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BAD BRÜCKENAU
GKN Sinter Metals wird wohl verkauft
Ein Verkauf steht an: Der britische Konzern GKN will sich in den nächsten 15 Monaten von seiner Pulvermetall-Sparte trennen. Betroffen wäre dann auch das Werk Bad Brückenau mit seinen knapp 500 Beschäftigten.
Foto: Gerhard Fischer | Ein Verkauf steht an: Der britische Konzern GKN will sich in den nächsten 15 Monaten von seiner Pulvermetall-Sparte trennen. Betroffen wäre dann auch das Werk Bad Brückenau mit seinen knapp 500 Beschäftigten.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:18 Uhr

Die GKN Sinter Metals mit ihren knapp 500 Beschäftigten gehört zu den „wirtschaftlichen Treibern“ im Landkreis Bad Kissingen, wie es auf der Internetseite des Landkreises vermerkt ist. Der Automobilzulieferer steht nach den Krisenjahren ab 2008 eigentlich wieder auf stabilen Füßen, prestigeträchtige Großaufträge brachten das Bad Brückenauer Werk teilweise sogar an die Kapazitätsgrenze.

Doch wirkliche Ruhe ist im Sinntal noch nicht eingekehrt. Seit Mitte Januar tobt bei der britischen Muttergesellschaft eine Übernahmeschlacht durch den Investor Melrose. Bei GKN kämpft man gegen eine feindliche Übernahme durch Melrose, der in der Branche als harter Sanierer bekannt ist.

GKN ist mit rund 58 000 Beschäftigten mit Standorten in 30 Ländern vertreten und produziert Teile für die Luftfahrt- und die Autoindustrie. Am Standort Bad Brückenau werden zum Beispiel Getriebe-Elemente wie Synchronteile für Automatikschaltungen oder Allradfahrzeuge produziert.

Beim britischen Investor Melrose ist man der Meinung, dass GKN für seine Aktionäre nicht profitabel genug arbeitet und will durch eine Aufspaltung des Konzerns und andere Sanierungsmaßnahmen die Profitabilität steigern. Das erste, freundliche Übernahmeangebot durch Melrose wies GKN als viel zu niedrig ab. Daraufhin begann ein Prozess der feindlichen Übernahme. Sieben Milliarden Pfund, rund acht Milliarden Euro, sind im Gespräch.

Die Führung von GKN wiederum ist der Meinung, diesen Restrukturierungsprozess ohne fremde Hilfe organisieren zu können. Die jetzige Geschäftsführung will den Konzern in eine Flugzeug- und eine Automotive-Sparte aufteilen, die dann als zwei getrennte, börsennotierte Unternehmen agieren. Bis Mitte 2019 soll den Aktionären der Börsenwert mitgeteilt werden. Außerdem sollen durch Verkäufe rund 2,5 Milliarden an die Aktionäre fließen. Dazu gehört wohl auch das Werk in Bad Brückenau.

Im Bad Brückenauer Sintermetallwerk hat man die Entwicklung auf der Britischen Insel im Blick, während der Rest des Kontinents kaum Notiz vom Übernahme-Poker nimmt. „Aber wir wissen hier auch nur, was man im Internet und über Google recherchieren kann“, sagt zum Beispiel Florian Wildenauer, Bad Brückenauer Stadtrat und GKN-Mitarbeiter. „Wir wollen das Beste für uns hoffen“, kommentiert Wildenauer die Lage. Optimistisch zeigt er sich auf jeden Fall. „Auch wir haben eine Durststrecke in den Krisenjahren überwunden, aber wir sind besser aus der Krise herausgekommen wie man anderer“, so der GKN-Mann und Lokalpolitiker.

„Solange wir nicht über irgendetwas informiert werden müssen, ist es eigentlich ein gutes Zeichen.“
Florian Wildenauer, Stadtrat

„Solange wir nicht über irgendetwas informiert werden müssen, ist es eigentlich ein gutes Zeichen“, sagt Wildenauer. Wenn man aber das Unternehmen Melrose googele, dann fände man andererseits auch Beschreibungen der Firmenpraxis, bei der in den Medien gerne der Begriff „Heuschrecke“ falle, so der Stadtrat. Nähere Informationen liegen auch dem Bad Brückenauer Betriebsrat zum Stand der Entwicklung nicht vor. „Das spielt sich noch sehr weit weg von Bad Brückenau ab“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Arno Nüchter gegenüber dieser Redaktion. Unterdessen spekulieren Investment-Analysten, ob eine Übernahme der GKN durch Melrose nicht lukrativer für GKN-Aktionäre wäre. Gar wird von möglichen Fusionen Automotive-Sparte spekuliert, hier fällt auch der Name Schaeffler.

Seit 2014 ist Joachim Prölß Werkleiter bei GKN Sinter Metals in Brückenau. Man befinde sich mitten im Übernahmethema, äußere sich deshalb vorsichtig. „Aber es ist so, dass GKN die Powder-Metalls-Sparte nun verkaufen will.“ Durch wen diese GKN-Sparte, also auch das Werk Bad Brückenau, übernommen werden könnte, dazu sei freilich noch nichts bekannt, die Entwicklung befinde sich am Beginn. „Es wird erst einmal nichts passieren“, beruhigt Werkleiter Prölß. Das Werk in Bad Brückenau ist nach den Krisenjahren von 2008/2009 wieder sehr gut ausgelastet. Komponenten für die E-Motoren machen den Standort in der Rhön ebenso stark wie Teile für Benzinmotoren, die infolge der Diesel-Diskussionen Wachstum verzeichnen.

 
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