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BAD KISSINGEN
Keine Sozialarbeit an Mittelschule
Von unserem Redaktionsmitglied ISOLDE KRAPF
 |  aktualisiert: 24.02.2011 18:20 Uhr

Dass die Anton-Kliegl-Mittelschule dringend einen Sozialpädagogen braucht, ist seit der jüngsten Bedarfsanalyse des Kreisjugendamts klar. Die Stelle wird staatlich bezuschusst. Der Landkreis will die Restkosten nur mittragen, wenn sich die Stadt zur Hälfte beteiligt. Doch dort weigert man sich, will nur den Sachaufwand übernehmen. Und das ist rechtens, denn in den staatlichen Richtlinien ist die Beteiligung der Kommune an den Personalkosten fakultativ. Der Kreis hat den Förderantrag bei der Regierung nun zurückgezogen.

Das staatliche Förderprogramm zur Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) läuft seit 2003. Im Jahr 2010 unterstützte die Regierung solche Stellen an 64 Schulen mit 614 177 Euro, sagt Pressesprecher Johannes Hardenacke. 65 sozialpädagogische Fachkräfte sind auf 41,9 Planstellen verteilt. Es wurden 16,4 Prozent mehr Schulen gefördert als 2009.

„Wir haben mit der Jugendsozialarbeit sehr positive Erfahrungen gemacht“, sagt Günter Renner, bei der Regierung für fachliche Fragen an Grund- und Hauptschulen zuständig. An Brennpunkt-Schulen stelle sie eine „sinnvolle zusätzliche Maßnahme“ dar. Denn dort tue man sich schwer, neben der pädagogischen Arbeit noch Sozialarbeit zu leisten. Jugendsozialarbeit hat eine „stützende Funktion“, so Renner, weil sich familiäre Strukturen und gesellschaftliche Anforderungen veränderten.

Es gibt Landkreise, in denen sich die Kommunen an den Personalkosten für die Jugendsozialarbeit beteiligen, und andere, wo das nicht der Fall ist, weiß Reinhold Kuhn, bei der Regierung Ansprechpartner für Jugend und Soziales.

Stellenzahl bis 2019 ausweiten

Eine Stadt könne sich freilich weigern mitzuzahlen, denn die Beteiligung der Kommune ist eine Kann-Bestimmung. Für Kuhn ist Jugendsozialarbeit ein „sinnvolles Projekt“. Die staatlichen Fördermittel werden aus haushaltstechnischen Gründen jedoch 2011 ausgesetzt. „Dieses Jahr kommen keine Stellen dazu.“ Dann will der Freistaat bis 2019 die aktuell 450 Stellen auf 1000 ausweiten.

An Unterfrankens Schulen ist Jugendsozialarbeit gang und gäbe, vermeldet der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken. In elf von zwölf Schulamtsbezirken werden Stellen gefördert. Nur der Landkreis Bad Kissingen ist bislang außen vor.

Peter Plohnke, Rektor der Anton-Kliegl-Mittelschule, ist empört. „Seit Jahren beantrage ich einen Sozialarbeiter. Es wird immer abgelehnt.“ Früher gingen 600 Schüler in die Hauptschule, davon war die Hälfte Aussiedlerkinder. Jetzt sind noch 340 Kinder da. Zwar habe sich die Zahl verringert, die Probleme seien jedoch gleich geblieben, sagt Plohnke. „Schon eine halbe Stelle wäre eine große Hilfe“, sagt der Rektor und will nicht aufgeben: Möglicherweise könnte man eine Ganztagsklasse beantragen und eine sozialpädagogische Kraft bekommen.

Die staatliche Förderung für einen Jugendsozialarbeiter beläuft sich auf bis zu 16 360 Euro (40 Prozent). Kalkuliert man eine Vollzeitstelle mit einem Kostenaufwand von 41 000 Euro, müssten sich Stadt und Landkreis mit je 12 320 Euro beteiligen (je 30 Prozent), wenn es nach den Vorstellungen des Kreises geht.

„Wir wollen nicht alles allein finanzieren, denn das Vorhaben berührt auch die Interessen der Stadt“, sagt Jugendamtsleiter Siegbert Goll. In den Förderrichtlinien sei die Möglichkeit auch vorgegeben, dass sich die Kommune beteiligen kann.

Mitbeteiligung ist fakultativ

Der Stadtrat sprach sich in seinen Ausschüssen jedoch zweimal gegen eine Mitbeteiligung aus. Die Stadt sei derzeit finanziell nicht in der Lage, eine „zusätzliche soziale Leistung“ zu erbringen, sagt Pressesprecher Thomas Hack auf Anfrage. Dass ein Jugendsozialarbeiter an der Kissinger Mittelschule notwendig ist, bejahe die Stadt. Die Finanzierung sei jedoch Aufgabe des Jugendhilfeträgers, also des Landkreises.

Der Kreis hat seinen Antrag auf Förderung bei der Regierung am 17. Februar zurückgezogen. Für Goll ist das Thema abgeschlossen. Auch in Hacks Augen ist der abschlägige Beschluss des Sozialausschusses „bindend“, solange keine neuen Fakten auf dem Tisch liegen.

 
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