Die CSU verliert Stimmenanteile, bleibt aber mit Abstand stärkste Kraft, die AfD wird auf Anhieb zweistellig, kommt aber im Stimmkreis nicht über die bereits vor einem Jahr bei der Bundestagswahl erreichte Größenordnung hinaus und die SPD verliert massiv: Vieles von dem, was schon in den Berichten und Analysen zum Ergebnis der Landtagswahl stand, trifft auch auf die Bezirkstagswahl zu.
Karin Renner gewinnt wieder
Karin Renner (CSU) verbuchte im Vergleich zu 2013 zwar fast neun Prozentpunkte weniger, aber das Direktmandat im Stimmkreis 603 Bad Kissingen hat sie trotzdem mit großem Abstand gewonnen. Um ihre 44,1 Prozent zu erreichen, muss man schon die Ergebnisse der Kandidaten auf den Rängen zwei bis fünf zusammenzählen. Das belegt, wie stark die CSU in der Region selbst bei großen Einbußen noch ist.
Das Feld dahinter liegt ziemlich eng beieinander. Irina Hönig von den Grünen hat mit 10,7 Prozent knapp die Nase vor Patrick Geßner (10,65 Prozent) von der AfD. Diesem folgt mit 10,38 Prozent Dominik Sitter von den Freien Wählern, der wiederum Tobias Schneider (10,37 Prozent) von der SPD nur um vier Stimmen übertroffen hat.
Größere SPD-Verluste
Bei den Zweitstimmen für die Parteien fallen die Unterschiede dann doch ein klein wenig größer aus. Hier kommt die CSU im Stimmkreis immerhin auf 49 Prozent. Vor fünf Jahren waren das aber auch noch 54,9 Prozent gewesen. Die Verluste für die SPD fallen deutlicher aus als bei den Erststimmen. Und der Vorsprung der zweitplatzierten Grünen (11,06 Prozent) auf die AfD (10,16) gerät ein kleines bisschen größer als bei den Erststimmen.
Dass der Wähler zwischen Parteien und ihren Persönlichkeiten oftmals unterscheidet, dafür ist nicht nur Tobias Schneider ein Beispiel. Auch Adelheid Zimmermann (FDP) und Waldemar Bug von der ÖDP belegen das bei der Bezirkstagswahl mit Erststimmenergebnissen, die besser sind als die ihrer Parteien bei den Zweitstimmen.
Wahlbeteiligung deutlich höher
Wie bei der Landtagswahl war die Wahlbeteiligung am Sonntag auch bei der Bezirkstagswahl deutlich höher als vor fünf Jahren. Bei der Landtagswahl betrug sie diesmal 73,2 Prozent (2013: 65,1 Prozent). Die Bezirkstagswahl erzielte diesmal eine Beteiligungsquote von 70,3 Prozent. Möglicherweise zeigte die nicht zuletzt gegen die AfD gerichtete Kampagne, wählen zu gehen, tatsächlich Wirkung.
„Ich denke, wir sind im Trend der Landtagswahl. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden“, sagte Renner. Gerade weil sie in Bad Kissingen mit Stadtrat Tobias Schneider (SPD) und Irina Hönig (Vorstand Grüne Jugend Unterfranken) ernst zu nehmende Gegenkandidaten hatte. Renner, geboren 1948, ist seit 28 Jahren im Bezirkstag vertreten.
Alles auf den Prüfstand stellen
Patrick Geßner (AfD) hat sich ein besseres Resultat erhofft, ist aber grundsätzlich zufrieden. „Dafür dass wir zum ersten Mal angetreten sind, ist das ein ordentliches Ergebnis“, sagt er. Das gilt auch für Dominik Sitter (FW) „Vor allem dafür, dass ich das erste Mal angetreten bin und wir jetzt nicht so einen intensiven Wahlkampf geführt haben.“
SPD-Direktkandidat Tobias Schneider kann sich zwar über sein persönliches Ergebnis freuen, das angesichts des „miserablen Ergebnisses“ seiner Partei aber nicht weiter ins Gewicht falle. „Die SPD muss alles auf den Prüfstand stellen und die Ärmel hochkrempeln“, sagt er dennoch kämpferisch.
Grüne hofft auf die Liste
Die Bad Kissinger Direktkandidatin der Grünen, Irina Hönig, rechnet sich Chancen aus, über die Liste in den Bezirkstag in Würzburg einzuziehen. Dafür braucht sie unterfrankenweit möglichst viele Zweitstimmen. In Würzburg ist ihr das gelungen: Dort hat sie das zweitbeste Ergebnis auf der Liste der Grünen geholt.
„Im Moment ist noch alles offen. Ich kann nur warten“, erklärte sie dazu am Montagnachmittag. Welche Kandidaten über die Liste einziehen, soll voraussichtlich am Dienstag feststehen, heißt es vom Bezirk. Die Auszählung der Stimmen habe sich teilweise verzögert.
