Die Stadt- und Gemeinderäte der Kreuzbergallianz mit Bischofsheim, Oberelsbach, Sandberg, Schönau, Wildflecken sowie Niederlauer und Hohenroth sprechen sich mehrheitlich für die Fortführung des Dialogprozesses über einen Nationalpark Rhön aus. Diese Willensbekundung ist das Ergebnis einer gemeinsamen Sitzung der sieben Ratsgremien mit Umweltministerin Ulrike Scharf auf dem Kreuzberg.
Rats- und Bürgerversammlungen
Dabei hatte Ursula Schuster vom Umweltministerium die aktuelle Gebietskulisse sowie die Rahmenbedingungen für einen Nationalpark vorgestellt, die Antworten auf den Fragenkatalog erläutert und gemeinsam mit der Umweltministerin und den Landräten die Diskussionsbeiträge der Ratsmitglieder beantwortet.
Der weitere Dialogprozess, so die Vereinbarung, beinhaltet Bürgerversammlungen in den jeweiligen Gemeinden, die Bildung von allianzübergreifenden Arbeitsgruppen, um Themenschwerpunkte zu vertiefen, sowie weitere gemeindeübergreifenden Stadt- und Gemeinderatssitzungen. Im Juli soll dann entschieden werden, ob die Rhön in den nächsten Verfahrensschritt für die Ausweisung eines Nationalparks gehen will.
Erster Schritt
Das Treffen auf dem Kreuzberg sei ein erster Schritt im Dialogverfahren, waren sich Landräte wie auch die Umweltministerin mit Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert einig. Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb verwies in einen Rückblick auf die Ausweisung des Naturparks Rhön 1967, des Naturschutzgebiets Lange Rhön 1982 oder die Einrichtung des Biosphärenreservats 1991 oder seine Erweiterung samt Kernzonenausweisung 2015, dass es immer Widerstände in der Rhön gegeben habe. „Stillstand ist Rückschritt“, stellte Erb fest und bat alle Beteiligten, den Dialogprozess aktiv, fair und ergebnisoffen zu begleiten.
Entscheidung später
„Ich möchte mit Ihnen diskutieren und alle Argumente aufnehmen“, machte auch Ulrike Scharf deutlich. Das Argument, es sei schon alles entschieden, sei falsch. „Jetzt sammeln wir Argumente, der Entscheidungsprozess kommt später.“
Siegfried Söder (Sandberg) wollte sicher gestellt haben, dass vorhandene FFH-Gebiete, die an das Gemeindegebiet angrenzen nicht auch noch Nationalpark werden. Ursula Schuster machte deutlich, dass offene Wiesentäler kein Bestandteil der Schutzzone eines Nationalparks würde. Wenn eine Gemeinde Bereiche nicht im Nationalpark haben möchte, dann werde dies berücksichtigt. Es gehe um einen „maßgeschneiderten Nationalpark“.
Wolfgang Illek, stellvertretender Bürgermeister aus Wildflecken, erinnerte dran, dass die Kernzonen des Biosphärenreservates nicht einvernehmlich ausgewiesen worden seien. „Sie wurden uns übergestülpt.“
Claus Kleinhenz, dritter Bürgermeister von Sandberg, wollte wissen, ob das gut ausgebaute Wanderwege- und Mountainbikenetz erhalten bleibe. „Das kann alles bleiben“, betätigte Ursula Schuster. Für die Pflege und Instandhaltung sei die Nationalparkverwaltung zuständig.
Ausstieg auch später noch möglich
Sandbergs Bürgermeisterin Sonja Reubelt frage, ob in einer späteren Konzeptionsphase noch ein Ausstieg möglich sei. Landrat Habermann erachtete dies als selbstverständlich. Allerdings müsse die Willensbekundung, den nächsten Schritt zu gehen, schon ernsthaft sein. Wenn die Partner in der Detailplanung nicht zueinander finden, sei ein Ausstieg möglich, erklärte auch die Ministerin.
Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz stellte fest, dass nach der aktuellen Gebietskulisse Wildflecken nicht mehr betroffen sei und fragte, ob das so bleibe. Die Umweltministerin verwies auf die Arbeitsgruppe, die die Gebietskulisse erarbeitet habe. Auch sie verwies auf den „maßgeschneiderten Nationalpark“ und dass das endgültige Konzept noch im Detail erarbeitet werden müsse.
Gemeinsames Jagdkonzept
Ein großes Diskussionsthema war die Jagd. Wolfgang Illek wollte wissen, was unter dem Begriff „Wildtiermanagement“ zu verstehen sei. Siegfried Söder machte unter anderem auf bestehende Jagdrechte und getauschte Flächen aufmerksam. „Das Wildtiermanagement ist mit der herkömmlichen Jagd nicht vergleichbar, so Scharf. Es müsse aber klar geregelt sein, dass der Schwarzwildbestand kontrolliert werde. Ohne private Jäger sei dich nicht zu schaffen. Eine Konzeption werde notwendig, die in Kooperation erstellt werden müsse.
Manfred Reder (Bischofsheim) fragte nach der Holzwirtschaft. „Wo soll das Holz in Zukunft herkommen?“, wollte er wissen. Die Umweltministerin verwies auf ein zu erstellendes Holzkonzept, in dem sicher gestellt werde, dass die Bevölkerung die ortsübliche Menge an Holz zum ortsüblichen Preis auch weiterhin erhalte.
Natur sich selbst überlassen
Erwin Kruczek (Hohenroth) kennt Beispiele aus dem Bayerischen Wald, die er in der Rhön so nicht sehen möchte. „Die Rhön soll bleiben wie sie ist“, sagte er. Dieser Aussage wollte sich Landrat Habermann nicht anschließen. „Wer sich dafür ausspricht, ist Morgen von Gestern“. Zudem so Habermann, sei die heutige Forstwirtschaft nicht mehr mit der von früher vergleichbar. Man müsse sich nur einmal die Schneisen und Löcher ansehen, die schwere Holzerntemaschinen heutzutage hinterlassen. Die Dinge entwickeln sich und wir können sie mitgestalten. Wir können einen Teil der Natur sich selbst überlassen.“
Chance nicht entgehen lassen
Ob der Staat zu viel Geld habe, fragte Walter Rüttiger (Wildflecken). Zehn Millionen Euro Jahresbudget sollte in die Infrastruktur, in Straßen und Schulen, statt einen Nationalpark gesteckt werden. Die Umweltministerin verwies auf die Verantwortung für die Natur und Umweltschutz, auch um ein Stück Wildnis zu erhalten.
Doris Pokorny (Schönau) sprach sich für einen Nationalpark aus. „Wir sollten den Titel anvisieren. Bayern sucht den Superstar, es wäre schade und unachtsam, wenn wir uns die Chance verwehren.“