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Euerdorf
Euerdorf: Wie Robert Wahler vom Schlosser zum "Zahnschlosser" wurde
Robert Wahler hat einen außergewöhnlichen Werdegang hinter sich. Zwischen seiner einstigen Lehre zum Schlosser und seiner heutigen Tätigkeit als Zahnarzt sieht er aber Parallelen.
Der Drehmomentschlüssel im Mini-Format ist für Zahnarzt Robert Wahler eine Gemeinsamkeit zwischen seinem früheren und heutigen Berufsleben.
Foto: Simon Snaschel | Der Drehmomentschlüssel im Mini-Format ist für Zahnarzt Robert Wahler eine Gemeinsamkeit zwischen seinem früheren und heutigen Berufsleben.
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 00:36 Uhr

Robert Wahler hat sich als Zahnarzt längst einen Namen gemacht. Im Februar eröffnet der Euerdorfer bereits seine vierte Praxis. An den Standorten Euerdorf, Bad Kissingen, Schweinfurt und dann auch Werneck beschäftigt der 69-Jährige insgesamt mehr als 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei fing die Geschichte des Dr. Wahler in einer ganz anderen Richtung an. "Mit 16 hatte ich nicht einmal ansatzweise eine Ahnung, dass ich mal Zahnarzt werden würde", verrät er.

"Mein Weg war eigentlich immer in Richtung Ingenieur vorgezeichnet", sagt Wahler. "Meine Eltern kamen aus der Landwirtschaft und für einen Bauernsohn war es damals nicht üblich, aufs Gymnasium zu gehen", erinnert er sich. Nach seinem Realschulabschluss ging es für den gebürtigen Ebenhäuser zunächst in die Industrie. Er absolvierte eine Lehre zum Schlosser bei SKF in Schweinfurt. "Die wollte ich auf jeden Fall zu Ende bringen, wusste danach aber nicht so recht, was ich machen soll."

Der zweite Bildungsweg als glückliche Fügung für Robert Wahler

Über den zweiten Bildungsweg - für Wahler "einfach eine tolle Sache für junge Menschen" - holte er am Bayernkolleg in Schweinfurt sein Abitur nach, um sich alle Wege offen zu halten. "Mehr oder weniger Zufall" und eine glückliche Fügung sei es gewesen, dass dies nahe der Heimat möglich war, sagt Wahler heute. 1975 stand er abermals vor der Frage: Wie geht es weiter?

"Ich ging das dann relativ rational an", sagt Wahler. "Ich wollte etwas Manuelles machen, mit den Händen arbeiten. Im Bekanntenkreis meines Vaters gab es Zahnärzte, dieses Umfeld hat mich interessiert. Und in Würzburg gab es die Möglichkeit, Zahnmedizin zu studieren." Bis heute ist Wahler die Verbindung zur Heimat enorm wichtig: "Ich bin auf dem Dorf sozialisiert, bei mir hat sich immer alles im Umkreis einiger Kilometer abgespielt. Mir hat dabei nie etwas gefehlt."

Vertrauen und Beständigkeit in den Praxen

Kein Wunder also, dass Wahler nach dem Studium in Würzburg und seiner Assistenzzeit in Fulda und Bad Brückenau seine erste Praxis vor fast 40 Jahren in Euerdorf eröffnet hat. Wenn auch nicht mehr im gleichen Haus, gibt es sie bis heute. Wahler setzt auf Beständigkeit und auf Vertrauen in sein Team. Sein erster Partner, Udo Dürner, unterstützt ihn seit mehr als 30 Jahren.

Die 2008 in Bad Kissingen gegründete Praxis wird von seinem Sohn Tobias Wahler geführt. Auch mit seinen beiden anderen Söhnen und zwei Schwiegertöchtern arbeitet er zusammen. Mit seinen bald 70 Jahren hat Wahler nun seinen Rückzug eingeleitet, sagt er. "Meine Söhne und Schwiegertöchter führen den Betrieb. Ich stehe quasi als Aktiv-Senior bereit."

Mehr als 100 Auszubildende in 40 Berufsjahren

Seine persönliche Lebensgeschichte hat Robert Wahler sicherlich vieles gelehrt. Eines wird der bald 70-Jährige aber nicht müde zu betonen: "Man muss jungen Leuten die Möglichkeit geben sich weiterzuentwickeln. Egal ob direkt nach der Schule oder wie bei mir über kleine Umwege." Mehr als 100 junge Menschen hat Wahler in der vergangenen 40 Jahren ausgebildet. "Ich habe den Ehrgeiz, die Leute so zu fördern, dass sie eine gute Ausbildung haben."

Bereits mehrfach haben seine Lehrlinge Auszeichnungen und Staatspreise erhalten. "Darauf bin ich schon ein bisschen stolz", gibt er schmunzelnd zu. So gerne er Ausgelernte im Betrieb hält, lässt er sie auch ziehen, um ihren eigenen Weg zu gehen: "Wenn ein Zahntechniker oder eine zahnmedizinische Fachangestellte nach der Ausbildung Zahnmedizin studiert, ist das doch eine tolle Sache", so Wahler. Er sieht es als Bestätigung seiner eigenen Erfahrungen.

Doch würde er deshalb jeder Zahnärztin und jedem Zahnarzt erst mal eine Schlosserlehre empfehlen? "Nein, um Gottes Willen", sagt er lachend. Er räumt aber ein, dass er durchaus gewisse Parallelen zwischen seinen beiden Berufswelten sieht: "Eine handwerkliche Begabung und ein gewisses technisches Interesse sollten bei einen Zahnarzt-Kandidaten schon da sein. Wenn auch vielleicht eher in Richtung Feinmechaniker als Schlosser."

Zu seinen Anfängen musste er Kronen, Prothesen oder Brücken noch selbst herstellen. "Das machen ja heute alles Labore. Aber auch nach 40 Berufsjahren geht es mir noch so, dass es bestimmte Techniken gibt, die mir eher vertraut sind, weil ich den handwerklich-mechanischen Hintergrund habe." Beispielhaft holt er einen Drehmomentschlüssel im Miniaturformat hervor. Damit setze er immer wieder Implantatschrauben ein. Mit seinem Spitznamen ist Robert Wahler deshalb einverstanden: "Spaßhalber sage ich manchmal Zahnschlosser. Damit kann ich gut leben."

 
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