
Mopeds faszinieren. Entschleunigt durch die Gegend tuckern, das hat schon was. Von einer ganz besonderen Tour können neun Mokick-Freunde aus Münnerstadt erzählen. Sie haben die Herausforderungen des Moped Rodeo Balkan auf sich genommen: 1260 Kilometer und 32 Stunden Fahrzeit, bei einem Schnitt von 39 km/h. In den sieben Tagen wurden nicht nur ihre Oldtimer-Bikes auf eine harte Probe gestellt, auch die Gesäßmuskeln aller Teilnehmer.

Doch Moped-Enthusiasten gelten als hartgesotten. Die zwei jungen Frauen und sieben Jungs des Clubs "Rauchgeschwader" aus Windheim, Reichenbach und Volkershausen haben im September das Balkan Rodeo bewältigt, alle Strapazen gemeistert und ihre Maschinen noch besser kennengelernt. Beim Treffen in der Werkstatt von Auto- und Motorrad Müller in Reichenbach wird gefachsimpelt. Welche Zündkerze fährt sich am besten in welchem Motor? Ob Simson, Zündapp, Kreidler oder Hercules - die Windheimer Alexander Schreiner (25 Jahre alt), Fabian Bötsch (28), Kevin Geheeb (28), Matthias (24) und Patrick Schlembach (29), Rebecca Seith (31) und Juluis Pollak (27, beide Volkershausen) sowie die Reichenbacher Manfred (54) und Lisa Müller (22) kennen jede Marke.

Manche haben ihre Mopeds schon länger als zehn Jahre. "Ich habe mit 15 angefangen, Moped zu fahren", erzählt Kevin Geheeb. Andere, wie Lisa Müller, ließen sich erst kurz vor dieser Tour mit dem Moped-Virus infizieren. Bei Lisa Müller kein Problem, hat ihr Vater Manfred doch eine Reparaturwerkstatt, auch für Zweiräder. Sieben "Rauchgeschwader"-Mitglieder fahren zusätzlich Motorrad, "aber mit dem Moped entspannt durch die Gegend zu cruisen, macht einfach mehr Spaß. So sieht man mehr", ist Rebecca Seith begeistert.
Die bisher extremste Herausforderung
Ausflüge plant das "Rauchgeschwader" nahezu immer. Dabei kristallisierte sich heraus: Es muss eine neue, eine wirkliche Herausforderung her. Da richteten sie ihre Scheinwerfer auf das Moped Rodeo mit den Voraussetzungen: Moped oder Mokick mindestens 20 Jahre alt, nicht mehr Hubraum als 50 Kubik. Das älteste Mokick der Gruppe fuhr Kevin Geheeb, eine Hercules MK4M aus den Siebziger Jahren, das neueste Matthias Schlembach, eine Hercules KX5 aus den Achtzigern. Am Rodeo nahmen Schweizer, Österreicher, Deutsche, Estländer und Holländer teil. Selbst Schweden fuhren mit, die mit dem Flugzeug einflogen, während ihre Mopeds per Spedition geliefert wurden.
"Start und Ziel war in Lessach am Wörthersee. Durch Laško und an den Plitvicer Seen vorbei ging es bis nach Knin in Kroatien und anschließend am Meer entlang und über die Inseln wieder zurück", erzählt Lisa Müller. "Das Ganze war schon ziemlich anspruchsvoll", berichtet Julius Pollak, der als "Lumpensammler" am Ende der Gruppe fuhr. Mit Funkgeräten hielt man unterwegs Kontakt zueinander.
Fuhr immer mit: Die Angst vor der Reserve
"Wir hätten gedacht, dass eher kleinere Pannen passieren", erzählt Kevin Geheeb. Doch einen Platten hatte man überhaupt nicht, dafür musste ein Motor getauscht werden. "Zum Glück hatten wir alle Ersatzteile dabei, sodass das kein Problem war", ergänzt Fabian Bötsch. Auch die Sprit-Beschaffung machte ihnen etwas zu schaffen. "An einem Tag lagen zwar zwei Tankstellen auf dem Weg, allerdings war es Montag. Und da sind die immer geschlossen", lacht Lisa Müller. Man half sich eben untereinander aus. Dennoch fuhr die "Angst vor der Reserve", wie es die neun scherzhaft bezeichnen, auf der ganzen Tour mit.

Die Arbeiten für die Tour begannen schon Monate vor dem Start. Sie schweißten Halterungen für Plastikfässer und Munitionskisten an ihre Mopeds, um trockenen Stauraum zu haben für Kleidung und Werkzeug. "Sie waren dicht. Das zeigte sich daran, dass nichts herauslief, als innen eine Flasche Radler auslief", schmunzelt Patrick Schlembach. Die Klamotten mussten eben mit leichtem Biergeruch getragen werden. Aber Mopedfahrer stecken solche Kleinigkeiten weg.
Ein Mopedfan hat vor nichts Angst
Gefahren wurde von Checkpoint zu Checkpoint, die der Veranstalter vorgegeben hatte. Jeden Tag saßen sie vier bis sechs Stunden auf dem Bock. Da diese Mopeds immer wieder abkühlen müssen, waren sie rund zwölf Stunden am Tag unterwegs. "Wir dachten, dass wir deutlich schneller vorankommen. Von den Sehenswürdigkeiten auf der Strecke haben wir nicht viel mitbekommen. Leider", so Rebecca Seith. Dafür hatten sie noch nachts Motorengeräusche im Ohr; selbst im Schlaf dachte so mancher, dass er noch immer auf dem Zweirad sitzt. Nackenschmerzen und aufgebrannte Nasen waren an der Tagesordnung.

Und ganz ungefährlich war die Strecke auch nicht. Manfred Müller erinnert sich an eine sehr steile Stelle, an der die unbefestigte Straße jäh bergab fiel. "Von einer Leitplanke war nichts zu sehen". Umso schöner war es, als sie sich in Österreich plötzlich inmitten eines Harley-Treffens wiederfanden und sich bei der Fahrt unter die hubraumstarken Harleys mischen konnten.
Tour-Motto: Von einfach war nie die Rede
Die Reise durch Österreich, Slowenien, Kroatien und Italien war spannend und eindrucksvoll vom Motor- und Kurbenwellenwechsel bis zu überraschenden Feiern. Denn ihre Route führte über den Zrce Festival Beach in Kroatien. "Die Gastfreundschaft im Balkan war wirklich überwältigend", sagt Lisa Müller. Einmal bekam die Truppe gar die Reste eines Geburtstagsessens in einer riesigen Pfanne geschenkt. "Und wir wurden meist für Polen gehalten", erinnert sich Julius Pollak. Man hatte den fränkischen Rechen auf der Fahne des "Lumpensammlers" für die polnische Nationalflagge gehalten.

"Auch, wenn es sehr anstrengend war und wir nach der Fahrt noch etwas Urlaub hätten brauchen können: Die Tour war wirklich schön", denkt Rebecca Seith mit etwas Wehmut zurück. Die Strapazen habe man fast schon vergessen. Aber wie heißt es auf der Homepage des Veranstalters: "Von einfach war nie die Rede." Die Neun vom Rauchgeschwader sind sich einig: Das nächste Abenteuer kann kommen!