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Berlin/Hammelburg
Judenfeindlicher Tweet: Hammelburger Grüne attackiert AfD-Mann
Die Mehrheit im Rechtsausschuss des Bundestags distanziert sich vom Vorsitzenden, AfD-Mann Stephan Brandner. Wortführerin ist die Grüne Manuela Rottmann aus Hammelburg. 
Manuela Rottmann aus Hammelburg vertritt die unterfränkischen Grünen seit 2017 im Bundestag.
Foto: Christoph Weiß | Manuela Rottmann aus Hammelburg vertritt die unterfränkischen Grünen seit 2017 im Bundestag.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:29 Uhr

Wieder einmal sorgt ein AfD-Politiker mit Beiträgen in den sozialen Netzwerken für Empörung. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag, Stephan Brandner, hatte bei Twitter unter anderem die Äußerung eines Nutzers weiterverbreitet, der gefragt hatte, warum in Halle Politiker mit Kerzen in Moscheen und Synagogen "herumlungerten", wo die Opfer des Anschlags doch eine  "Deutsche, die gerne Volksmusik hörte" und ein "Bio-Deutscher" gewesen seien. In einer weiteren selbst verfassten Kommentar hatte Brandner den jüdischen Publizisten Michel Friedman beleidigt.

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In der Rechtsausschuss-Sitzung am Mittwoch attackierte Grünen-Obfrau Manuela Rottmann den AfD-Politiker aus Thüringen mit deutlichen Worten. "Sie sind nicht geeignet, diesen Ausschuss zu führen", sagte die Abgeordnete aus Hammelburg (Lkr. Bad Kissingen) im Namen ihrer Kollegen von CDU/CSU, SPD, FDP, Linken und Grünen. Gemeinsam verurteile man die Äußerungen Brandners. "Hier ist eine  Grenze überschritten – und diese Grenze trennt Sie von uns, vom demokratischen Deutschland", heißt es in der Erklärung, die dieser Redaktion vorliegt.

Erbärmlich und jämmerlich 

"Auf abstoßende Weise" verniedliche der Kommentar die Tatsache, dass der Täter von Halle einen tödlichen Anschlag auf die Mitglieder der jüdischen Gemeinde plante, zur "irrelevanten Nebensache". Der 20-jährige Mann sei offensichtlich getötet worden, weil er sich in einem Imbiss aufhielt, der von einem Muslim  betrieben wird. Rottmann: "Dieses Ziel war offenbar der Ersatz für die Synagoge." Es sei das Mindeste, dass Vertreter des Staates das Gespräch mit den Angehörigen der Getöteten, den Verletzten und mit den Angehörigen der jüdischen und muslimischen Gemeinden suchten und ihnen ihre Solidarität versicherten. Rottmann: "Es ist erbärmlich, das als ,Herumlungern' verächtlich zu machen." 

Den Versuch Brandners, den von ihm verbreiteten Kommentar als "Anregung zur Meinungsbildung" zu rechtfertigen, nannte die Rechtspolitikerin "jämmerlich". Gegenüber der Deutschen Presseagentur hatte sich der AfD-Politiker entsprechend geäußert. Rottmann: "Das glaubt Ihnen kein Mensch, und Sie selbst glauben das auch nicht."

Michel Friedman erhebe sein ganzes Leben seine Stimme für eine Zukunft der Juden in Deutschland, sagte Rottmann weiter. Er werde deshalb persönlich immer wieder bedroht. Mit seinem Tweet über ein AfD-kritisches TV-Interview des Publizisten markiere auch Brandner den Juden Friedman als Feindbild. Wörtlich hatte der AfD-Mann geschrieben: "Staatsfunk: Jede Sendeminute dieses deutschen Michel treibt uns neue Anhänger in Scharen zu – weiter so!"  Aufgrund solcher Kommentare steige Friedmans Gefährdung "noch einmal drastisch an", so Rottmann. Brandner nehme dies in Kauf, weil er sich davon neue Anhänger der AfD verspreche.

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Mit seinen Beiträgen zerstöre Brandner "jede Voraussetzung dafür, die Aufgabe als Vorsitzender des Rechtsausschusses in einer pluralen, offenen Demokratie wahrnehmen zu können",  betonte Rottmann abschließend. Zuvor hatten der Deutsche Anwaltverein und der Deutsche Juristinnenbund den Rücktritt des AfD-Politikers vom Ausschussvorsitz gefordert.     

 
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  • Franken48
    Gerade die Grünen, dürften nie über andere schlecht reden. Von denen, hatten schon genug Dreck am Stecken. Auch wenn einer es zum Außenminister geschafft hat.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    @Franken48: Schön, daß Sie sich für Ihren sinnfreien Kommentar selbst geliked haben!
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  • Albatros
    @Franken48, also ich bin ja nun wirklich alles andere als ein Freund der Grünen, aber trotzdem sollte man so viel Objektivität haben, dass grüne Politiker sich nicht mit den brauen Idi..... vergleichen müssen. Und wenn es um den Dreck am Stecken geht, nun, da dürften parteiübergreifend die meisten die Hand heben. Im Vergleich zu unserem jetzigen blutleeren und bübchenhaften Außenminister, war der Joschka ein richtiger Guter.
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  • schwabayer
    Wohl wahr, also wenn sich Maas vom Kurden- u. Deutschenhasser Erdogan weiters so beleidigen läßt, wird`s höchste Zeit abzudanken.
    Davon abgesehen, hatte Fischer seinerzeit auch unheimlich viel geistigen Müll von sich gegeben.
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  • Arcus
    Frau Dr. Rottmann tritt entschieden auf und wählt eine klare Sprache. Die Frau hat einfach Kompetenz und wird weit über die Parteigrenzen hinaus geschätzt.
    Jetzt tritt sie als Kandidatin für den Landratsposten in Bad Kissingen an. Ich wünsche ihr viel Erfolg. Im Bundestag allerdings wird sie fehlen. Sie hat Potential und könnte auch dort ihren politischen Weg erfolgreich fortsetzen.
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  • Albatros
    @Arcus, also jetzt sollte auch dem letzten Leser klar sein, wo Sie politisch beheimatet sind und dass Frau Rottmann eine Spitzenpolitikerin ist. Und auch wenn die grüne Politik so gar nicht meine Welt ist, dass sie diesen rechten Vollpfosten in die Schranken verwiesen hat, dafür hat sie allemal ein Lob verdient.
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  • Viel Glück mit einem Landrat / Landrätin aus dem grünen Bereich. Der Landkreis Bad Kissingen besticht schon jetzt nicht mit wirtschaftlicher Glanzleistung, keine Ansiedlung von nennenswerten Unternehmen, fehlenden Arbeitsplätzen, schlecht ausgebauten Straßen und ÖPNV. Abgehängte Ortschaften, keine örtlichen Einkaufsmöglichkeiten, fehlende Ärzteversorgung, Rückgang der Bevölkerung, leerstehende Häuser etc. Die Liste lässt sich noch weiter fortführen. Die Mehrheit möchte keinen dritten Nationalpark in der Rhön, keine Stromtrasse und keine weiteren Windräder, mit grüner Politik wird das aber nicht verhindert sondern noch weiter gefördert. Landwirtschaft ist auch verpönt, da ja "Veggie" der neue grüne Trend sein soll. Da frag ich mich wie dann der Landkreis wirtschaftlich noch stark sein bzw. werden soll? Tourismus darf dann auch nicht sein, ist ja schließlich nicht ökologisch wenn die Gäste aus nah und fern mit dem Auto anreisen und hier durch den Wald spazieren.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Der Rechtsausschuss könnte sich problemlos auflösen, er ist im Grundgesetz nicht vorgeschrieben. Dann hätte der rechtsradikale Retsausschussvorsitzende ganz plötzlich Amt und Aufwandsentschädigung verloren.
    Der Vorgang zeigt aber auch wie gut unser Bundestag funktioniert. Getestet werden die AfDler in Ausschüssen, auf Bewährung.
    In das Präsidium wird keiner gewählt und das ist gut so.
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