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SCHONDRA
Der Luchs ist in der Rhön zurück
Luchs       -  Überraschungsjäger: Der Luchs galt in der Region 150 Jahre als ausgerottet. Jetzt hat einer im Landkreis Bad Kissingen Beute gemacht.
Foto: Patrick Pleul (dpa-Zentralbild) | Überraschungsjäger: Der Luchs galt in der Region 150 Jahre als ausgerottet. Jetzt hat einer im Landkreis Bad Kissingen Beute gemacht.
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:45 Uhr

Zwei Muttertiere und ein Kalb tot im Damwildgehege, alle drei mit Würgespuren am Hals: Es war kein schöner Anblick, welcher sich Tierhalter Erwin Belz und seinem Sohn Michael in Schönderling (Lkr. Bad Kissingen) einprägte. Auch Experten sind überrascht: Der Luchs ist zurück auf Beutejagd in der Rhön.

Im Freistaat kam die Gattung bis zur Ausrottung vor 150 Jahren nur im ostbayerischen Grenzraum mit Schwerpunkt Bayerischer Wald/Böhmerwald wieder vor. „Im Luchsjahr 2014 wurden in Bayern 29 Luchse einschließlich grenzüberschreitender Tiere gezählt“, informiert eine Sprecherin des Landesamtes für Umwelt (Augsburg) auf Nachfrage dieser Redaktion. Jäger berichten vereinzelt von Spuren in Main-Spessart.

Müssen sich Spaziergänger künftig fürchten? „Nein. Luchse sind vorsichtig und halten Abstand zum Menschen“, heißt es dazu aus Augsburg. Die Ausbreitung des Luchses stagniere seit Jahren auf niedrigem Niveau. Nach Einschätzung des Amtes ist der jetzt auftretende Jäger aus Hessen zugewandert In Nordhessen hätten sich einige Tiere etabliert, vereinzelt auch in Südhessen. Nur ein geringes Konfliktpotenzial sehen Experten mit der Landwirtschaft. „Luchse erbeuten nur selten Nutztiere“, heißt es.

Die Hauptbeute der großen Katze ist in unseren Breiten das Reh. „Insofern können Interessenkonflikte auftreten“, räumt das Amt ein. Aber: Der Bayerische Jagdverband hat sich inzwischen klar zum Schutzstatus von Luchs und Wolf bekannt. Landwirte wird das wenig trösten. Für sie gibt es Entschädigung, und vom Landesamt den Rat, einen ausreichend hohen elektrischen Zaun um ihre Tierhaltungen zu ziehen. Schönderling könnte ein Pilotprojekt werden.

Erwin und Michael Belz wollen nachts Wache an ihrem Gehege halten, bis ihr Schutztier eingetroffen ist. Sie schaffen sich einen Esel an. Der schreit so laut, dass der jagende Luchs die Flucht ergreift.

Der Luchs ist etwa so groß wie ein Schäferhund und mag zusammenhängende Waldgebiete mit dichtem Unterholz. Als Überraschungsjäger schleicht er sich bis zu 20 Meter an seine Beute an und schlägt blitzartig zu. Sein Vorkommen gilt als Indikator für ein intaktes Ökosystem.

Unterdessen scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch der Wolf in der Rhön auftaucht. „Aus dem Nordosten Deutschlands, aber auch aus den Südwestalpen können jederzeit Wölfe nach Bayern kommen“, prophezeit das Landesamt für Umwelt. Halbwüchsige Tiere wandern auf der Suche nach einem Revier oft mehrere hundert Kilometer.

 
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    mal gespannt, ob man ihm dort eine Lebensrecht einräumt - s. Bayer. Wald, dort nimmt der Bestand trotz nachgewiesener Geburten und Zuwanderungen aus dem Böhmerwald seltsamerweise nicht zu.
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  • al-holler@t-online.de
    da bin ich mal gespannt auf die 'Reaktionen, wenn der Wolf kommen sollte, wenn wir jetzt beim harmlosen Luchs schon ahnungslos und hysterisch fragen "Müssen sich Spaziergänger künftig fürchten?"
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  • Wolfgang Dünnebier
    Natürlich muss jeder, der in den Wald geht, wissen, was dort auf ihn zukommt. Die Frage nach den Gefahren ist nicht hysterisch, sondern drückt den Wunsch nach Aufklärung aus. Frei nach dem Motto "Es gibt keine dummen Fragen, es gibt nur dumme Antworten". Nur über Information können Vorbehalte gegen die Rückkehr von Wildtieren ausgeräumt werden.
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  • al-holler@t-online.de
    ein gewisses Grundwissen sollte bei uns jeder aus seiner Schulzeit mitgenommen haben. Und selbst den Nachkriegsjahrgängen wurde dort nicht mehr beigebracht, dass der Luchs dem Menschen gefährlich werden kann - höchstens dem "edlen Weidmann", dem er ein paar, und zwar immer die schwächsten Rehe aus dem Revier holt.
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