Es ist ein Albtraum aller Eltern, den Mitchell Young erlebt hat. Sein Sohn Linus bekommt in der Nacht keine Luft, doch im nächsten Krankenhaus nimmt sich niemand Zeit für den Achtjährigen. An der Notfallglocke des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Bad Kissingen wird der Elfershäuser weggeschickt. "Ich weiß den genauen Wortlaut nicht mehr, aber sinngemäß hieß es, dass keine Kapazitäten frei sind und wir weiter ins Leopoldina nach Schweinfurt fahren sollen", sagt Young, noch tags darauf fassungslos. Auch einen anderen Vater mit Kind habe man kurz zuvor bereits nach Schweinfurt verwiesen, sei ihm an der Sprechanlage gesagt worden. Rund 25 Kilometer trennen die beiden Krankenhäuser.
Auf Anfrage dieser Redaktion bestätigt Ozan Kuhn, Pressesprecher am St.-Elisabeth-Krankenhaus, die Vorfälle und räumt ein, dass es nicht zu diesen hätte kommen dürfen. "Die Vorkommnisse machen uns sehr betroffen", heißt es in einer Stellungnahme der Klinik. Das Krankenhaus sei personell gut ausgestattet. "Die Kinder hätten von einem Arzt oder einer Ärztin unserer Klinik gesehen und untersucht werden müssen, bevor über das weitere Vorgehen entschieden wird", so Kuhn. Das gelte für jeden Notfall und sei in der Dienstanweisung für die Notaufnahme festgeschrieben. In diesem Fall sei dies allerdings nicht eingehalten worden.
Weil Linus inzwischen wieder ruhiger atmet, entscheidet sein Vater sich in der Nacht, lieber die 15 Kilometer zurück nach Hause anstatt nach Schweinfurt zu fahren. "Es hat eine ganze Weile gedauert, aber irgendwann ist er dann eingeschlafen. Es geht ihm Gott sei Dank wieder gut", sagt Young. Er vermutet einen Pseudokrupp-Anfall. Dabei entzündet sich die Schleimhaut am Kehlkopf und an den Stimmbändern. Sie schwillt an und die Atemwege verengen sich.
Mit ruhiger Stimme spricht Young am Telefon über die Nacht, doch der Vorfall hat ihm zugesetzt: "Ich war wie vor den Kopf gestoßen", sagt der 34-Jährige. Am frühen Morgen hatte er sich per E-Mail unter anderem an die Klinik und auch an diese Redaktion gewandt und die Geschehnisse der zurückliegenden Stunden geschildert.
Gegen 2 Uhr morgens weckt ihn sein weinender Sohn. Der Junge bekommt schlecht Luft, kann kaum sprechen. "Ich habe versucht ihn zu beruhigen", sagt Young. Als Hausmittel wie kühle Luft und kaltes Wasser nicht helfen, weckt er seine sechsjährige Tochter - die Mutter ist derzeit auf Kur - und fährt mit den beiden Kindern ins Bad Kissinger Krankenhaus.
"Bei einem Erwachsenen hätte ich ja vielleicht noch Verständnis. Aber dass man mit einem Kind so abserviert wird, finde ich schon dreist", sagt Young über die Abweisung an der Notfallglocke. Im Nachhinein fragt er sich: "Vielleicht hätte ich lieber einen Krankenwagen rufen sollen. Aber da denkt man in diesem Moment nicht großartig drüber nach. Vielleicht geht es da ja um Minuten und ich hatte selbst panische Angst."
In seiner E-Mail schreibt Young: "Wozu gibt es eine Notfallstation? Was läuft hier bitte falsch?" An der aktuellen Patientenzahl habe es wohl nicht gelegen. "Wir reden hier von einem Kind mit acht Jahren, nachts um 2.30 Uhr in Bad Kissingen. Mein Kind wurde nicht einmal angeschaut, um die Situation einschätzen zu können und uns etwas die Angst zu nehmen." Und, wird er deutlich: "Das ist für mich unterlassene Hilfeleistung."
"Dafür entschuldigen wir uns bei den Eltern", sagt Krankenhaus-Sprecher Kuhn. Mit Mitchell Young habe man bereits Kontakt aufgenommen, auch seien Gespräche mit den beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geführt worden. "Sie haben erkannt, dass dieses Vorgehen definitiv nicht in Ordnung war, bedauern dies sehr und entschuldigen sich ebenfalls dafür." Der Fall habe personalrechtliche Konsequenzen. Und, heißt es von Seiten des Krankenhauses: "Das Vorkommnis haben wir zum Anlass genommen, die Teams von Zentraler Notaufnahme und Empfang für das korrekte Vorgehen zu sensibilisieren, damit sich solche Ereignisse nicht wiederholen."
Young bestätigt das Gespräch mit den Krankenhaus-Verantwortlichen: "Der Ärztliche Direktor Pavol Klobusicky hat angerufen und sich entschuldigt. Er teilt meine Meinung, dass dies definitiv kein richtiges Verhalten war." Hat Young die Entschuldigung angenommen? "Ich habe mich lediglich bei ihm für die Kontaktaufnahme bedankt", sagt der Elfershäuser.
Unabhängig davon, hätte das Krankenhaus niemals so handeln dürfen! Ich denke und hoffe aber, dass man daraus lernen wird......
Ein Pseudokrupp-Anfall ist tatsächlich sehr beunruhigend.
Schön, dass es dem Kind wieder besser geht!
Ist zwar nicht Thema des Artikels, aber:
Ich empfehle trotzdem unbedingt einen Besuch beim Kinderarzt mit Schilderung der Symptome. Wenn es Pseudokrupp war, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es wieder passiert. Ein Notfallmedikament (verschreibungspflichtig) daheim zu haben, ist Gold wert!
Aber natürlich ist es nie verkehrt, ein Notfallmedikament da zu haben. Viele Kinder machen in jungen Jahren einen oder mehrere Pseudo-Krupp-Anfälle durch, und das ist für alle Beteiligten beängstigend und erschöpfend.
Werden Sie vielleicht vom Krankenhaus bezahlt oder sind Sie da beschäftigt.
Über so eine Aussage kann man nur den Kopf schütteln.
Das ist unterlassene Hilfeleistung
Das Krankenhauspersonal müsste entlassen werden - Fristlos! Für so ein Verhalten gibt es keine Entschuldigung! Im Nachhinein weiß man, dass es bei dem Jungen "nicht so schlimm" war, aber es hätte auch anders ausgehen können.
Zum Glück (!) ging es dem Kleinen offenbar schon wieder etwas besser. Nicht auszudenken, wenn es nicht so gewesen wäre.
Der Artikel https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/mit-corona-aus-der-klinik-entlassen-ohne-wissen-der-familie-art-10566552 zeigt, dass es immer wieder zu Vorfällen kommt ,die es nicht geben sollte. Das ist nunmal der große Mist, dass sich keiner dafür einsetzt in Bad Kissingen, als zentrale Stad,t ein staatliches Krankenhaus zu erstellen, damit man diesen nur für ihr Aktienklientel auf Gewinn und Umsatz orientierten Aktienkrankenhäuser, den Garaus macht. Es ist ohnehin schon eine Schande, dass es hier keine Geburtenstation mehr gibt.
Mir wurde am Telefon gesagt, dass der Nachbar zum Hausarzt soll ?? Um 23 Uhr ??? ich solle ihn hinbringen, dabei war der Nachbar seit über 10 jahren bei keinem Arzt mehr und hatte gar keinen sogenannten Hausarzt.
Nur unter Drohung meinerseits, dass ich die Presse und Polizei einschalten würde, kam dann nach über 20 Minuten ein Notarzt. Das ist die Notfallversorgung hier bei uns.
Als meine Frau starke Schmerzen hatte vor einiger Zeit, bin ich schnurstracks mit ihr direkt ins Krankenhaus gefahren. Das ist meine persönliche Erfahrung mit dem Notruf
Oder wurde der Vater in Ihren Augen zurecht weggeschickt, nur weil er überfordert war und selbst gefahren ist statt den Notruf zu wählen????
Man könnte sagen : Frage nicht verstanden , setzen Note ungenügend !!!
Es geht einzig und alleine darum das er den Notdienst des Krankenhausen in einem dringenden Fall nicht in Anspruch nehmen konnte.
Und wenn sie dies auch jetzt noch schön reden und den Vater beschuldigen falsch
gehandelt zu haben , kann ich nur mit dem Kopf schütteln.