zurück
Münnerstadt
CDU-Politikerin stirbt auf Rückflug von Kuba
Mit ihrem unterfränkischen Ex-Kollegen Eduard Lintner (CSU) stand Karin Strenz (53) zuletzt im Zentrum einer Affäre um Schmiergeldzahlungen aus Aserbaidschan.
Die unter Schmiergeld-Verdacht stehende CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Strenz starb überraschend auf dem Flug von Kuba nach Deutschland.
Foto: Jens Büttner, dpa | Die unter Schmiergeld-Verdacht stehende CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Strenz starb überraschend auf dem Flug von Kuba nach Deutschland.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:45 Uhr

Überraschend starb am Wochenende die CDU-Bundestagsabgeordnete Karin Strenz im Flugzeug auf dem Heimflug von Kuba. Vermutet wird ein akutes Herzproblem. Eine Obduktion soll Klarheit schaffen. Was Strenz und ihr Ehemann in Kuba gemacht hatten, blieb zunächst unklar. Mehrere Medien berichteten am Montag, die Reise sei privat gewesen.

Die Generalstaatsanwaltschaft München wird sich die dramatischen  Umstände ihres Todes sicher genauer anschauen: Denn Strenz steht unter Verdacht, von dem früheren Staatssekretär Eduard  Lintner aus Münnerstadt (Lkr Bad Kissingen) Geld kassiert zu haben, um die politische Situation im autoritär regierten Aserbaidschan schönzureden.

Der unterfränkische CSU-Politiker Eduard Lintner steht unter Verdacht, ein korruptes Netzwerk mit anderen Politikern betrieben zu haben, um den Ruf des Regimes in Baku aufzupolieren.
Foto: Archivfoto Ralf Ruppert | Der unterfränkische CSU-Politiker Eduard Lintner steht unter Verdacht, ein korruptes Netzwerk mit anderen Politikern betrieben zu haben, um den Ruf des Regimes in Baku aufzupolieren.

Die Maschine mit der CDU-Abgeordneten an Bord war auf dem Weg von Kuba nach Frankfurt am Main. Während des Fluges kollabierte die 53-Jährige, wie der Sprecher der CDU-Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern, Eckhardt Rehberg mitteilte. Der Pilot entschied sich aufgrund des medizinischen Notfalls zu einer außerplanmäßigen Landung in Irland. Doch die Mediziner dort konnten ihr nicht mehr helfen.

Die Politikerin war seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestags und behielt auch ihr Mandat, als sie Anfang 2020 unter Korruptionsverdacht geriet. Sie saß unter anderem im Verteidigungsausschuss. Neben dem Mandat arbeitete sie als Beraterin.

Immunität aufgehoben

Lintner und Strunz waren Mitglieder im Europarat in Straßburg, der in Berichten die Lage der Menschenrechte in den 47 Mitgliedsstaaten bewertet. Eine unabhängige Untersuchung kam dort 2018 zu dem Schluss: Abgeordnete hatten sich für ihre Bewertung schmieren lassen. 

Strenz und Lintner äußerten sich nicht zu dem Bericht und erhielten lebenslang Hausverbot für den Europarat, nachdem sie sich auffallend stark gemacht hatten für Aserbaidschan. Ende Januar 2020 hob der Bundestag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main die Immunität von Karin Strenz auf.

Hausdurchsuchungen auch in Münnerstadt

Daraufhin gab es im Zusammenhang mit Geldflüssen aus Aserbaidschan im vergangenen Jahr Hausdurchsuchungen bei Strenz – und auch bei Lintner in Münnerstadt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt sprach von rund vier Millionen Euro, die zwischen 2008 und 2016 über britische Briefkastenfirmen und baltische Konten geflossen seien. Ermittelt wurde wegen Mandatsträgerbestechung und Geldwäsche.

Bereits 2019 belegte das Präsidium des Bundestags Strenz mit einer Geldstrafe von 20 000 Euro, weil sie Nebeneinkünfte aus Aserbaidschan zu spät gemeldet hatte. Sie blieb Mitglied des Bundestages, wollte sich aber im Herbst nicht erneut zur Wiederwahl stellen.

Lintner hatte aus seiner Lobbytätigkeit nach dem Ende seiner politischen Karriere bereits 2011 im Interview mit dieser Redaktion kein Geheimnis gemacht. Im Zusammenhang mit strafrechtlich relevanten Vorgängen erklärte er aber vor kurzem auf Anfrage dieser Redaktion: "Ich habe ein völlig reines Gewissen." Zu einer Stellungnahme war er am Montag für diese Redaktion trotz mehrfacher Versuche nicht erreichbar.

Mit Informationen von dpa

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Münnerstadt
Manfred Schweidler
Abgeordnete
Baltikum
Briefkastenfirmen
CDU-Politikerinnen
CSU
Deutsche Presseagentur
Deutscher Bundestag
Eckhardt Rehberg
Eduard Lintner
Europarat
Geldstrafen
Hausdurchsuchungen
Karin Strenz
Korruptionsverdacht
Menschenrechtslage
Nebeneinkünfte
Schmiergeld
Staatsanwaltschaft Frankfurt
Verteidigungsausschuss
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • A. S.
    Und das letzte Hemd hat keine Taschen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. S.
    Sie sind für die Kommentarfunktion gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. A.
    Haben den die im Bundestag schon Ferien?🤔
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. E.
    Wäre sie mal besser daheim geblieben...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. S.
    Nun ist die gute Frau tot und der Bundestag setzt die Flaggen auf Halbmast.

    Eine Bundestagsabgeordnete die in politische Skandale verwickelt war und eine Bundestagsabgeordnete die mitten in der größten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kriese seit dem 2. Weltkrieg wohl privat eine Urlaubsreise nach Varaderoro, dem Ballermann Kubas unternimmt bzw. das Land verlässt.

    Ein Verlust für den Bundestag ist sie jedenfalls nicht. Kann man nur hoffen, dass eine integere Persoen nachrückt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. S.
    Wieso fragt denn keiner hier ob die Geldzuwendungen von Aserbaidschan auch was zählbares gebracht hat?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • I. F.
    Was zählbares bestimmt...

    ...aber für wen? Wohl nicht für das Volk dieses "Volksvertreters".
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. B.
    Wer so alles "Volksvertreter" ist....?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. K.
    Und erwischen lassen die sich auch noch. So was hätte es früher nicht gegeben.
    Früher gab es halt noch grosse Teppiche und grosse Besen sowie Parteipersonal das damit umgehen konnte.
    Auffällig ist allerdings die Häufung der Fälle in der Union. Regierungspartei halt und damit lohnendes Ziel für Geldgeber, aber nicht allein und auch nicht überall.
    Jetzt warte ich freudig auf eine empörte Reaktion der AfD die ich ätzend kommentieren kann.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • U. A.
    Ganz schlimme Finger. Pfui.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. T.
    Wenn ich mich zum Politiker wählen lasse nehme ich auch Gelder an gehört heute zum guten Ruf.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. S.
    "Privat in Kuba!" Und das sollen wir glauben? Manche tun´s. "MeToo!"
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. A.
    So tragisch so ein Lebensende auch immer ist, irgendwie wird man den Verdacht nicht mehr los das unsere gewählten Politiker gar nicht mehr wissen für was sie gewählt wurden, so lebensfremd sind viele. Fliegen privat nach Kuba und co. in in Corona Zeiten und predigen gleichzeitig das Volk soll zu Hause bleiben. Da brauchen sich unsere Volksvertreter nicht mehr wundern wenn sie keiner mehr für ernst nimmt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. B.
    An austroewer:
    Ich hatte das gelesen, es war Thema. Muss die MP in Schutz nehmen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. N.
    Das Thema "Lintner, Aserbaidschan und Geld" geht seit Jahren immer wieder durch die Presse.
    Offensichtlich geschieht zur Zeit endlich etwas von staatlicher Seite zu dieser Geschichte.
    Vielleicht kommt ja jetzt endlich mehr Licht ins Dunkel...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. B.
    Ich habe das Gefühl, dass wir in Deutschland Bananen anpflanzen sollten um unseren politischen Ruf gerecht zu werden. Da haben die CDU/CSU Politiker einen immensen Schaden verursacht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • T. H.
    Privat in Kuba. Interessant, wird uns nich ständig gesagt, wir sollen Zuhause bleiben.
    Gilt halt nicht für Politiker.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. F.
    Es ist doch nicht zu glauben! Ich bin schockiert. Sowas hätte ich nicht für möglich gehalten, in Deutschland. War das auch schon Thema in der Mainpost, 2020? Aufhebung der Immunität, Hausdurchsuchungen.... oder hat man nur über Corona geschrieben und die Politiker "geschont"?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. S.
    Ja, gab es: https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/muennerstadt-razzia-bei-eduard-lintner-art-10397095
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Sie müssen die Zeitung schon aufmerksam lesen. War schon oft Thema!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten