Die Alternative für Deutschland (AfD) schickt bei der Landtagswahl im Stimmkreis 603 Bad Kissingen die 63-jährige Freia Lippold-Eggen als Direktkandidatin ins Rennen.
Freia Lippold-Eggen erfüllt nicht alle Erwartungen an eine klassische AfD-Kandidatin. Die 63-Jährige berichtet zwar von einer Art Schlüsselerlebnis, das bei ihr aus grundsätzlicher Aufgeschlossenheit für die Eurokritik der AfD Bereitschaft machte einzutreten. Dieses Schlüsselerlebnis sei für sie gewesen, sagt sie, ohne explizit von Flüchtlingen zu sprechen, dass sie 2015 in München, wo sie damals noch lebte, Massen von Menschen ankommen sah, „von denen die meisten junge, gesunde, durchgestylte Männer“ gewesen seien. In eine Stadt, in der gleichzeitig manche „Menschen mehrere Jobs brauchten, um sich über Wasser zu halten“.
Ein Zeit lang bei den Piraten
Gleichzeitig erzählt Freia Lippold-Eggen aber auch, dass sie in München auch eine Zeit lang bei den Piraten gewesen sei. Und was ihr Familienbild angeht, zeigt die 63-Jährige sich durchaus liberal. Nicht so sehr für sich selbst, da müsse schon alles seine Ordnung haben. Wenn aber andere anders leben wollten, habe sie nichts dagegen.
Die Frage nach politischen Kernthemen wiederum fördert klassische AfD-Anliegen zu Tage: Effektiver Grenzschutz, Einsatz für die innere Sicherheit, eine Rente nach dem Vorbild der Nachbarländer Schweiz oder Österreich und mehr Bürgerentscheide auch auf nationaler Ebene, nennt sie da.
Infrastruktur vernachlässigt
Ihre Aussagen zu regionalen Fragen dagegen könnte man auch von anderen Parteien hören. Politik müsse sich mehr um den ländlichen Raum kümmern, sagt sie. Dort sei die örtliche Infrastruktur oft sträflich vernachlässigt worden. Um das zu verbessern, müsse mehr Geld in die Hand genommen werden.
Auch zu einem Kissinger Thema mit Landesbezug, die Brachfläche des ehemaligen Steigenberger-Areals, äußert sich die nach dem beschriebenen Schlüsselerlebnis von München nach Bad Kissingen gezogene AfD-Kandidatin. Die Stadt brauche zwar wieder ein Luxushotel. Auf der heutigen Brachfläche stelle sie persönlich sich aber eher eine attraktive bewirtschaftete Marktfläche vor, eine Art Viktualienmarkt.
„Ich stehe auf dem Boden des Grundgesetzes“
Wenn aus der gelegentlich geforderten Beobachtung der AfD durch den Verfassungsschutz Wirklichkeit würde, wäre ihre Antwort „Ja, dann macht's halt“, sagt Freia Lippold-Eggen. „Ich habe nichts verbrochen und ich stehe auf dem Boden des Grundgesetzes.“ Überhaupt sei der Wink mit dem Verfassungsschutz „ein altes Macht- und Drohinstrument“.
Differenziert reagiert die Landtagskandidatin bei der Konfrontation mit umstrittenen Aussagen von Parteigrößen. Der Satz des Thüringer AfD-Landesvorsitzenden Bernd Höcke, die Deutschen seien „das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat“, sei von Kritikern nur nicht richtig interpretiert worden. Die Bemerkung von AfD-Chef Alexander Gauland Hitler und die Nazis seien „nur ein Vogelschiss in über tausend Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“ dagegen fand sie nicht gut. „Das ist normalerweise nicht mein Vokabular.“
Steckbrief
Freia Lippold-Eggen wurde 1955 in Bamberg geboren.
Sie ist verheiratet mit einem Kissinger, hat eine Tochter aus eine früheren Ehe. Zwei Kinder brachte ihr Mann mit in die Ehe.
Privat und beruflich ist Freia Lippold-Eggen nach eigenen Angaben ein bisschen herumgekommen. Gearbeitet habe sie unter anderem für den Bundesnachrichtendienst. Zunächst in der militärischen, dann in der Auslandsabteilung. Über Details dieser Arbeit will sie aber nicht sprechen.
