
Es ist wie bei der Feuerwehr: Die Rhöner Bergretter sind 365 Tage im Jahr einsatzbereit. Etwa 30 Mal wurden zum Beispiel die Oberbacher 2017 zu Einsätzen gerufen, sagt Bereitschaftsleiter Johannes Voll. Die Einsätze nehmen bei den Kollegen in Bayern allgemein zu, hat er beobachtet, vielleicht weil es immer mehr Freizeitaktivitäten und Großschadensereignisse gibt. Wer anderen Menschen in unwegsamen Regionen zur Hilfe kommt, braucht geländegängige Fahrzeuge, die man dann auch sicher unterstellen will. Doch da haben die Oberbacher gerade ein Problem.
Die Garage, die sie ihr eigen nennen, ist zu klein für ihr neues Rettungsfahrzeug, einen VW Amarok, den sie erst 2017 erwarben. Teile der Ausstattung mussten bereits angepasst werden, um das Fahrzeug überhaupt in das Häuschen einfahren zu können, sagt Voll. Denn schließlich stehen dort noch zwei Anhänger und der auch relativ neue (2013) Quad ATV mit Raupenantrieb. Da muss beim Ausfahren manchmal schon ein bisschen hin und her rangiert werden, wodurch im Notfall auch wertvolle Zeit verloren gehen kann. Deshalb wollen die Bergretter ihre Rettungswache jetzt um das Doppelte vergrößern.
Erst 1991 wurde das bestehende Gebäude errichtet. Früher waren dort in der Garage ein Bus und ein Motorschlitten untergebracht. Das sei verkraftbar gewesen, sagt Voll. Inzwischen ist die technische Ausstattung jedoch weitaus umfangreicher und das neue Auto ist viel wuchtiger, drückt es Voll aus.
Die geplante Fahrzeughalle soll jetzt sieben mal zehn Meter groß gebaut werden und zwei Tore haben, erklärt der Bereitschaftsleiter die Dimension.
Zuschüsse beantragt
Mit 65 000 Euro Kosten müssen die ehrenamtlichen Bergretter für ihren neuen Garagenanbau rechnen. Doch wie sie das finanzieren sollten, war ihnen zunächst schleierhaft. Denn für die Bergwacht, die zum Bayerischen Roten Kreuz gehört, sei kein Etat vorhanden, sagt der Bereitschaftsleiter. Es gebe aber immerhin am Ende des Jahres für die Standorte eine kleine finanzielle Ausschüttung vom Freistaat. Hinzu kommen kleinere Beträge, die die Bergretter für ihre ehrenamtliche Hilfe bei größeren Veranstaltungen wie dem BraveheartBattle geltend machen.
Die Halle muss also im Prinzip aus Eigenmitteln finanziert werden, sagt Voll. Inzwischen gibt es jedoch Licht am Tunnelende: Sowohl die Bad Brückenauer Rhönallianz als auch der Markt Wildflecken signalisierten, je 7500 Euro zum neuen Anbau beizutragen. Im jüngsten Kreisausschuss zeigte man ebenfalls Verständnis und fasste einen Zuschuss von 15 000 Euro ins Auge.
Die Bergwacht Oberbach gibt es seit 1975. Heute sind 29 Freiwillige mit von der Partie. Das sind momentan fünf Frauen und 24 Männer zwischen 18 und 73 Jahren, die im Ernstfall einsatzfähig sind. Sollte dann der Piepser losgehen, machen sie sich schleunigst auf den Weg. Was sie erwartet, wissen sie vorher meist nur ansatzweise. Die Bandbreite der Einsätze ist dabei groß: Einmal brach sich zum Beispiel eine Frau in der Rückegasse im Wald die Hüfte und musste von den Rettern befreit werden, erzählt Voll.
Zum Teil ungewöhnliche Einsätze
Ist der Arnsberglift im Winter in Betrieb, werden die Freiwilligen natürlich oft hinzugezogen, wenn Snowboarder oder Skifahrer sich Brüche an Armen und Beinen zuziehen. Besonders ernst wurde es, wie sich der Bereichsleiter erinnert, als einmal ein Muldenkipper in einem Steinbruch den Berg runter rutschte und der Fahrer dabei schwer verletzt wurde.
Und dann erinnert sich Voll auch noch an einen eher ungewöhnlichen Einsatz vor drei bis vier Jahren in der Nähe von Burkardroth: Dort hatten Soldaten der holländischen Armee gerade einen Übungseinsatz unweit eines Waldes. Weil der Wind damals plötzlich umschlug und aus einer nicht vorhergesehenen Richtung blies, landeten die Fallschirmspringer des holländischen Heeres zuhauf in den Baumwipfeln und mussten von den Oberbacher Bergrettern befreit werden.