Eine große Erwartung lastet auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung des Schützenvereins Konkordia Oberbach. Sollte sich jetzt kein Vorstand finden, führt an der Auflösung kein Weg vorbei. Zwei Anläufe, eine neue Vereinsspitze zu finden, sind bereits gescheitert.
Dem kommissarischen Vorsitzenden Arnd Ziegler lässt die Entwicklung keine Ruhe. Der 70-Jährige war vor zwei Jahren noch einmal in die Verantwortung gegangen, weil ihm sehr viel am Verein liegt. Er ist nach seinen eigenen Worten ein Stück seines Lebens. Im Jahr 2000 war er zum Schützenmeister gewählt worden.
Ziegler sondert schon länger im Dorf, wer den Schützenverein übernehmen könnte
"Im Dorf gibt es ja sonst nicht mehr viel", beschreibt Ziegler die Lage 2023 in Oberbach. So habe sich erst dieses Jahr der Obst- und Gartenbauverein aufgelöst. Auch der Musikverein befindet sich auf der Suche nach Führungspersonal in keinem leichten Fahrwasser. "Wir sind überaltert, es gibt keine Jugend mehr", bedauert Ziegler die Mitgliedersituation bei den Schießsportlern.
Dennoch sondiert er schon länger im Dorf, wer an vorderster Stelle einspringen möchte, um den traditionsreichen Verein zu retten.
Schade findet Ziegler, dass sich von den vielen Mitgliedern bei den bisherigen Wahlversammlungen zu wenige blicken ließen. "Es sind immer die gleichen", beschreibt er den harten Kern von 20 bis 25 Leuten, die Interesse zeigen. Dabei war der Verein lange fester Bestandteil der lebendigen Dorfgemeinschaft. Unvergessen ist etwa der große Festzug zum 50-jährigen Bestehen im Jahr 2008 mit etlichen Gastvereinen oder die Teilnahme an der 475-Jahr-Feier des Ortes 2009.
Ein Königsschießen richten die Oberbacher schon seit fünf Jahren nicht mehr aus
Doch das ist lange her. Viele gute Erinnerung ist manche Teilnahme an den Rundenkämpfen bis hin hin zur Gauliga, inzwischen nehmen die Oberbacher aber nicht mehr am Rundenbetrieb teil, auch Königsschießen gebe es schon seit etwa fünf Jahren nicht mehr. "Zuletzt war meist nur noch der Vorstand unter sich", bedauert Ziegler. Weil dies nicht Sinn und Sache eines Königsschießens sei, habe man beschlossen, nicht mehr eingeladen.
Doch bei Wohl und Wehe des Vereins geht es um viel mehr: Besonderes Kopfzerbrechen bereitet Ziegler die Zukunft des Schützenhauses. Bei seiner Errichtung 1989 unter viel Eigenleistung war die Immobilie als Ausdruck des Zusammenhaltes der ganze Stolz des Vereins.
Was wird aus dem Schützenhaus mit seiner Gaststube mit 72 Sitzplätzen?
In den vergangenen beiden Jahren hätte ein Stab von etwa 20 Freiwilligen noch das Dach neu gedeckt. Für die Geselligkeit im Dorf spielte das Gebäude lange eine zentrale Rolle. Es umfasst eine Gaststube mit Theke und 72 Sitzplätzen. Und dann ist da noch der Saal mit rund 150 Quadratmetern Fläche, der einst für den Schießbetrieb hochgezogen wurde. Dort kommen bei Veranstaltungen rund 150 Gäste unter. Ob Kehraus beim Fasching oder Feldgeschworenenversammlung: Hier war einiges los. Jetzt schaut Ziegler bei sinkenden Temperaturen ab und zu nach dem Rechten, damit nichts einfriert.
Denn das Haus sei unbedingt erhaltenswert, findet Ziegler. Zuletzt hatten sich die Räumlichkeiten bei der diesjährigen Kirchweih bewährt. Dorthin konnten sich die Jugendlichen zum Feiern zurückziehen. Dafür hatten sie es Freitag, Samstag und Sonntag angemietet. "Das kam gut an", sagt Ziegler. Für ihn ist das ein Hoffnungsschimmer in Richtung einer Verjüngung im Verein.
Hoffen auf die Jugend: Arnd Ziegler appelliert an den Nachwuchs, Verantwortung zu übernehmen
"Das Jugendliche übernehmen, ist die letzte Möglichkeit", sagt Ziegler. Er appelliert an die Übernahme von Verantwortung und verweist auf aussichtsreiche Gespräche. Wie es mit dem Verein und dem Schützenhaus weiter geht, entscheidet sich jetzt also am Samstag, 25. November um 20 Uhr im Schützenhaus. "Es wäre schade, wenn es keine Zukunft hat", sagt Ziegler mit Blick auf die Bedeutung der Begegnungsstätte.
Wenn ich die Trachtenumzüge sehe, kommt mir regelmäßig das große Lachen.
Könnte ja sein, dass die heutige Jugend ähnlich denkt?
Mein Junior wird 30 und der Sportverein war sein einziges Interesse. Musikverein oder Schützenverein bei uns im Ort war nie ein Thema.
Manche Sachen haben ein Verfallsdatum, auch wenns nicht gefällt…