
Zum Artikel "Bad Brückenau: Fakten, Ängste und Appelle zum geplanten Flüchtlingsheim" vom 7. Februar 2025 erreichten die Redaktion folgende Schreiben.
Beim Bad Brückenauer Staatsbad handelt es sich um das Juwel unserer Kurstadt, dort liegen mehrere Privatkliniken im Hochpreissegment, unter anderem die erst kürzlich für viele Millionen sanierte Klinik Regena. Diese liegt sogar genau gegenüber der geplanten Unterkunft.
Aus meiner Sicht hätte sich die Regierung von Unterfranken in der Kurstadt Bad Kissingen erst gar nicht getraut, ein ähnliches Ansinnen zur Errichtung eines Asylheims in vergleichbarer Größenordnung im Kurbezirk an die dortige Stadtverwaltung zu richten.
Es ist bekannt, unter welchen infrastrukturellen und finanziellen Problemen die Stadt Bad Brückenau zu leiden hat. Dass eine solche Einrichtung jetzt gerade dort implementiert werden soll, wo gottlob noch ein Geschäftsmodell der gebeutelten Stadt, nämlich der Kurbetrieb, funktioniert, ist für mich vollständig inakzeptabel.
Auch handelt es sich bei der Einrichtung mit 85 Geflüchteten um eine relativ große Einheit, welche sich schlechter kontrollieren lassen dürfte als kleinere Einrichtungen. Ich befürchte, dass sich hier eine negative Eigendynamik entfalten könnte.
Die Stadt Bad Brückenau arbeitet bekanntermaßen in vielerlei Hinsicht am Limit. Aus meiner Sicht wird es nicht möglich sein, diese Anzahl von Geflüchteten im besten Sinne des Wortes zu versorgen, weder medizinisch noch psychologisch, verwaltungstechnisch, verkehrstechnisch oder beim Erlernen der deutschen Sprache. Auch eine Integration durch Aussichten auf einen Arbeitsplatz ist in der beschränkten ländlichen Struktur nicht gegeben.
Dazu kommt, dass viele Bürgerkriegsflüchtlinge traumatisiert sind. Weder die Stadt Bad Brückenau noch der Landkreis Bad Kissingen hat die Kapazitäten, um entsprechende Behandlungen ausreichend anzubieten. Bei dieser Gesamtkonstellation befürchte ich, dass sowohl die untergebrachten Menschen mit der Situation unzufrieden sein werden, als auch die hiesige Bevölkerung. Das könnte aus meiner Sicht zu Frust, Ärger und Aggressivität führen.
Dass in der Sondersitzung des Stadtrats alle beteiligten staatlichen Stellen beteuert haben, dass mit Problemen nicht zu rechnen sei, war nicht anders zu erwarten. Ich habe allerdings meine Zweifel.
Aus meiner Sicht wären sowohl die Stadt Bad Brückenau als auch das Regierungspräsidium gut beraten, gemeinsam einen anderen Standort zu suchen. Die Kommunalautonomie ist ein hohes Gut und sollte in dieser Art und Weise von übergeordneten staatlichen Stellen nicht komplett übergangen werden.
Holger Weismantel
97769 Bad Brückenau
Mit großer Erschütterung habe ich die Stellungnahmen von Herrn Seban und Herrn Stumpe gelesen. Es geht hier um Menschen, die untergebracht werden müssen und oft vor Krieg und Verfolgung geflohen sind. Es sind auch Familien mit Kindern dabei, die man nicht weit weg von Zivilisation und anderen Menschen unterbringen darf.
Die Aussage, dass die Immobilienpreise Schaden leiden und Eigentumswohnungen weniger wert werden, ist einfach nur menschenverachtend und zutiefst beschämend. Ich finde das C nicht mehr in den sogenannten christlichen Parteien, todtraurig. Wo bleibt die Menschlichkeit?
Im Jahr 1988 kamen, wie Herr Pfister berichtet, Iraner und Iraker, lauter junge Männer damals, in die Gartenhofstraße. Wir haben damals in Bad Brückenau gewohnt und uns mit ein paar Gleichgesinnten zusammengetan und viel mit den geflüchteten Männer zusammen gemacht: Neujahr gefeiert, ein gemeinsames Osterfrühstück veranstaltet, Ausflüge unternommen.
Unsere Kinder von fünf bis elf sind gerne mit in die Unterkunft gegangen. Wir haben versucht, die neuen Mitbürger anzunehmen und haben sehr gute Erfahrungen gemacht.
Ich wünsche mir sehr, dass nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen wird, mit dem Tenor: Migranten sind an allem schuld. Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer hat eindrücklich gesagt: Es gibt kein deutsches, afghanisches, ukrainisches oder russisches Blut, es gibt nur menschliches Blut. Sei ein Mensch!
Renate Blumenstingl-Deitmer
97762 Hammelburg