zurück
LOHR
Wolf im Spessart überfahren
Im Spessart streift der Wolf umher. Das schließen Experten aus einem eher tragischen Umstand.
Prophezeiung überholt: Was Experten für die nähere oder fernere Zukunft vorhergesagt haben, ist früher als erwartet Realität geworden. Bei der Wiederbesiedlung Deutschlands hat der erste Wolf nachweisbar den Weg in den Spessart gefunden. Allerdings endete der Besuch für ihn auf der Autobahn bei Bad Soden-Salmünster tödlich. Unser Archivbild zeigt einen Wolf im Gehege des Wolfscenters von Dörverden/Niedersachsen.
Foto: Ingo Wagner/DPA | Prophezeiung überholt: Was Experten für die nähere oder fernere Zukunft vorhergesagt haben, ist früher als erwartet Realität geworden.
Von unserem Redaktionsmitglied Johannes Ungemach
 |  aktualisiert: 22.06.2022 09:31 Uhr

Die Realität hat die Prognosen der Experten überholt: Während in Lohr am vergangenen Donnerstag eine Ausstellung eröffnet wurde, die die Menschen auf die bevorstehende Rückkehr des Wolfes in den Spessart vorbereiten soll, war der Wolf schon da.

Wie am Freitag bekannt wurde, ist bereits am vergangenen Montag bei Bad Soden-Salmünster ein Wolf überfahren worden. Die 40 Kilometer, die der Ort im Nordspessart Luftlinie von Lohr entfernt liegt, stellen für einen Wolf gerade mal eine Tagesdistanz dar.

Die Nachricht vom ersten im Spessart – wenn auch tot – nachgewiesenen Wolf verbreitete sich in Fachkreisen wie ein Lauffeuer. Das Tier war am vergangenen Montag auf der Autobahn A66 bei Bad Soden-Salmünster überfahren und später von der Autobahnpolizei gefunden worden.

Die genetische Analyse ergab dann eindeutig, dass es sich um einen Wolf handelt. Das gab Priska Hinz, die hessische Umweltministerin, am Freitag bekannt.

„Das ist der Wahnsinn“, sagt Jochen Raue über die Nachricht vom ersten im Spessart nachgewiesenen Wolf. Der Frammersbacher ist Bezirksvorsitzender des Ökologischen Jagdvereins. Der hat die Ausstellung „Die großen Vier - Vom Umgang mit Bär, Wolf und Luchs“ in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern erstmals nach Lohr geholt hat.

Bei der Ausstellungseröffnung wurde gesagt, dass der Wolf „morgen oder in zehn Jahren“ in den Spessart kommen könne. Dass er zu diesem Zeitpunkt womöglich schon da war, ahnte wohl niemand. Dass der Wolf überfahren worden sei, sei natürlich „schade“, so Raue. Dennoch sei der Fall die Bestätigung, dass sich die Menschen auch im Spessart mit der Rückkehr des Wolfes befassen müssten. Die Ausstellung komme daher keinen Moment zu früh.

Der Wolf breitet sich seit dem Jahr 2000 von Osten kommend zunehmend in Deutschland aus. Mittlerweile sind 29 Rudel und etliche Einzeltiere bekannt. Die Gesamtzahl der Wölfe in Deutschland schätzen Experten auf rund 300, wobei sich die Vorkommen bisher hauptsächlich auf Ost- und Norddeutschland beschränken.

Allerdings wurden auch in Bayern und Hessen in den vergangenen Jahren einzelne Wölfe gesichtet. Bei Gießen wurde 2011 ein Wolf angefahren und verletzt. Das Tier wurde danach noch mehrfach gesehen und 2012 in Rheinland-Pfalz von einem Jäger erschossen. Der Nachweis der Verbindung zu dem bei Gießen angefahrenen Wolf gelang per genetischer Analyse.

Ebenfalls 2011 war im Reinhardswald bei Kassel ein zuvor länger bekannter Wolf unverletzt tot gefunden worden. In Bayern gab es erst Ende Januar 2015 aus dem Landkreis Miesbach die Nachricht, dass nach dem Fund einer gerissenen Hirschkuh der dringende Verdacht bestehe, dass ein Wolf der Verursacher sei.

Für den Forstmann Raue ebenso wie für Wolfsexperten steht außer Frage, dass sich der Wolf in den kommenden 20 bis 30 Jahren in Deutschland ausbreiten wird. Wie Raue am Wochenende gegenüber der Main-Post sagte, habe er schon länger damit gerechnet, dass ein einzelner Wolf im Spessart gesichtet werden könnte. Er sei sich sogar ziemlich sicher, dass der 2011 bei Gießen angefahrene Wolf zuvor durch den Spessart gewandert sei. Denn einige Zeit vor dem Vorfall habe er in seinem Forstrevier bei Frammersbach über mehrere hundert Meter durch den Schnee eine Fährte verfolgt, wie sie typisch für den Wolf sei.

Auf die Frage, ob er glaube, dass die Spessartbevölkerung schon bereit für die Rückkehr des Wolfes sei, sagte Raue, dass man sich mit Skeptikern argumentativ auseinandersetzen könne. Er habe vielmehr Angst davor, dass manche Menschen zu euphorisch auf die eventuell bevorstehende Wiederbesiedlung des Spessarts durch den Wolf reagieren und versuchen könnten, ihn zu füttern.

Denn wie der Wissenschaftler und Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky in einem Vortrag bei der Ausstellungseröffnung in Lohr erklärt hatte, geht für den Menschen eigentlich nur dann Gefahr vom Wolf aus, wenn dieser sich an Menschen gewöhnt und die Scheu verloren hat.

Während Naturschützer nach dem Tod des Wolfes bei Bad Soden-Salmünster kritisieren, dass das Bundesland Hessen endlich einen Managementplan für die Rückkehr Isegrims erarbeiten müsse, gibt es einen solchen Plan in Bayern bereits. Erstellt hat ihn das Bayerische Umweltministerium.

Die interaktive Ausstellung „Die großen Vier“ ist bis zum 19. März in der Aula des Nägelsee-Schulzentrums in Lohr zu sehen, wobei die Öffentlichkeit nur nachmittags Zugang hat. Vom 20. bis 31. März kann man die Ausstellung dann in der Filiale der Sparkasse am Lohrer Marktplatz besuchen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ausstellungen und Publikumsschauen
Priska Hinz
Wölfe
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • kretzers
    Danke Gebrüder Grimm!
    Ihr habt sehr viel für die deutsche Sprache getan, aber leider auch einen Teil des natürlichen Tierbestand in heimischen Wäldern unnötig dämonisiert ( Rotkäppchen!!!). Deswegen nochmals VIELEN DANK!!!
    Frage: wer hat die Frau in Gerbrunn gebissen?
    Tipp: ein Wolf war es nicht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • spessartfrosch12
    also Mensch gegen Wolf. Der Stärkere wird gewinnen. Das hat die Natur so vorgesehen. Basta. Vielleicht geht es in unabsehbarer Zeit mal --noch nicht existierender Räuber gegen Mensch--, und vielleicht wird dann der Mensch unterliegen, aber bis dahin wird der stärkere Jäger (momentan der Mensch) die Oberhand behalten und das ist gut so.
    Wahnsinn!! 1 Wolf ist bei uns aufgetaucht, vielleicht auch nur verirrt, und Ihr, liebe Leser, bekommt euch schon in die Haare. Seid ehrlich!! Ein Miteinander ist für euch eigentlich undenkbar, denn Ihr Menschen werdet euch untereinander nicht einig, wie wollt Ihr dann mir einer anderen Lebensform (Tier), klarkommen. Belügt Euch doch nicht selbst und nehmt Euch nicht so wichtig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Ich frage WEM o.WAS ist der Wolf die letzten 200 Jahre abgegangen bzw. welchen Schaden hat die Natur ohne Wolf genommen? Wäre es möglich, sollte dann nicht auch der Tiger, der Bär u. a. Großraubtiere wieder angesiedelt werden, die irgendwann auch mal bei uns heimisch waren. Gerne kann der Wolf in den restlich übrig gebliebenen Gebieten Deutschlands mit intakter urwäldlicher Natur existieren, aber i.d. kultivierten Ländereien mit Weide- u. Landwirtschaft hat der Wolf nichts mehr verloren. Das sollten sogar die selbsternannten Wolfsschützer erkennen, das der Wolf nur in den noch naturerhalten Gebieten, in denen er auch ursprünglich gelebt hat, seine Daseinsberechtigung hat. Alles andere wäre eine Heuchelei u. macht den Wolf u. den Mensch wieder zu den Feinden, wie aus vergangenen Tagen bekannt. Ein funktionierendes Wolfsmanagement müßte dazu die geeigneten Gebiete benennen, die dort mögliche und verträgliche Population per Jagdrecht in Grenzen halten. Nur so funktioniert eine Koexistenz.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • neunxklug
    Abgegangen? allen Naturschützern, allen, die den Menschen nicht als "Krone der Schöpfung" sehen.
    Schaden? Artenverarmung, mehr Füchse, mehr Schalenwild, Verbiss in vorher nicht gekanntem Ausmaß.
    Tiger war nie heimisch, außer Bär und Wolf kein anderes "Großraubtier"
    Der Wolf wird nicht angesiedelt, er kommt selbst zurück
    Wer will ihm die Daseinsberechtigung absprechen? Mit welchem Recht? Wie gegen die Gesellschaft? Das ist doch anachronistische Polemik von Beuteneidern.
    Wenn für Sie Koexistenz bedeutet, den andren zu erschießen, wenn er Ihre Regeln, Grenzen verletzt, dann ist Ihre Definition falsch.
    Wolfsmanagement heißt friedliche Koexistenz und bei einzelnen auffälligen Wölfe diese zu vergrämen oder notfalls zu töten. Das ist mittlerweile in Bayern geregelt, insofern ist sämtliche Polemik gegen den Wolf hinfällig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Na klar ... wieder ein selbsternannter Experte mit Halbwissen... Sehr wohl war der Tiger (Säbelzahnkatze) ., der Löwe (Höhlenlöwe), das Nashorn (Wollnashorn), sowie der Elefant (Mammut) bei uns heimisch... Das Lonetal z.B. ist bekannt dafür... Aber mit selbstverliebten sogen. Tierschützern zu diskutieren ist müßig und die Zeit nicht wert. Die Zeit wird es richten und den Wolf, ohne das er selbst etwas dafür kann (denn dafür sorgen die i.d.R. komplett ideolgisch eingestellten, kritik- und kompromissunfähigen Wolfsbefürworter) in die Schranken zurückweisen. Wir werdens sehen ... zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • neunxklug
    diejenigen, die hier emotional gegen den Wolf hetzen, hat eine/r von denen den Wolfsvortrag von Wotschikowsky besucht? Das wäre eine Grundlage für eine sinnvolle Diskussion, wie wir hier mit dem Wolf umgehen können, sollen und müssen. Zumindest den Artikel zur Ausstellungseröffnung "Die Großen Vier" sollte man gelesen haben. "Konfliktfreies Zusammenleben mit dem Wolf - gibt es nicht. Genausowenig wie mit Kormoran, Biber und Kaninchen." Also müssen wir mit den Konflikten umgehen lernen. Eine schöne Herausforderung, wenn das gelingt und dafür der ein oder andere von uns irgendwann mal kurz einen Wolf in freier Wildbahn sehen darf!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • joelatte
    ...darf natürlich alle Tiere töten wie er gerade lustig ist und alle wollen wir die Natur "irgendwie" wieder hinbekommen und langfristig schützen. Jetzt kommt da endlich wieder ein Urbewohner des Waldes zurück, aber das wollen wir dann auch nicht, denn der könnte jemand ja was antun. So ein Schmarrn, wie oben beschrieben sind das extrem scheue Tiere die einfach nur Ihre Ruhe haben wollen. Und haben wir nicht Wildschweinplagen? Na sowas...vielleicht kann uns der/die Wölfe ja dabei helfen, dass die unzähligen Maisfelder zukünftig nicht mehr verwüstet werden und die Wildschweinpopulation sich wieder einpegelt. Aber halt, da sind ja noch die Jäger! Die wollen natürlich die Wildschweine selber jagen und am besten den Wolf auch noch, weil er ist ja eine Bedrohung! Ich wünsche mir viel mehr Wölfe, damit das natürliche Gleichgewicht wieder hergestellt wird, dass der Mensch schon viel zu lange zerstört hat! Wenn jeder Respekt vor dem anderen Lebewesen hat, passiert auch nichts!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Der Krug geht solange zum Brunnen bis er bricht oder andes:
    Der Wolf wird solange von den sog. Tierschützern als harmlos und scheu bezeichnet bis das der erste ernsthafte Vorfall sich ereignet.
    Die Antwort kennen wir schon:
    Es war der Mensch der sich gegenüber dem Wolf falsch verhalten hat.

    -- Wir brauchen keine Wölfe in unseren Wäldern ---
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • deutzi
    Tierschützer noch mehr Birkwild in Schweden holen,damit der Wolf gefüttert werden kann.
    Welch ein Irrsinn.Der Wolf gehört nicht in unser dichtbesiedeltes Gebiet.Bin mal gespannt wann der erste Mensch angegriffen wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Bemerkung
    Deutschland braucht keine Wölfe.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • wgr
    Haben Sie Angst vor dem Wolf und galuben noch an Rotkäppchen?

    Es sei Ihnen gesagt, daß inzwischen mit Gentests festgestellt wurde, daß jeder Hund und wirklich jede Hunderasse auf den Wolf zurückgeht. Hoffentlich haben Sie jetzt keine Angst, wenn Sie einem Hund begegenen. Ist er doch der Vetter vom Wolf. zwinkern

    Aber vielleicht gibt es bald einen Wolfswesenstest für den Menschen. In D ist ja alles möglich. grinsen zwinkern

    Ernsthaft: D hat den Wolf bitter nötig - schon alleine deshalb, damit die Menschen kapieren, daß Ihnen diese Erde nicht alleine gehört, sondern sie teilen müssen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • mausschanze
    Wölfe lieber als romantisch-idiotische Grüne.......... zwinkern

    Der Wolf ist eine Tierart die zu Europa gehört, wir
    haben sie in unserem Wahn hier ausgerottet - dabei
    sollten wir vor unserer Natur mehr Respekt haben.

    Und ich bin mit Sicherheit kein Grüner, aber mein Leben
    spielt sich nicht nur vorm Computer, am Fernsehen oder
    am Handy ab .......
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • High_Noon
    der natürliche Feind des Wolfes... zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten