zurück
EUERDORF
Der Traum vom All ist vorerst vorbei
Astronautin-Bewerberin Tina Büchner da Costa       -  Tina Büchner da Costa in einer Nachbildung des ISS-Columbus-Raumlabors bei Airbus in Bremen.
Foto: Ingo Wagner, dpa | Tina Büchner da Costa in einer Nachbildung des ISS-Columbus-Raumlabors bei Airbus in Bremen.
Julia Back
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:26 Uhr

Filme wie Top Gun und Apollo 13 haben Tina Büchner da Costa aus Euerdorf (Lkr. Bad Kissingen) schon in ihrer Jugend geprägt – und ihr war schnell klar: „Ich will eine Pionierrolle im Weltraum spielen!“ 20 Jahre nach ihrem Abitur in Bad Kissingen schien der Traum zum Greifen nah. Die 38-Jährige bewarb sich im vergangenen Jahr als eine von 408 Frauen um den Platz als erste deutsche Astronautin beim Projekt „Die Astronautin“.

Unter die letzten 30 Frauen hatte es die Diplom-Ingenieurin für Luft- und Raumfahrttechnik schon geschafft. Doch nun ist ihr Traum vom All wieder in weite Ferne gerückt: Am Mittwoch wurden die sechs Finalistinnen bekannt gegeben. Die Frau aus Unterfranken ist nicht darunter.

Erleichterung bei der Familie

„Dass ich nicht dabei bin, habe ich am 20. Dezember, dem Geburtstag meiner Tochter, erfahren“, erzählt die 38-Jährige, die in Bremen bei Airbus Safran Launchers angestellt ist. „Der erste Einschlag war hart“, so Büchner da Costa. Für ihre siebenjährige Tochter hingegen war es das wohl schönste Geburtstagsgeschenk.

„Im ersten Moment hat sie gelächelt, aber dann war sie hin- und hergerissen, weil sie wusste wie enttäuscht ich bin“, sagt Büchner da Costa. Denn wie gefährlich die Reise ins All werden könnte – das ahnte das Mädchen schon ganz genau. „Allein, dass sie jetzt so erleichtert ist, ist viel wert“, so die Euerdorferin.

Wie ihre Tochter haben alle Familienmitglieder und Freunde reagiert. „Sie haben mich unterstützt, aber jetzt rücken sie nach und nach damit raus, dass sie auch froh sind, dass es so ausgegangen ist“, sagt die 38-Jährige. Vor allem die Eltern in Euerdorf haben mit ihrer Tochter mitgefiebert – und sind über ihr Ausscheiden erleichtert. „Darüber freue ich mich sehr, weil es einfach zeigt, wie wichtig ich Ihnen bin“, sagt sie.

Absage ohne Begründung

Bislang sind elf deutsche Männer ins All geflogen, eine deutsche Astronautin gab es hingegen noch nie. Tina Büchner da Costa wollte diese Pionierrolle einnehmen. Nach diversen Auswahltests ist sie nach den psychologischen Eignungsuntersuchungen, die vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt wurden, ausgeschieden.

„Die Absage kam per Mail, ohne Begründung“, so Büchner da Costa. Zwei Wochen hat der Schock angehalten, danach war es „wieder gut“. Und dennoch: Es nagt an ihr. „Ich wäre lieber erst in der nächsten Runde bei den medizinischen Tests rausgeflogen und hätte einen Grund, warum ich nicht genommen wurde. Das würde es leichter machen.“

Leidenschaft für die Raumfahrt

Die Gründe für ihr Ausscheiden wird sie wohl nie erfahren. „Das DLR lässt sich bei seinen Auswahlkriterien nicht in die Karten schauen“, sagt die 38-Jährige. Und trotzdem, sie bereut es nicht, am Programm teilgenommen zu haben: „Ich habe viel gelernt, vor allem über mich selbst. Dass ich bereit war, das zu machen – daran bin ich gewachsen.“

Vor allem den Austausch mit den Medien empfand sie als lehrreich. „Ich habe gemerkt, dass ich mit der Leidenschaft für die Raumfahrt, die ich in mir trage, auch andere anstecken kann.“ Auch deshalb hatte sie sich gute Chancen ausgerechnet. „Ich hätte gerne die Botschaft übermittelt, dass es mir als Mädchen vom Dorf nicht in die Wiege gelegt wurde“, sagt sie. „Ich hätte zeigen können: Wenn ich das kann, könnt Ihr das auch!“

Sechs Finalistinnen

Unter den Finalistinnen sind eine Kampfpilotin, zwei Ingenieurinnen, eine Astrophysikerin, eine Raumfahrttechnikerin und eine Meteorologin. „Die dabei sind, haben es alle verdient“, so die Euerdorferin. Sie selbst ist stolz darauf, es so weit im Wettbewerb geschafft zu haben. Vor allem hofft sie eines: „Wenn sich mehr Mädchen in den Bereich trauen, hat die Initiative die richtige Richtung genommen.“

Eigentlich wollte sie sich als Trost einen Jetflug gönnen, doch da dies so teuer ist, hat sie sich stattdessen eine zehntägige Auszeit in Kourou in Französisch-Guayana genommen. Doch auch in Südamerika war sie wieder im Herzen der Raumfahrt angekommen. „Dort am europäischen Weltraumbahnhof habe ich mir den Start einer Sojus-Rakete angesehen“, erzählt sie.

Sie träumt weiter vom Flug ins All

Für die Unterfränkin beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. „Im Dezember war alles möglich – entweder werde ich Astronautin oder zunächst Hausfrau“, erzählt sie, die noch neben Job und Auswahlprogramm gerade ihren Masterabschluss in Wirtschaftspsychologie gemacht hat. Nun ist es entschieden. Sie zieht mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern nach Prag, wo ihr Mann arbeiten wird. Büchner da Costa geht nun erst einmal in Elternzeit – und büffelt fleißig tschechisch.

Ganz aufgegeben hat sie ihren Traum noch nicht. „Da ich nicht weiß, woran es lag, tue ich mir schwer damit abzuschließen“, sagt sie. Die 38-Jährige weiß auch, dass sie für eine normale Astronautenauswahl langsam zu alt wird. „Aber in der Raumfahrt passiert gerade so viel. Ein neues Zeitalter bricht an und es wird alles möglich“, sagt die Unterfränkin.

In Finnland gebe es eine Initiative, die einen Astronauten ins All schicken will und mit Hilfe einer App weltweit auf die Suche geht, erzählt sie. „Da mache ich mit. Über unkonventionelle Wege werde ich es weiter versuchen!“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Euerdorf
Julia Back
Airbus GmbH
Astronautinnen und Astronauten
DLR
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top