Politik habe ihn schon immer interessiert, sagt Edwin Braun. Als er beim Bundesgrenzschutz diente und, nach einer Spezialausbildung 1975/76 beim Bundeskriminalamt Personenschützer war, sei er nicht umhin gekommen, sich täglich mit politischen Themen und Ereignissen auseinanderzusetzen. Als gebürtiger Thundorfer habe er sich auch stets mit kommunalpolitischen Themen vor Ort beschäftigt. "Ich dachte, vielleicht kann man etwas bewegen, wenn man im Gemeinderat ist", sagt der 65-Jährige zu seiner erstmaligen Kandidatur für den Gemeinderat im Jahr 2002. Zu dieser Zeit war Braun noch überzeugtes Mitglied des CSU-Ortsverbands.
Farbe bekennen
"Ich bin ein kritischer Mensch. Aber dann muss man auch mal Farbe bekennen und sich der Verantwortung stellen." Als Braun sich 2002 zum ersten Mal von der CSU aufstellen ließ, kam er letztlich nicht ins Ratsgremium. 2008 schaffte er dann den Sprung in den Gemeinderat. Sechs Jahre später reichten die Wählerstimmen nicht, um ins Gremium zu kommen. 2016 rückte er dann für das verstorbene Ratsmitglied Andreas Schmitt nach.
2011 trat er bei der CSU aus, nicht zuletzt deswegen weil, wie er sagt, dort oft kreative Ideen der Parteisolidarität weichen mussten. Eine neue politische Heimat fand er bei der Wählergemeinschaft Thundorf , die ihn sowohl 2014 als auch zur Wahl 2020 als Bürgermeisterkandidaten ins Auge fasste.
Auf einen Kandidaten festlegen
Doch 2014 hatte auch die CSU noch eine Liste aufgestellt und als Wunschkandidaten Egon Klöffel gekürt. CSU und Wählergemeinschaft waren damals noch eine Listenverbindung eingegangen: Beim internen Vorentscheid hatte Braun den Kürzeren gezogen, während Egon Klöffel der Kandidat beider Gruppierungen wurde.
Keine eigene Liste
2020 hingegen stellte die CSU nun keine eigene Liste mehr auf. Lediglich die Wählergemeinschaft Thundorf präsentierte Edwin Braun als Kandidaten. Bürgermeister Egon Klöffel sei zwar zur Nominierungsversammlung der Wählergemeinschaft gekommen, und gegen Ende der Veranstaltung habe ihn auch jemand als Kandidaten vorgeschlagen, sagt Braun. Die Nominierung wurde jedoch ganz klar zugunsten von ihm, Edwin Braun, entschieden. Deshalb sei es ein Vergleich von Äpfeln und Birnen , wenn man in diesem Zusammenhang bei ihm und Klöffel von Sieg und Niederlage spreche, ist es Braun wichtig klarzustellen. Nach zehn Jahren im Gemeinderat reize es ihn, die Aufgaben eines Bürgermeisters wahrzunehmen, "vor allem wenn man in der Vergangenheit sah, dass es Chancen für die Gemeinde gab, die nicht genutzt wurden".
Visuelle Transparenz wichtig
Jetzt habe er auch mehr Zeit und Spaß an der Kommunalpolitik . Er möchte nun bestimmte Ideen umsetzen, sagt Braun. Als Beispiel nennt er unter anderem die mangelhafte digitale Infrastruktur im Rathaus. "Uns fehlt in den Sitzungen unter anderem der Monitor an der Wand, auf dem wir Projekte und Entwürfe zeigen können", sagt Braun. Auch die visuelle Transparenz von Themen sei wichtig für zukunftsfähige Entscheidungen in der Gemeinde. "Man kann aber nicht nur Kritik üben, sondern man muss zeigen, wie es anders geht", glaubt Braun. Dann stünden die Leute auch hinter einem. Seiner Ansicht nach muss ein Bürgermeister eine klare Linie haben, entscheidungsfähig sein, aber die Mitarbeiter auch motivieren und wertschätzen.
Darüber hinaus sei es Edwin Braun stets wichtig gewesen, Berufliches und Privates zu trennen. Sollte es Kritik an ihm als Bürgermeister geben, werde er versuchen, mit dem Betreffenden ins Gespräch zu kommen.
Drei Fragen an Edwin Braun
Sie waren insgesamt zehn Jahre im Gemeinderat. Was war Ihrer Ansicht nach das wichtigste Projekt, das in der vergangenen Amtsperiode für die Kommune umgesetzt wurde?
Das war ganz klar der Bauhof. Wir haben ein Nebengrundstück dazu gekauft und eine neue Halle gebaut. Der Bauhof ist nun viel größer und natürlich auch moderner geworden.Um welches Thema werden Sie sich, wenn Sie Bürgermeister werden, ganz besonders kümmern?
Ich will insgesamt mal einen besseren Überblick über die Struktur der Kommune bekommen. Das heißt, ich möchte wichtige Informationen sammeln und der Verwaltung zur Verfügung stellen. Zum Beispiel könnte man mal ermitteln, wie die Kostenstruktur ist, um alles besser zu verstehen und handlungsfähiger zu werden. Ich habe sogar daran gedacht, eine bestimmte Plattform für die Gemeinderäte zu schaffen, wo alle relevanten und interessanten Informationen zusammenlaufen. Und dann ist da noch die Idee, eine Gemeinde-App für die Bürger zu entwickeln. Dann könnten wir wichtige Infos - wenn beispielsweise mal das Trinkwasser im Sommer kurzzeitig belastet sein sollte und abgekocht werden muss - zeitnah an den Mann und an die Frau bringen.Was muss einen Bürgermeister Ihrer Ansicht nach auf jeden Fall auszeichnen?
Er muss die Kommune nach außen gut vertreten können, und er sollte die Ratsmitglieder für Projekte, die im Gemeinderat diskutiert werden, tatsächlich begeistern können. Dann kommen nämlich letztendlich bei den Beratungen auch gute Konzepte heraus. Man könnte sagen, er muss einfach seine Hausaufgaben machen. Ein Bürgermeister kann nur erfolgreich sein, wenn die Leute hinter ihm stehen. Außerdem finde ich wichtig, dass ein Gemeindechef authentisch ist und es versteht, Brücken zu bauen.Zur Person
Edwin Braun Der gebürtige Thundorfer ist gelernter Elektriker. Vier Jahre war er beim Bundesgrenzschutz Oerlenbach, ließ sich zum Personenschützer ausbilden und ging zwei Jahre zum Bundeskriminalamt nach Bonn. Elf Jahre war er Busfahrer. 1989 machte er sich als Kaufmann selbstständig, arbeitete in der Versicherungsbranche und entwickelte später Konzepte für Sonnenstudios. 2009 bis 2011 führte er, zusammen mit dem verstorbenen Thundorfer Andreas Schmitt, eine Firma zum Vertrieb von Solaranlagen. Nach einem Fernstudium Webdesign konzipiert er heute Internet-Seiten und progressive Apps für Firmen. Zudem vertreibt er als Freiberufler Osmose-Anlagen für eine Berliner Firma. ikr