Camping boomt. Das Reisen mit dem eigenen Schlafzimmer auf vier Rädern gewinnt angesichts der Corona-Pandemie immer mehr Freunde. Dabei war der ländliche Charme des Stellplatzes von Karlheinz Reuß schon vorher angesagt.
So haben Nutzer der Stellplatz-Radar-App der Zeitschrift Promobil das Wiesengelände unter die zehn schönsten Campingplätze Deutschlands gewählt. Bayernweit belegt es bei diesem Votum sogar Rang zwei. Schon mehrfach war er Stellplatz des Monats. In die Bewertung gehen verschiedene Faktoren von der Lage über die Ausstattung bis zur Sauberkeit ein.
Frische Eier auf Zuruf
Die lockere Art von Betreiber Karlheinz Reuß kommt an. Schon das Begrüßungsschild mit der Aufschrift "Ankommen und Wohlfühlen- ohne Anmeldung" spricht eine freundliche Sprache. Abends nimmt Reuß Bestellungen für Frühstücksbrötchen an und auf Zuruf bringt er schon mal ein paar frische Eier aus dem Stall vorbei.
Die letzten Monate war es natürlich ruhiger. Aber ganz einsam war es nie. Rund zehn Gäste, die lediglich über einen mobilen Wohnsitz verfügen, saßen nach Rücksprache mit den Behörden in der reizvollen Lage den Lockdown aus. Darunter Rentner, aber auch Berufstätige, die aus dem mobilen Homeoffice arbeiten.
Noch nicht alle Duschen wieder offen
Mit gelockerten Corona-Regeln und Ferienbeginn in mehreren Bundesländern steigt der Andrang langsam wieder. Allerdings mit Einschränkungen. Noch dürfen jene Sanitäranlagen, die in einem Container untergebracht sind, nicht genutzt werden. Aber viele Reisende bevorzugen sowieso ihre Nasszelle an Bord. Zudem gibt es am Platz einzelne Duschen und WC, die nur durch luftige Stellwände abgetrennt sind. Die stehen wieder zur Verfügung.
Über das Leben an der frischen Luft geht für Camper sowieso nichts anders. "Der freie Blick ist wunderschön", schwärmt zum Beispiel Urlauberin Steffi aus Berlin, die mit ihrem Mann Holger und dem einen von zwei Söhnen vor dem gemütlich ausgebauten Kastenwagen beim Frühstück sitzt. "Unser Kleiner ist bei seinem Lieblingsschaf", schmunzelt sie. Auf den nahtlos angrenzenden Weiden direkt nebenan tummeln sich auch Lamas, Hühner, Esel und Truthähne.
Unverstellte Ländlichkeit
Es ist die unverstellte Ländlichkeit, mit der Eigentümer Karlheinz Reuß wuchert. Da stört dann auch der am Morgen krähende Hahn nicht. Tiere sind am Forellenhof seit jeher daheim. Begonnen hatte alles mit Pensionspferden. Vor knapp zehn Jahren stellte Reuß dann auf 18 Wohnmobilstellplätze um.
Die Idee kam an. "Immer öfters hörte ich von den Gästen, dass sie wieder kommen wollen", erinnert sich Reuß. Deshalb fasste er den Entschluss, größer einzusteigen. Er terrassierte das Gelände gründlich und legte einen Abwasserkanal nach Diebach. Jetzt dürfen 78 Wohnmobile unterkommen.
"Noch niemanden weggeschickt"
Doch derart ausgelastet ist das Gelände nur an langen Wochenenden. "Schöner ist es, wenn der Platz mittel bis gut besucht ist", räumt Reuß ein. An normalen Wochenenden kommen bei schönem Wetter 50 bis 60 Wohnmobile. Das lasse sich gut bewältigen. "Wegschicken mussten wir noch keinen", sagt Reuß. Die Gäste reisen spontan an. Reserviert wird nur für größere Wohnmobiltreffen. Zehn Euro kosten die Nacht pro Mobil, das Duschen zwei Euro extra, der Stromanschluss drei Euro.
Manche Gäste bleiben nur für eine Nacht auf der Durchreise, andere bleiben ein paar Tage. Manche sind Stammgäste. Sogar der touristische Bus des Landkreises hat inzwischen eine Haltestelle am Forellenhof. "Der könnte aber besser genutzt sein", findet Reuß. Für ihn ist das ein Indiz dafür, dass die Gäste ihre Tage am Ort bereits durchgeplant haben.
Ein Vorteil ist die angeschlossene Gaststätte Zum Ausblick. "Die läuft wieder prima", sagt Reuß. Die Bewirtung des Freizeitgeländes ist wieder fest in Familienhand. Mit Reuß kümmern sich seine Frau Jutta und Tochter Sophia mit ihrem Mann Aldin um die Gäste.
Seine bereits bewilligten Pläne zum Einbau von vier Ferienwohnung in den ehemaligen Pferdestall hat Reuß erst einmal zurückgestellt. Stattdessen liebäugelt er mit der Aufstellung von Tiny-Häusern. "Wenn die Genehmigung zu kompliziert wird, überlasse ich das Thema der nächsten Generation", sagt er.
Das Projekt im Außenbereich gilt als sensibel. Zumal Reuß manchmal schneller Hand an das Projekt anlegte, als die die Behörden mit den Genehmigungen hinterher kamen. Alleine für die Erweiterung des Stellplatzes habe er 48 Plankopien für verschiedene Ämter liefern müssen.
"Ich weiß, dass das hier nicht jedem passt", räumt er mit Blick auf das Ansehen im Dorf ein. Aber von seinen Gästen profitiere die ganze Region. "Wenn die Bundeswehr nicht wäre, sähe es düster aus", gibt er zu bedenken. Da verdienten solche touristischen Projekte eigentlich mehr Unterstützung.
In diesem Augenblick wird das Gespräch von einem Anruf unterbrochen. Ein Wohnmobilist will für September reservieren. "Nein, einfach vorbeikommen", sagt Reuß dem potenziellen Gast. Möglicherweise einer mehr, der bald den guten Ruf des Platzes und des beschaulichen Saaletales mehrt.