"Ich wollte in den Süden Deutschlands, am liebsten in eine Gegend mit schöner Natur", sagt Hannah Tarcadon. Ein Deutschland-Aufenthalt gehört zu ihrem Bachelor-Studium in Deutsch und Psychologie dazu. Die meisten Studenten aus dem Ausland zieht es nach Berlin oder München, in die Metropolen. Hannah wollte ins Grüne - so kam sie nach Hammelburg .
"Ich bin seit 1992 am Frobenius-Gymnasium. Seit Jahren beantragen wir Fremdsprachen-Assistenten. Hannah war überhaupt die erste, die uns je zugeteilt wurde", berichtet Eva Schweiger, Fachbetreuerin für Englisch am Hammelburger Gymnasium. Die Lehrerin ist begeistert von der jungen Engländerin. "Sie war sehr offen für alles, ist auf die Schüler zugegangen." Anfangs war Hannahs Deutsch noch nicht ausreichend für eine Unterhaltung. "Die Kinder mussten also Englisch sprechen, um mit ihr zu kommunizieren. Das war sehr motivierend", sagt Schweiger.
Zwei Tage in der Woche war Hannah am Frobenius-Gymnasium und dort jeweils sechs Wochen lang bestimmten Klassen zugeteilt. Danach wurde gewechselt, damit möglichst viele Schüler vom Unterricht mit der Muttersprachlerin profitieren. "Natürlich war Brexit ein Thema, um das es häufig ging", erzählt sie. Ihre privaten Hobbys flossen ebenfalls in den Unterricht ein. "Ich bin Mitglied einer Cheerleader-Gruppe an der Uni in Lancaster. Das hat die Schüler interessiert." Also hat Tarcadon den Schülerinnen Cheerleading-Unterricht gegeben.
Auch ihre Herkunft von der Isle of Man, einer kleinen Insel mit 80 000 Einwohnern mit einer Sonderstellung im Vereinigten Königreich, interessierte die Kinder. An zwei weiteren Wochentagen war Hannah Tarcadon am Friedrich-List-Gymnasium in Gemünden tätig. Die junge Engländerin wohnt zurzeit in Gräfendorf - von dort ist sowohl Gemünden als auch Hammelburg gut erreichbar.
"Anfangs war es für mich nicht leicht, in diesem kleinen Dorf Kontakte zu knüpfen", erzählt sie. Doch über eine religiöse Jugendgruppe in Schweinfurt und Wochenendreisen nach Würzburg, Bamberg, Nürnberg, München und Frankfurt hat sie Gleichaltrige kennengelernt.
Bedeutung der Religion
"Ich hatte hier eine wunderbare Zeit. Es ist wunderschön in dieser Region", sagt Tarcadon. Auch ihre Eltern seien bei einem Wochenendbesuch begeistert gewesen. Jetzt ging es nach Hause. Bis dahin wollte sie noch einige Reisen unternehmen, musste aber für ihr Studium auch noch zwei Aufsätze schreiben - einen über ihr Praktikum und einen zu einem gesellschaftlichen/kulturellen Thema. "Vielleicht schreibe ich über die Bedeutung der Religion", sagt sie. Überall sehe sie Kreuze und Kapellen und erkenne einen "großen kulturellen Einfluss" der Religion. Aber im täglichen Leben der Jugendlichen sei der christliche Glaube "nicht so präsent".Grundsätzlich gebe es keine großen Unterschiede zwischen Deutschland und England. "Die Kinder sind überall gleich", sagt Hannah lachend. Vermisst habe sie nur "cheesy chips", mit Käse überbackene Pommes Frites. In England werde sie dafür das gute deutsche Brot vermissen - "und die Natur". mac