteil ebenfalls noch zustimmen und bei der Regierung danach auch noch ein Antrag gestellt werden.
Übrigens ändert sich auch der Bildungsträger für die Jugendsozialarbeit an Schulen. Bisher nahm diese Aufgabe das Rote Kreuz wahr. Ab dem neuen Schuljahr übernimmt laut Stadtverwaltung das Kolping-Bildungswerk Schweinfurt.
Gesellschaftliche Entwicklung
Goll belegte den Sinn des Ausbaus zur Vollzeitstelle an der Schule mit Daten einer Erhebung über die Auswirkungen sozialer Entwicklungen in der Gesellschaft auf die Schule. In der Sinnbergschule sei nicht nur der Anteil von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund und in der Folge die Bedeutung der damit verbundenen sprachlichen und kulturellen Probleme deutlich angestiegen. Auch der Anteil von Kindern, die von Belastungen aus einer Scheidung der Eltern betroffen seien, habe sich von 2010 bis 2018 mehr als verdoppelt. Steigende Anteile belegten Golls Daten auch für die Zahl der Mobbingopfer und der Mobbingtäter an der Schule.
Insgesamt ist die Sinnbergschule in den vergangenen Jahren in Bezug auf die Zahl der Klassen und der Schüler ebenfalls deutlich gewachsen. Goll berichtete von inzwischen 17 Klassen mit 370 Schülern.