Mit Spannung wird in der Region die Präsentation der detaillierten Pläne für die Stromleitung P 43 aus dem Raum Fulda nach Grafenrheinfeld erwartet. Kritiker fürchten massive Eingriffe in das Biosphärenreservat Rhön.
Mit der Unterzeichnung einer "2. Rhöner Erklärung" im Weingut Ruppert untermauern Bürgerinitiativen aus der Rhön am Dienstag, 12.Oktober, ihre Ablehnung gegen das Vorhaben. Die erste Erklärung dieser Art hatte es 2015 gegen den Bau der Stromtrasse SuedLink gegeben, die ursprünglich entlang der Autobahn durch die Rhön führen sollte.
Markus Stockmann (Elfershausen) als einer der Initiatoren kündigte zugleich weitergehende Maßnahmen an, falls der Verlauf der Trasse die befürchteten Einschränkungen mit sich bringen sollte. So werde man dann zu einer Demonstration im Rahmen des geplanten Info-Marktes vom Netzbetreiber Tennet aufrufen.
Stockmann bemängelte, dass bisher die Bürgerbeteiligung "zur Freude der Netzbetreiber" durch Corona ausgebremsr worden sei. Nach Ansicht der Initiative sind Beschlüsse der Regierungskoalition zu Art und Umfang des Netzausbaues aus dem Jahr 2015 mittlerweile außer Kraft gesetzt.
Mit der neuen Rhöner Erklärung fordern die Initiativen ein transparentes Genehmigungsverfahren, welches die voraussichtlichen Umweltauswirkungen "ohne Salamitaktik" berücksichtigt. Außerdem sollte die Möglichkeit der Aufrüstung bestehender Leitungen zur Vermeidung von Neubauten geprüft werden. So gehen die Initiativen davon aus, dass die Leitungskapazität verdoppelt werden könnte.
Weiter sprechen sich die Initiativen für einen direkten Verlauf zwischen den Ballungsräumen aus, ohne den Netzverknüpfungspunkt Grafenrheinfeld zu überlasten. Falls ein Neubau unumgänglich ist, müsse er als Erdverkabelung erfolgen, damit die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt gering bleiben.
Schließlich plädiert die zweite Rhöner Erklärung dafür, schützenswerte Gebiete, wie das Biosphärenreservat Rhön auszuklammern. Das Land der offenen Fernen in der hessischen, thüringischen und bayerischen Rhön dürfe keinen willkürlichen Netztinfrastrukturmaßnahmen preisgegeben werden, schließt die Initiative ihre Erklärung.
Jochen Knüttel (Schondra) erinnerte daran, dass die Initiativen aus dem gewachsenen Widerstand gegen den SuedLink weiter für ihre Heimat einstehen. Erwin Miller (Bad Brückenau) sieht die Gegenwehr gegen SuedLink bestätigt. Ansonsten wäre die Stromleitung gegen P 43 einfach auf dieser Trasse dazu gestellt worden.
Nicole Brandler (Hammelburg) bemängelt, dass ein bisher gezeigter Trassenverlauf von Diebach kommend über das Gansthal bei Hammelburg Richtung Autobahnauffahrt Langendorf die Anstrengungen der Stadt rund um den sanften Tourismus zurückwerfe.
Stefan Ruppert, Vorsitzender des Weinbauvereins Hammelburg, verweist auf den Aufwand für das in den vergangenen Jahren erstellte Hüttenkonzept, dass den Tourismus weiterbringen soll. Zudem wäre die Haupt-Rebfläche des Familienbetriebes möglicherweise unmittelbar von einem Strommast betroffen.
Dieser Eingriff in die Kulturlandschaft mit möglichen Hürden für den weiteren Anbau müsse verhindert werden. Schließlich hätten etliche Winzerbetriebe in den vergangenen Jahren erheblich investiert.