
In der Camperszene glänzt der Wohnmobilstellplatz am Forellenhof bei Hammelburg weiter mit positiven Bewertungen. Nach 2021 haben Leser der Fachzeitschrift Promomobil den Forellenhof auch in diesem Jahr wieder unter die zehn beliebtesten Wohnmobilstellplatz Deutschland gewählt. Zudem ist er der beliebteste in Bayern.
Schon länger punktet der Forellenhof laut Promobil mit seinem Ausblick über das Saaletal, zahlreichen Hoftieren und Lamas sowie einem kleinen Hofladen. Im angeschlossenen Lokal mit Biergarten am Forellenhof können Gäste Pizza bestellen, aber auch argentinische Steaks und lokale Spezialitäten. Betreiber Karl-Heinz Reuß, mit Spitznamen Kalli, wird in vielen Bewertungen in den höchsten Tönen gelobt: "Super Stellplatz, absolut klasse Betreiber mit einem tollen Team", zitiert Promobil aus den Bewertungen. Hundebesitzer und ihre Vierbeiner sind dort auch herzlich willkommen.
Bei all dem Lob startet Reuß einen neuen gastronomischen Coup. Mit bald sieben Tiny-Houses wirbt er neuerdings um Übernachtungsgäste, die kein eigenes Wohnmobil haben. Fünf davon sind schon aufgestellt. "Seit sieben Jahren bin ich an diesem Thema dran", sagt Reuß auf Nachfrage dieser Redaktion. Gestoßen sei er auf den Trend zu Minihäusern erstmals in Kroatien, als dies in Deutschland noch kein so großes Thema war. Jeder Campingplatz biete dort schon länger einige dieser Unterkünfte an.
Drei Räume auf 33 Quadratmetern
Die jetzt von Reuß am Forellenhof installierten Minihäuser warten jeweils mit einer Wohnfläche von 33 Quadratmetern auf. In den drei Räumen mit einer Wohnküche, einem Schlafzimmer, einem Badezimmer und einem Versorgungraum kommen zwei Erwachsene - und bei Bedarf auf einem Schlafsofa auch noch Kinder unter.
Mit den 8,40 mal vier Meter großen Häusern setzt der Vermieter nicht auf ländlichen Hüttencharakter, sondern zeitgenössischen Fertighausstandard. Bei 20 Zentimetern Wandstärke sind die Häuser winterfest, so Reuß.
900 Kilometer weite Anlieferung
Durch die großzügigen Fensterfronten gen Süden schweift der Blick der Gäste weit über das tieferliegende Saaletal und den gegenüberliegenden Sodenberg. Vom Reiz der Landschaft profitieren die Gäste auch auf den vorgelagerten Sonnenterassen mit 8.40 Meter Länge und vier Metern Breite, die Reuß weitgehend in Eigenleistung erstellt hat.
Nach umfangreichen Marktsondierungen kam Reuß zu dem Schluss, die kompakten Gebäude in Kroatien fertigen zu lassen. Bereits im Sommer trafen die ersten beiden Unterkünfte nach ihrer 900 Kilometer langen Anfahrt auf zwei Schwertransportern am Forellenhof ein. Vorsichtshalber erfolgte diese Anlieferung nicht auf dem kürzesten Weg von der Autobahn über Hammelburg, sondern über Schwärzelbach.
Spannung in der Bahnunterführung
"Wir hatten die Sorge, dass es unter der Bahnüberführung Richtung Wartmannsroth zu knapp wird", beschreibt Reuß die größte Herausforderung des Transports. Doch in dem Nadelöhr lief auf den letzten Kilometern alles glatt: "In der Höhe waren noch 20 Zentimeter Luft", zeigt sich Reuß über die unversehrte Ankunft der ersten beiden je knapp zehn Tonnen schweren Ladungen erleichtert.
Viele Schaulustige vor Ort
Gleich nach ihrer Installation erfreuten sich die ersten beiden Häuser laut Reuß regen Interesses. Das neue Angebot habe an den Wochenenden zu einer regelrechten "Völkerwanderung" von Neugierigen geführt, erinnert sich der Platzbetreiber. Weil diese Neugier nicht so schön für die auf dem Platz weilenden Campinggäste gewesen sei, habe man zunächst auf große Werbung verzichtet. Inzwischen sind fünf der insgesamt sieben geplanten Häuser nach leichten Lieferverzögerungen eingetroffen und die Zahl der Schaulustigen ist wieder weniger geworden.

Silvester bereits ausgebucht
Die Nachfrage von Übernachtungsgästen für die Minihäuser sei dagegen ungebrochen. Viele, die schon da waren, haben sich gleich wieder angemeldet, lässt Reuß wissen. "Silvester sind wir ausgebucht", schwärmt der Platzbetreiber, zumal sich zum Jahreswechsel 60 Wohnmobilisten und -mobilistinnen angemeldet hätten. Diese Zahl an Stellplätzen verbleiben ihm, nachdem 18 weitere den neuen Unterkünften weichen mussten, rechnet der Diebacher vor.
In Sachen Eingrünung der neuen Bauten will Reuß behutsam vorgehen, damit der von den Gästen geschätzte Ausblick ins Saaletal nicht zuwächst. An der Rückseite der Häuser soll aber Bambusgras gepflanzt werden. Erledigt sei inzwischen die Pflanzung von weiteren 20 Obstbäumen als eine der Ausgleichmaßnahmen für den ganzen Platz.
Touristen vorbehalten
Für Reuß und seine Frau Jutta bedeuten die neuen Häuser ein Umstellung bei der Betreuung des Geländes. Denn während Camper und Camperinnen in ihren rollenden Quartieren selbst für Sauberkeit sorgen, müssen die festen Quartiere zwischen Ab- und Anreise der Gäste jeweils gereinigt werden.
"Dieser Aufwand ist aber bei allen Gastronomiebetrieben gegeben", zeigt sich Reuß gelassen. Wert legt er auf die Feststellung, dass die Minihäuser touristischen Zwecken vorbehalten bleiben sollen. Den Boom dieses Wohnmodells auf kleineren Flächen spürt er auch bei älteren Menschen. Die Nachfrage sei vielfältig. Doch eine Dauervermietung schließt er aktuell aus.
Ganzjähriger Wirtschaftsfaktor
So will der Forellenhof mit seinem erweiterten Übernachtungsangebot für Touristen ganzjährig ein Wirtschaftsfaktor in der Region bleiben, sagt Reuß. Für etliche Stammgäste ist er längst zu einer festen Zwischenstation auf der Fahrt von Nord nach Süd, durch Deutschland und Europa, oder für erholsame Tage im Saaletal geworden.