Eine kleine Zeitungsannonce sorgte dieser Tage für Aufsehen. Die Motorseglergemeinschaft e.V. Bad Kissingen hat sich zum Jahreswechsel aufgelöst. Wie es mit dem Flugsport in Bad Kissingen weitergeht, klärt eine Nachfrage dieser Redaktion bei Matthias Albert. Er ist der Vorsitzende der namensverwandten Segelfluggemeinschaft Bad Kissingen e.V. "Beim Flugbetrieb ändert sich durch die Auflösung nichts", betont er mit Verweis auf die Hintergründe der Entscheidung.
Flugzeug übernommen
Denn für die Öffentlichkeit ziemlich leise ist die Motorseglergemeinschaft mit ihrem Schwerpunkt Ausbildung in den vergangenen Jahren in der Segelfluggemeinschaft aufgegangen. Dies betraf neben den Mitgliedern auch das vorhandene Flugzeug. 2016, als die Motorseglergemeinschaft noch auf eigenen Beinen stand, hatte sie laut einem damaligen Sprecher noch ein Dutzend Mitglieder.
Nach dem Übergang des Vereinslebens war die Auflösung nur konsequent, resümiert Albert. Längst Vergangenheit sind damit juristische Auseinandersetzungen, die sich Mitglieder der Motorseglergemeinschaft Mitte des vergangenen Jahrzehnts geliefert hatten.
Vereinspolitisch galt die Lage in der Au ohnehin lange als schwierig. Bereits seit 2017 tritt dort der über viele Jahre maßgebliche Fliegerclub nicht mehr in Erscheinung . Um die Vorgeschichte zu erklären, muss Albert länger ausholen. Denn das kam so: Nachdem sich die Sparten Motor-, Segel- und Motorsegelflug in den 1990er Jahren als Vereine selbstständig gemacht hatten, wirkte der Club als Dachverband der Beteiligten.
Bewegung kam 2016 in diese Vereinslandschaft, als die Motorflieger nach anhaltenden Differenzen austraten und nach Hassfurt wechselten. 2017 folgte die Verschmelzung von Fliegerclub und Segelfluggemeinschaft. Letztere war ab sofort namensgebend.
Pioniere der Lüfte
Mit Blick nach vorne freut sich die Segelfluggemeinschaft mit aktuell 58 Mitgliedern auf die Feier ihres 100-jährigen Bestehens im Jahr 2023. Das geplante Fest markiert gewissermaßen einen Schritt zurück zu den Wurzeln. "Wir sind wieder der einzige Verein in der Au", beschreibt Albert die Ausgangslage.
In den Anfangsjahren des Segelfluges gehörte der Verein zu den wenigen seiner Art. Er profitierte dabei von der Nähe zur Wasserkuppe als Wiege der motorlosen Fliegerei. Wagemutig starteten die Piloten zu Abgleitern an Hängen etwa in den Schwarzen Bergen per Gummiseil.
Zur Würdigung der Vereinspioniere soll es in zwei Jahren auch ein Treffen mit historischen Flugzeugen geben. Zu den Ausstellern wollen die Bad Kissinger Piloten selbst gehören. Unter erschwerten Corona-Bedingungen haben sie mit der Grundüberholung eines betagten Segelfliegers und eines Motorseglers aus dem Jahr 1973 begonnen. Letzteren hat der Verein von der Gesellschaft historischer Luftfahrzeuge übernommen.
Arbeiten ruhen aktuell
Wann die Arbeiten abgeschlossen sind, ist noch offen. Denn wegen der Hygieneregeln ruhen viele Vereinsarbeiten von den Wartungsarbeiten an den übrigen Flugzeugen bis zur Pflege des Geländes weitgehend.
Schon im Vorjahr waren die Flugaktivitäten mit den fünf Segelflugzeugen, zwei Ultraleichtflugzeugen, einem Ultraleicht-Segelflugzeug und zwei Motorseglern stark eingeschränkt. Das betraf auch die Rundflüge über Bad Kissingen und die Rhön. "Wir hatten keinen einzigen Passagier", beschreibt Vorsitzender Matthias Albert die besonderen Umstände. 2019 hatten sich noch knapp 200 Fluggäste die Gegend von oben angeschaut, so der Vereinsvorsitzende.
Fortgesetzt hat der Verein im zurückliegenden Jahr die Ausbildung von rund zehn Flugschülern, drei neuen Bewerbern wurde aber wegen der unklaren Lage mit Corona abgesagt. Ausgebildet wird in der Au gewöhnlich bis auf Hubschrauber fast alles was es an Freizeit-Fliegerei gibt, vom Ultraleichtflug über Ultraleichtflugzeug-Segeln, Segeln, Motorsegeln und Motorfliegen. Immer ungeduldiger warten die Piloten auf das Ende des Lockdowns, um auch mit Blick auf das bevorstehende Fest durchzustarten.