"Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie dringend die Modernisierung der Marine ist. Und ihre Finanzierung", wird Vizeadmiral Andreas Krause zitiert, der Inspekteur der Marine. "Den Ausfall der Tanker können wir nicht kompensieren. Dazu ist die Marine inzwischen zu klein geworden." Denn neben der Rhön darf auch die Spessart, der zweite Tanker der Marine, nicht mehr auslaufen.
Die Klassifikationsgesellschaft "Det Norske Veritas-Germanischer Lloyd (DNV GL)" hatte zuerst im April der Rhön und jetzt im Juni der Spessart wegen Schäden am Hauptmotor die "Klasse" entzogen, eine Art TÜV-Bescheinigung, so die Marine. Infolgedessen hatte dann die öffentlich-rechtliche Aufsicht der Bundeswehr, die Aufsichtsbehörde für Wasserfahrzeuge, angeordnet, den beiden Schiffen die sogenannte "Sicherheitstechnische Bescheinigung" zu entziehen.
Die beiden ursprünglich zivilen Tanker Spessart und Rhön waren 1974 vom Stapel gelaufen und 1977 bei der Bundesmarine in Dienst gestellt worden. Die Schiffe besitzen, im Gegensatz zu anderen, nur eine einzige Antriebswelle mit einem Zwölf-Zylinder-Dieselmotor, der 5880 Kilowatt leistet.
Der Motor der Spessart war erst im Januar dieses Jahres instandgesetzt worden. Das Schiff hatte danach aber nur eine befristete Klassifizierung von "DNV GL" erhalten. Der Motor der "Rhön" war im Sommer 2017 zuletzt umfangreich instandgesetzt worden.
Vom Manöver zurückgeschleppt
In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Probleme mit den beiden Tankern der Marine gegeben. Sowohl die Rhön wie die Spessart hatten Manöver und Einsätze absagen oder abbrechen müssen. Teilweise mussten die Schiffe mit Schleppern nach Deutschland zurückgebracht werden.Die Spessart sollte im zweiten Halbjahr 2018 eigentlich für den ständigen maritimen Einsatzverband 1 der Nato zur Verfügung stehen. Als Ersatz käme allenfalls einer der drei Einsatzgruppenversorger in Frage, die Schiffe ebenfalls mit Treibstoff versorgen können, heißt es von der Marine. Diese Schiffe seien allerdings bei der Operation Sophia gebunden, der Nato-Mission in der Ägäis, oder in der vorbereitenden Einsatzausbildung. Deswegen sei die Marine gezwungen, die Zusage an die Nato zurückzuziehen.
Schadensursache unklar
Eine Reparatur der beiden Betriebsstofftransporter sei nicht vor dem vierten Quartal 2018 zu erwarten, schreibt die Marine. Denn trotz umfangreicher Befunde der Motoren sei die exakte Schadensursache weiter unklar. Als ersten Schritt lässt die Marine zunächst den Antriebsdiesel der Spessart instand setzen. Dabei will sie die Ursachen für die Probleme der beiden Schiffe genauer untersuchen.
Denn die beiden Tanker sollen eigentlich bis 2024 weiter genutzt werden. Erst dann sollen Spessart und Rhön durch Nachfolgemodelle ersetzt werden. Maßgeblich für die lange Nutzungsdauer der beiden Tanker sei die Finanzplanung für die Bundeswehr, so die Marine. "Der Zustand der beiden Schiffe macht wahrscheinlich, dass das nur mit erhöhtem finanziellen und zeitlichen Aufwand möglich sein wird." Michael Mahr